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Paolo Maldini – la 3 solo per te

Am Sonntag verabschiedete sich der Kapitän des AC Milan, Paolo Maldini, in seinem 901. Spiel für die Rossoneri von seinem Publikum und seinem Stadion. Maldini stand für seinen Verein achtmal in den Finals des Europapokals der Landesmeister bzw. der UEFA Champions League, fünfmal konnte er den wichtigsten Pokal des europäischen Fußballs in die Höhe stemmen. Sieben italienische Meisterschaften, fünf europäische Supercups. zwei Weltpokale, fünf italienische Supercups und ein Pokalsieg markieren die 25 Spielzeiten, die er mit dem AC Milan durchlebte. Vieles hat sich geändert seit 1985, als er das erste mal für dieselbe Mannschaft wie sein Vater Cesare Maldini auflief: Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt wurden damals verurteilt, Bangemann wird als Nachfolger von Genscher Bundesvorsitzender der FDP, der französische Geheimdienst versenkt das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ im Hafen von Auckland und Sat 1 geht das erstemal auf Sendung. Und Paolo Maldini spielt immer noch Fußball, am nächsten Sonntag das letzte mal für den Nachfolger von Franco Baresi als Kapitän.

Es hätte ein besonderer Tag werden sollen. Bei 30 Grad im Schatten füllte sich das San Siro-Stadion schon lange vor Spielbeginn, Panini verschenkte eine Sonderausgabe des Sticker-Albums mit allen 24 Bildern Maldinis, 70.000 weiße Maldini-Schals sorgten vor Spielbeginn für eine Gänsehaut-Atmosphäre, dutzende handgemalte Transparente zeugten von der Bedeutung dieses Spielers für einen Verein, der mit Maldini alles gewonnen hat, was es im europäischen Clubfußball zu gewinnen gibt. Die Spieler des AS Roma betraten mit einem ehrenden T-Shirt den Platz, der AC Milan mit dem neuen Shirt für die Saison 2009/2010, die erste ohne „il capitano“, seit ich Fan bin. Alles war bereit für einen bewegenden Fußballnachmittag, ein gebührendes Fest für einen der ganz wenigen verbliebenen Fußballer aus einer anderen Zeit, einer anderen Generation. Zanetti und Alex del Piero hatten sich bereits vor dem Spiel respektvoll geäußert, Roma-Ikone Francesco Totti nahm ihn nach dem Spiel in den Arm. Zeichen des Respekts für Maldini, der seit seinem 10. Lebensjahr für Milan spielt – von gegnerischen Fans, sportlichen Rivalen, Schiedsrichtern und Journalisten. Niemals hörte man eine abfällige Bemerkung oder ein Wutausbruch gegenüber dem Gegner, keine Geschichten von Diskothekenbesuchen oder lustigen Abenden mit Fotomodellen, kein Vereinswechsel, keine Wechselgerüchte, keine „Home-Stories“. Paolo Maldini war ein Ausnahmeathlet, der mit 41 Jahren noch einer der besten Verteidiger der Serie A ist, nicht grundlos drängten ihn Trainer und Clubeigner bis zuletzt, doch noch eine Saison zu verlängern.

Ein Spieler, der Milans Geschichte geschrieben hat, der seinen Farben ein Fußballerleben lang die Treue gehalten hat und das Team in 24 Jahren in 8 Champions-League/Landesmeisterpokal-Finals und zu 7 Meisterschaften geführt hat. Respekt? Solchen Spielern müsste im Zeitalter des modernen Fußballs, wo eine Mannschaft für einen Spieler nur jeweils das Sprungbrett für den nächsten, höher dotierten Vertrag ist und sich die Fans als die wahren Bewahrer von Farben und Tradition halten. Eben jenen ist es gelungen, den Abschied von Maldini zu ruinieren. Selbst die vielgehassten Fans des Stadtrivalen Inter ehrten Maldini im letzten Derby mit Applaus und einem wunderschönen Spruchband. Auch die heimische Curva Sud, ehemals Sitz der treuesten der treuen Tifosi, verabschiedete ihren Kapitän mit zwei striscioni:

