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Barbaren und Mörder zeigen Flagge in Aberdeen

Unglaubliches trug sich zu beim Derby zwischen Aberdeen und Celtic in der Scottish Premier League, Saurons Heere, verstärkt durch zottelige Horden von barbarischen Mördern, Kinder und Frauen abstechenden Gewohnheitskriminellen und anderem lichtscheuen Gesindel, überquerte die Grenzen Mordors und fiel ins Pittodrie Stadium in den lush green hills des Auenlands ein. Ray Hepburn, einem todesverachtenden jungen Tausendsassa, gelang es gemeinsam mit seinen Freunden Boromir und Legolas, sich bis nach Gondor durchzukämpfen, um von den Ereignissen zu berichten. Ich will euch die Erzählung des blutigen Gemetzels nicht vorenthalten:

Während des schottischen Derbies fand sich eine Fahne der „Red Ultras“ im Block der Heimmannschaft.

Und damit endet der Bericht von den Vorkommnissen. Mehr war nämlich nicht passiert. Das reicht euch nicht?

Offensichtlich war unser Herr Hepburn aber trotzdem schon so verängstigt, dass er uns einen kleinen Exkurs in die Geschichte der Ultràs gönnt – besagtes Banner hatte ihm nämlich den Tag versaut, oder – wie er es ausdrückt:

The blatant flying of a ‘Red Ultras’ banner at Pittodrie during last weekend’s superb Aberdeen v Celtic match left a bad taste from an otherwise delicious Sunday lunch.

Blatant! Ein Banner mit dem Wort „Ultràs“ drauf! Unglaublich! Skandal! Im folgenden entspinnt sich ein ganz unterhaltsam zu lesender Bericht, der selbst die bekannt phantasievolle englische Sensationspresse in Ehrfurcht unserem tapferen Herrn Hepburn ewige Gefolgschaft schwören lassen müsste. In einem rhetorischen Kniff stellt er seinem Artikel voran, dass man eventuell schon zugestehen müsse, dass die Jungs dort nichts über den Ursprung des Wortes Ultrà wüssten und deshalb das ganze nur als Dummerjungenstreich zu bewerten wäre. Damit ist in einem spektakulären Eröffnungsgambit nämlich schonmal in Stein gemeißelt, wer hier das böse Wort genauestens kennt: der yours truly des Artikels. Und er lässt uns nicht lange im Unklaren, kommt seiner staatsbürgerlichen Pflicht nach und klärt uns auf, was sich hinter dem Wort „Waffen SS„…pardon…“Pol Pot„…umm…gleich hab ichs: „Ultrà“ verbirgt:

The history of Aberdeen’s casuals tells us they should be treated as potential criminals who are there to cause, at best, intimidation, and at worst, violence and damage. There is no reason on earth why law-abiding football fans of either team should have to rub shoulders with people who choose murderers as their mentors.

Potentielle Kriminelle“ also, die einzig dort sind, um einzuschüchtern, Gewalt und Schäden zu verbreiten! Menschen, die Mörder zu ihren Vorbildern erklären! Kein auf dem Boden des Rechtsstaates stehener Fußballfan sollte neben solchen Gesellen stehen müssen! Aus keinem Grund der Welt! Das Staccato seiner messerschafen Forderungen wird nur hier und da getrübt durch Versuche, langweilige Fakten beizumischen. Immerhin gab es eine Messerstecherei zwischen Ultràs der Roma und Middelsbrough-Fans, bei der 3 Verletzte zu beklagen waren. Gut, das war jetzt 2006 und von den Red Ultras aus Aberdeen war jetzt auch niemand direkt dabei, aber man muss den Anfängen wehren. Wo kämen wir denn sonst hin?

Nur zur allgemeinen Erinnerungsauffrischung streut unser Sherlock auch noch nonchalant den Fall Raciti vom sizilianischen Derby 2007 ein, ein toter Polizist macht sich ja immer gut. Dass die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft selbst vor der irgendwelcher Unvoreingenommenheit völlig unverdächtigen italienischen Justiz grösstenteils kollabiert sind und mittlerweile am wahrscheinlichsten gilt, dass der Mann von eigenen Kollegen überfahren wurde, sei hier mal nur erwähnt. Filippo Raciti ist tot und im Stadion waren Ultràs – wer da keinen Zusammenhang konstruiert, hat einfach keine Ahnung von Recherche. Und unser Meisterrechercheur hat sein Pulver noch lange nicht verschossen:

And nine months later a fan was killed by a stray police bullet after Lazio louts clashed in an ambush with Juventus Ultras in a service station.