„Herzlichen Dank für die 25 Jahre deiner großartigen Karriere von denen, die du Söldner und Lumpen genannt hast.“

„Danke Kapitän. Auf dem Platz unerreichbarer Champion, aber es fehlte dir an Respekt für die, die dich reich gemacht haben.“

Respekt? Es ist bekannt, dass das Verhältnis von Maldini und Curva nicht eben ein idyllisches war, aber dass die Curva es sich nicht nehmen ließ, einem solchen Spieler das Fest zu verderben, stimmt traurig. Daran kann auch nichts ändern, dass 70.000 Fans nach dem Spiel stehend Applaus spendeten, als er sich zur Stadionrunde aufmachte – eine von 4 Seiten des San Siro begleitete ihn mit einem riesigen Franco Baresi-Shirt mit der Nummer 6 und Sprechchören wie „Franco Baresi“ oder „Es gibt nur einen Kapitän“. Weder der sichtbar wütende Carlo Ancelotti noch sein vermutlicher Nachfolger auf dem Trainerstuhl, Leonardo, konnten Maldini dazu bewegen, die eigentlich geplante Ehrung auf dem Platz vorzunehmen. Er floh in die Umkleidekabine.

Natürlich, Maldini war den Tifosi nie so nahe wie zum Beispiel Gattuso, Ambrosini, Inzaghi oder der zurückgekehrte Shevchenko. Die „Nummer 3“ hat sich immer merklich zurückgehalten, wenn es um ein inniges Verhältnis zu den Fans ging. Es war sicher auch seinem Einfluss zu schulden, dass die Spieler des AC Milan niemals unter die Fankurve kamen, sondern nach Siegen wie Niederlagen maximal vom Mittelkreis gewunken haben. Und die sind ihrem Kapitän durchaus auch mit einer gewissen Kälte begegnet. Maldini war Zentrum ernsterer Fanproteste nach einer Heimniederlage gegen Parma 1996. Es war sein erstes Spiel als Kapitän, Milan unter der Führung von Fabio Capello steht nach den vollmundigen Versprechungen vor Saisonbeginn auf einem enttäuschenden 10. Platz. Nach einer schlechten Leistung dreht die Curva – gefolgt vom Rest des Stadions – den Rücken zum Spielfeld und beginnt nach Parmas Führungstreffer, Rauchbomben und Eier auf den Platz zu werfen. Ernste Unstimmigkeiten gab es auch nach dem erbärmlich abgeschenkten Champions-League-Finale in Istanbul 2005. Die Curva Sud beschuldigt die Spieler, sich in der zweiten Halbzeit (bei 3:0 Führung) gehen gelassen zu haben und identifiziert den Kapitän als Verantwortlichen, der die Mannschaft zu mehr Konzentration hätte aufrufen müssen. Auch nicht besonders elegant war auch seine Geste, welche die Fans zum Schweigen aufforderte, als diese nach Abpfiff (trotz des erbärmlichen Spiels wurde das Team über 90 Minuten unterstützt) ihren berechtigten Unmut über den lächerlichen Auftritt der Mannschaft gegen Werder Bremen kundtaten.

Trotzdem waren die Ereignisse nach Spielschluss unwürdig. Bei allen gefühlten Differenzen hätte man dieser Ikone des AC Milan einen gebührenden Abschied schenken müssen, aber leider haben Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit diesen schönen Tag verdorben. Und so tritt der legendäre Paolo Maldini als ein von allen, Mitspielern wie Gegnern, respektierter Fußballer mit einer beispielhaften Karriere ab – unter den Pfiffen „seiner“ Kurve. Und wenn jemand wie Maldini keinen Respekt verdient, ja wer denn dann? Maldini, dem selbst die Nordkurve von Inter salutiert, Maldini, der in 901 Spielen in der Schlacht niemals das Bein zurückgezogen hat, Maldini, das schönste Symbol der letzten zweieinhalb Jahrzehnte AC Milan. Ich erwarte ja keine Liebe, auch mir sind andere Spieler sympathischer, dafür war der Kapitän zu spröde und zu wenig volksnah – aber Respekt?

Giancarlo Capelli, Capo der Curva Sud, erklärt das Spektakel so:

„Es handelte sich um keinen Fanprotest, es war lediglich eine Präzisierung, um ihm zu verstehen zu geben, wie wir zu einigen seiner Äußerungen und Verhaltensweisen der letzten Jahre stehen. Auf der Stadionrunde gab es dann einige weniger schöne Episoden, aber auf keinen Fall war das ein Fanprotest.“

Und das hätte ich der Curva auch an jedem anderen Tag ja auch zugestanden. An jedem Tag außer dem 24. Mai 2009. Auch ich hätte mir gewünscht, dass Paolo ab und zu den Fans einen Gruß unter der Kurve zugestanden hätte, auch ich war wütend über seinen zum Mund geführten Zeigefinger nach der unentschuldbaren Leistung gegen Werder Bremen, auch ich halte Maldini nicht für einen unfehlbaren Menschen. Aber das sind lächerliche Kleinigkeiten vor dem Hintergrund einer solchen unwiederholbaren Karriere eines Spielers, der seine Farben geehrt hat, wie kaum jemand anderes in der Geschichte des modernen Fußballs.

„Ich bin stolz, keiner von denen zu sein“, äußerte er sich nach dem Spiel. Und ich kann es ihm nicht verdenken. Niemals wieder wird ein Spieler bei Milan die Nummer „3“ auf dem Trikot tragen – und es ist fast ausgeschlossen, dass jemals wieder ein Kapitän in seine Fußstapfen treten wird. Die Curva hat eine große Chance verstreichen lassen, Größe und Demut zu zeigen, anstatt mit einer unwürdigen „Abrechnung“ einen großen Fußballtag zu vergiften. Viele werden sich erinnern, wenn Ultràs wieder einmal Respekt für sich einfordern und die selbstverursachte Abseitsstellung gegenüber der riesigen Mehrheit der sonstigen Fans im Stadion spwielt nur denjenigen in die Hände, die Ultrà sowieso aus dem San Siro verdrängen wollen. Danke für 25 unglaubliche Jahre, Paolo, du hättest besseres verdient gehabt.

Vor einigen Monaten schon äußerte Maldini diesen Satz:

„San Siro war immer ein magischer Ort. Jetzt verlieren wir gerade diese Magie.“

23 Antworten auf „Paolo Maldini – la 3 solo per te“

also ich war an diesem tag im stadion und in der kurve,pfiffe und gesänge gegen ihn habe ich NICHT gehört die fahne von baresi wurde erst nach seinen zeigefinger runter gerollt und das trasparent (striscione) fand ich nicht so schlimm; was hätte er sich erwartet, wenn er denn ultras (auch FOSSA) keinen respekt zeigt. Und ausserdem, wie die FOSSA zu maldini stand steht klar und deutlich auf ihrem buch.
entschuldigung für die störung

hic sunt leones

avanti curva sud!

Ich war auch im Stadion und habe die Gesänge und Pfiffe sogar aus der gegenüberliegenden Kurve gehört. Dass man eure eigenen Aktionen von der Curva Sud aus nicht hören konnte, finde ich ungewöhnlich, aber youtube hilft dir hier sicher weiter bei der Meinungsfindung. Und mit der Fossa wäre so eine Schande niemals passiert, vollkommen gleichgültig, wie die Fossa zu Maldini stand.

Ansonsten finde ich es interessant, dass du die verteidigst, die für eure Auflösung verantwortlich sind. Schön.

Respekt, wem Respekt gebührt.