Man sieht: Der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht! OK, diesmal war es ein Fan, der durch eine Polizeikugel getötet wurde und der Schütze steht unter Anklage wegen willentlichem Totschlag, weil er über zwei Fahrbahnen auf ein Auto geschossen hat, aber derlei Feinheiten aus der verworrenen Realität stören nur Hepburns stringente Argumentationslinie. Lazio-Pack hatte nämlich Juve-Ultras in einen „Hinterhalt“ gelockt und nur dem heroischen Vorgehen des Polizisten Luigi Spaccarotella war zu verdanken, dass das Auenland nicht damals schon in eine Wüste verwandelt wurde! Niemand sonst spricht von einem „ambush“ und niemand käme auf die Idee, die Todesschüsse auf Gabriele Sandri als Beispiel für die menschenverachtende Brutalität der Ultràs heranzuziehen, aber wir wollen uns ja nicht lange mit Fakten aufhalten, wenn es darum geht, schottischen Sesselpupsern mal so richtig das Grauen den Rücken hinunterzujagen. Und unser Mirror-Held hat nicht weniger vor, als einen Klassiker des Horror-Genres zu schaffen.

Wenn es schon italienische Klubs nicht schaffen, es mit dieser Übermacht an blutverschmierten „lifestyle criminals“ aufzunehmen, was soll denn dann die arme Grampian Police tun? Oder der FC Aberdeen, in dessen Spielstätte die grüne Saat des Massenmordes ihre grünen Spitzen zeigt. Was kommt als nächstes? Ethnische Säuberungen in der schottischen Liga? Fragt zurecht Kent Brockman…errr…Ray Hepburn. Die schottische Polizei muss etwas tun bevor Flaggen zu Messern werden.

It is high time the SPL brushed up on their intelligence, before flags become knives.

Mal abgesehen davon, dass es einigen klitzekleinen rechtsstaatlichen Prinzipien widerspricht, schonmal präventiv gegen Flaggenaufhänger vorzugehen, zitiert unser erbitterter Kämpfer für die Demokratie im Auenland im selben Absatz, dass Real Madrid wegen rechtsradikaler Sprechchöre ihrer „Ultras Sur“ im Spiel gegen Osasuna zu 2800 Pfund verurteilt wurde. 2800 Pfund! Da muss die Hölle los gewesen sein! Antonio Pulvirenti, Präsident von Catania, wird mit seinem bekannten Bonmot von Ultràs als „Barbaren“ zitiert, die den Verein „seit 3 Jahren als Geisel gehalten“ haben und der allein gegen die Übermacht an Orks nichts tun kann. Der selbe Pulvirenti im übrigen, dessen Catania dem F.C. Internazionale für das Spiel gestern Abend versprach, dass Inter „gegen eine ganze Stadt“ kämpfen müsse, nicht nur gegen eine Mannschaft und der ansonsten auch nicht eben ein Anhänger des fein ziselierten verbalen Floretts ist. (Der „Barbaren“-Ausspruch stammt übrigens aus der heißen Phase des Falls Raciti von vor 2 Jahren – alle danach erfolgten Entwicklungen, Fakten und Indizien fallen bei Hepburn natürlich unter den Tisch.)

Our game has enough potential for serious trouble with the bile and bigotry that flourishes in Glasgow without inviting this vile new cancer to our stands.

Ein bösartiges neues Krebsgeschwür hat also in Aberdeen seinen blutverschmierten, dreckigen Kopf erhoben (kann mir irgendjemand erklären, was bile and bigotry aus Glasgow damit zu tun hat?) und die untätige Polizei hat sich nicht um die Sicherheit der anderen Stadionbesucher, ja was sage ich, der ganzen schottischen Nation, wenn nicht gar ganz Mittelerde, getan:

That banner is a stain on Aberdeen FC – and clear proof that Grampian Police are not earning their lucrative match-day overtime.