Noch ein paar Wortmeldungen:

Lombardi: „Die Ultràs haben nur darauf hingewiesen, dass der rotschwarze Kapitän in der Vergangenheit nicht immer respektvoll gegenüber den Fans war. Nach dem Finale in Istanbul hat er uns als Lumpen bezeichnet, weil wir sie ausgepfiffen haben um dann hinzuzufügen, dass die Zeitungen das ganze instrumentalisiert haben.“ Auch die Fahne von Baresi wurde erst ausgerollt „nachdem er uns mit beleidigenden Gesten bedacht hat. Und überhaupt glaube ich nicht, dass der Verein irgendwelche besonderen Festlichkeiten für Maldini vorbereitet hatte.“

Baresi „Es tut mir leid für Paolo, das hat er nicht verdient.“

Zambrotta: „Die Niederlage gegen die Roma gestern und die Proteste gegen Paolo Maldini waren keine schönen Ereignisse. Ich bin verbittert und auch ein bisschen wütend, auch für einen berechtigten Elfmeter.“

Zamparini: „Maldini ist der Fußball. Leider gibt es die Dummen überall.“

Ancelotti: „Das waren keine angenehmen Ereignisse, auch weil in den letzten 20 Jahren die Milan-Fans sicherlich den ersten Platz in der Rangliste der Freuden und Befriedigungen belegt haben. Ich fand diese Proteste sicherlich fehl am Platz.“

Und für die, die Italienisch können, hier die Erklärung der Curva Sud zum Thema sowie ein Interview mit dem Barone. Knapp zusammengefasst: Es ging nicht um den Spieler Maldini, sondern den Menschen, der sich nie mit der Curva identifiziert habe und über die Jahre beständig Beleidigungen geäußert habe. Das Baresi-Banner wurde erst nach den Gesten und Worten Maldinis gegen die Kurve ausgerollt. Außerdem spielt der Zeitpunkt der Proteste auch keine Rolle, auch beim Florenz- oder Juve-Spiel hätte das nichts geändert. Maldini kann nur Respekt von Menschen erwarten, denen er selbst Respekt entgegenbringt.

Hallo!

Ich hätte mal eine Frage und zwar in welchem Zusammenhang hat er sie als "Söldner" beschimpft? Also die Fans?

Wäre über eine Antwort sehr dankbar. Steht ja evtl. in dem italienischen Bericht, aber ich kann kein italienisch.

Danke schonmal!

Auf dem Flughafen nach dem erbärmlich vergeigten CL-Finale gegen Liverpool 2005 gab es hitzige Diskussionen zwischen Ragazzi der Curva, die den Spielern mangelndes Engagement vorwarfen und Maldini nahm das zum Anlass klarzustellen, was er von den Ultràs hält.

Hi ya pumpkin………..lol you and your soccer.
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By the way, I like you with green hair. And I always love the photos of Ezra, more of those too please.

Will call you soon. My homework is almost done professore!……….lol.

So what you’re asking for is basically a real estate blog with pictures of Ezra, right? Right, well, so…lemme think about it…green hair you said?

Zu Zeiten der Fossa wäre das nicht passiert. Oder, um es mit den Worten von Fabio Caressa auszudrücken: „La figura di m***a è quella di una parte della curva del Milan. Lo hanno detto tutti, lo sanno tutti. E‘ l’urlo sguaiato di chi ha perso visibilità e potere. Meno se ne parla e meglio è.“

“San Siro war immer ein magischer Ort. Jetzt verlieren wir gerade diese Magie.” – Das triffts wohl leider nur zu gut. Auch wenn es bitter schmerzt, und mir beinahe ein Tränchen ins Auge treibt ….

Wie gesagt, ich will mich gar nicht über die Hintergründe des Verhältnisses zwischen Paolo Maldini und Teilen der Curva auslassen, weil das auch gar nichts zur Sache tut. Wenn es der Curva um „die Farben“ geht, dann kann an einem solchen Tag einfach kein Streit ausgefochten werden, der womöglich zwischen Maldini und der Curva besteht. Es geht den Ultràs um die Farben und es ging Paolo Maldini (wie kaum einem anderen) sein ganzes fußballerisches Leben nur um die Farben. Und die Farben zu feiern, wäre gestern der passende Ort gewesen – etwaige Differenzen auf anderem Gebiet hatten gestern keinen Platz. Fakt ist, dass wir gestern vor aller Welt eine „figura di merda“ abgegeben haben- Warum, ist mir völlig egal.