Und was verdient unser Journalist für seine famose Gruselstory von der Fahne mit dem Wort „Ultras“ im Stadion von Aberdeen? Ich fasse das Theater in seiner ganzen Absurdität nochmal zusammen: Der FC Aberdeen spielt gegen Celtic und im Pittodrie Stadium hängt ein Banner „Red Ultras„. Genug für den Mirror, den Untergang des Abendlandes auszurufen sich ganz klar gegen Mörder, Messerstecher und Brandstifter im Stadion auszusprechen und nach dem harten Arm der Polizei zu rufen. Es wurden keine verfassungsfeindlichen Symbole verwendet, keine unpassenden Schlachtrufe erwähnt, keine Gewalttaten, keine exzessiver Alkoholkonsum, keine kalte Bratwurst – kein nichts. Es wurde das Wort „Ultras“ verwendet und ein tapferer schottischer Journalist klärt uns auf, warum dies vom Skandalpotential her gleichbedeutend ist mit einer farbigen Bandenwerbung für die „killing fields„.

Ich will mich auf gar keine weitere Analyse einlassen, dass man aus tatsächlich vorkommenden Gewalttaten und kriminellen Akten Einzelner genausowenig auf eine Gesamtschuld ganzer Bevölkerungsgruppen schließen darf, wie man das verlinkte Machwerk von mirror.co.uk zum Anlass nehmen darf, jetzt jedem Journalisten die grauen Zellen abzusprechen. Ich denke, der Mann sollte sich mal der Massenvernichtungswaffen in Mordor … scusa, im Irak… annehmen. Es gibt noch viel zu retten in Mittelerde!

19 Antworten auf „Barbaren und Mörder zeigen Flagge in Aberdeen“

Naja, man sollte meine obige Antwort jetzt nicht als Essenz meiner Ansichten zur Ultrà-Kultur sehen, da gibt es ja noch ein paar andere Artikel zum Thema hier auf altravita. Nichts läge mir ferner, als sie zu „überschätzen“ oder zu „ikonisieren“ – das machen die selber auch viel besser.

Mir würde eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Ultrà“ schon ausreichen. Und zwar ganz ohne Hysterie seitens der Massenmedien und unter Berücksichtigung des Umstandes, dass „Ultràs“ keine große, gleichgeschaltete, homogene Masse sind. Wenn dann im Gegenzug diverse Ultrà-Gruppierungen aus der Schmollecke kämen und den kritischen Pressevertretern wenigstens die Chance gäben, sich ein Bild zu machen, wäre schon viel gewonnen.

Ultràs sind nicht der Untergang des Abendlandes, auch nicht deren Rettung, einfach eine stark männlich geprägte Jugendkultur mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen.

Und ich kenne ein gutes Ultra-Blog! 😉

Ich glaube, diese dreiste und dumme Berichterstattung hat auch viel mit dem Wandel der englischen Liga zu tun. Wo Tickets mehr kosten als ein Tag in Disneyland, möchte man eben auch den geneigten wohlsituierten ein Bild bieten, dass Eventcharakter hat. Dabei kann es nicht sein, dass sich solche „Chaoten“ unter Ultra-Flagge im Stadion zusammen rotten und den obere Mittelschicht Pappi mit seinen 1,6 Kindern beim Schnittchen essen verschrecken. MMn. geht es darum und deswegen auch dieser Versuch eine Fahne als den Anfang eines Bürgerkrieges darzustellen. Das natürlich noch die 70er/80er Casual Erfahrungen da sind, mag mit ne Rolle spielen.
Aber mal im ernst, so hätte man das in Deutschland doch auch gerne, Fußball als reiner Eventcharakter für die Familie die auch gerne mal nen Hunni im Stadion lässt. Da stören doch mackrige Jungultras in Cahartt-Uniform oder besoffene Prollos nur. Ist halt wie im Phantasialand, da wird auch jeder entfernt, der betrunken ist. It´s about an image, boy.

It’s about money. Ultràs mit ihrer konsequenten Ablehnung der Auswüchse des modernen Fußballs, als Verweigerer des Kaufs von Fan-Devotionalien, ihrem Bestehen auf den billigsten Plätzen, ihrer kritischen Unabhängigkeit haben natürlich nirgendwo eine Lobby. Der oben zitierte Artikel ist sicher auffällig doof, aber die Gleichsetzung von Pyrotechnik mit Genozid ist doch mittlerweile Bestandteil des „Handbuchs des kleinen Sportjournalisten“.

Sie sind halt -nunja – tatsächlich das Sprachrohr der Fananhängerschaft. Eben weil sich Schnubbiwilli in der Kutte mit Dosenbier kaum imstande sieht, seine Wünsche gegenüber dem Verein zu artikulieren. Allerdings seh ich in deiner Antwort ein bisschen die Gefahr, die Ultras zu überschätzen, bzw. sich zu ikonisieren. In vielen Fällen haben Ultras schon mehr mitgetragen an Veränderungen als gut war, eben dadurch das sie dann doch wieder ins Stadion gelatscht sind (bei der Fortuna in Köln hats schöne Ergebnisse gebracht, als die organisierten Ultras mal ein Heimspiel draussen vorm Stadion geblieben sind, Ergebnis, die Stehplätze für 5 Euro sind wieder offen). Wie gesagt ich geb dir recht, aber Artikel wie der oben sind nicht gerade überraschend (vielleicht ist der noch überraschend wegen seiner überdreisten Dummheit), aber auch hier in einem Land, in dem selbst die kritischsten unter den Ultras noch so Käseblätter wie den Kicker oder die SportBILD lesen, die vor Alt-Herrenmief nur so trieft (nicht das dadurch der 11-Freunde-Leser=Studenten-mit-Retro-Trainingsjacke Chique hervorgehoben werden soll), muss auch nicht allzuviel erwarten.
Die Schaffung eines guten, unabhängigen Sportjournalismus gelingt ja nach wie vor nicht. Während man sich sonst soviel bei anderen SubKulturen abgeschaut hat (manchmal gleichen Bahnhöfe wie Düsseldorf oder Köln an nem Samstag Mittag eher einer Antifademo), hat man das mit der kritischen Gegenöffentlichkeit noch nicht so ganz raus. Sicherlich auch, weil wie du schon in anderen Bereichen erwähnt hast, kriminelle Elemente innerhalb der Ultra Bewegung für Misskredit sorgen, aber auch, weil man es nicht schafft, für sich und die Sache eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Sondern lieber in seinem „Szenezirkel“ verkehrt. Wo gibts denn gute Internetblogs von und über die Ultraszene? (ich mein jetzt nicht die dumpfen hooligan prollos von ultras.ws oder die blogs mit den choreowichsbildchen). Ohne Gegenöffentlichkeit, kein Wandel des gesellschaftlichen Bildes. Dazu kommt noch (ich kann da jetzt nur für einige Stadien sprechen), dass viele Ultras (zum. in Dland), nicht die von dir genannte Masse an Verweigerern sind. Vielmehr „actionorientierte“ Dorfjungs, die gerne auf dicke Eier machen, wiel sie n Burberry Cap (oder zumindest was kariertes aufm Kopf) anhaben und n Carhartt Windbreaker. Was der Sachen noch zusätzlich schadet.
Und ganz allgemein, soll natürlich keine Verallgemeinerung hier sein, ich weiss sehr wohl das es gute und auch nette Ultra Gruppen gibt.

[…] Alles ist das aber noch nicht! Wer einen Blick über den Kanal wirft, sieht, wie weit die Normierung des Fußballkonsumenten gehen kann: Dort entscheiden Clubmanager schon mittlerweile für Ihre “Kunden”, dass diese sich beim “Erlebnis Fußball” gefälligst leise zu verhalten haben und vor allem das Jubeln Aufstehen unterlassen. Der Fall ging inzwischen durch die Sport- und Boulevardpresse und so rudert man bei Boro offiziell zurück, ohne wirklich etwas zu wollen, wie der “Entschuldigungs”brief an die Fans zeigt. Was für eine tiefe Angst vor einer aktiven Fanszene generell in Großbritannien herrscht, illustriert die Geschichte der “Red Ultras Aberdeen”. Deren einzige Aktion – das Aufhänger ihrer gleichnamigen Fahne im eigenen Stadion – reichte vor einigen Wochen schon aus, dass der Daily Mirror (die britische BILD) eben jene Ultras in eine Reihe mit Mördern und Rassisten stellt, wie altravista in seinem Blog schildert. […]

Nun, Dummheit zieht sich leider durch alle Berufsgruppen und Bevölkerungsschichten und stellt dann jeweils die Mehrheit. Abgesehen davon bin ich mir aber selbst nicht sicher, ob Boulevardpresse nun tatsächlich meinungsbildend ist oder einfach das schreibt, was der Markt mehrheitlich erwartet. Aber selbst wenn Ultràs (durch ihre Handlungen oder ihr Leseverhalten) für die Berichterstattung über sich mitverantwortlich sind, entlässt das ja die Berichterstattenden nun nicht völlig aus ihrer Verantwortung. 😉

warum sollen der durchschnittliche sport-journalisten auch besser sein als der durchschnittliche sport-anhänger? wenn ich mir das dumpfe hooligan und macker-getue des deutschen durchschnitts-ultras so anschaue… (von der immer noch rechtsoffenen DO-Unity oder den Desperado-Konsorten mal ganz zu schweigen).

Weil Journalisten eine gesellschaftliche Verantwortung haben und Ultràs nicht! Meine eigene Positionierung zur politischen Gesinnung der zu verurteilenden ist dabei vor allem völlig unerheblich. Deine ist doch dieselbe Argumentation wie „Da können doch die Bullen draufknüppeln, die Ultràs machen doch auch nichts anderes.“ Es ist aber durchaus ein Unterschied, wer etwas tut und wo sein gesellschaftlicher Platz ist. Die Position von Gewalttätern in einer Demokratie ist durchaus eine andere als die derjenigen, die einer Öffentlichkeit darüber berichten.

Und das ganz abgesehen davon, dass das Rechtfertigen von Fehlverhalten einer Gruppe durch ein Fehlverhalten einer anderen Gruppe mir als Argument ziemlich schwach erscheint. Analog zu: „Der Lehrer hat Mustafa überhaupt nichts zu fehlenden Hausaufgaben zu sagen, der Lehrer ist ja schließlich letztes Jahr beim Rasen erwischt worden.“

Vabbe, natürlich haben Journalisten eine andere gesellschaftliche Verantwortung als die Ultra. Mein Kommentar bezog sich auch mehr auf dieses generelle „Scheiss Presse“-Blabla vieler Ultras, die sich dann doch nur als nächstes am Kiosk die (Sport-)Bild holen. Anders gesagt: Die Zeitung schreiben schon das, was der gemeine deutsche Fußballfan auch denkt. Ansonsten müssten sich ja Zeitschriften wie RUND und Stadionwelt wie blöd verkaufen, oder?

Diese ganzen Pressemenschen sind einfach nicht mehr zum aushalten. Nach dem Tod eines Fans hier am Mittwoch wird auch schon eifrig spekuliert und der Tote in meiner Lieblingszeitung abgebildet und allen erklärt, dass er krank gemeldet und trotzdem im Stadion war. Schrecklich, ne? Das der tot ist, spielt keine Rolle…zum kotzen.

Wenn man zweihändig Schnittchen fressen kann und nach 2 Weißbier noch nach Hause findet, ist man als Sportjournalist schon ausreichend qualifiziert – alles darüber wird ja in der Redaktion als „Streber“ gemobbt. Zum journalistischen Zehnkampf gehören außerdem noch: Agenturmeldungen richtig abschreiben, 70er-Jahre-Klischees aufwärmen und dem dümmsten anzunehmenden Leser das Gefühl zu geben, er wäre selbst drauf gekommen. Jemand, der – als Jugendsünde – schonmal in irgendeiner Kurve stand, wird als überqualifiziert zu „11 Freunde“ abgeschoben, wo er den guten alten Zeiten nachtrauern kann, als man noch mit Kutte und Schnauzbart ins Stadion ging, um „Hamburg vor noch ein Tor“ zu grölen.

Das mit dem toten Jungen bei euch hab ich auch mitbekommen. …hatte sich am Nachmittag trotz Krankenschein mit Freunden zum Spiel getroffen, trank mehrere Biere Was soll denn diese Aussage bedeuten außer „selber Schuld, is nicht schade drum“? Und nun stell dir mal vor, der Waldi Hartmann würde eines nachts in der Küche barfuß in eine am Boden liegende Nagelschere treten. Die unendliche Strunzdämlichkeit unserer Medienvertreter wird nur noch übertroffen durch ihr Publikum, die sowas unreflektiert konsumieren. Rülps!

Das zeigt (traurig aber wahr) dass die ganze Ultra-Mentalität in England und Schottland von Geburt an tot ist. Man kann nicht ernsthaft über eine verbesserung der Atmosphäre reden wenn eine Flagge für so viel BULLSHIT in der Presse sorgt. Leder lesen Leute solche Schwachsinn ohne nachzudenken…

Die Oxford-Jungs versuchen gerade eine neue Gruppe aufzustellen…heisst Giallo Escercito oder sowas…nach der ersten Rauchbombe letzte Woche kam eine ernsthafte Anfrage von der Polizei, ob sowas Asthmaanfälle verursachen kann. Nun ja, wenn man keine andere Sorgen hat…

Ich glaube, in UK spukt noch das Gespenst „Hooliganism“ in den Köpfen, die haben wirklich Angst, dass irgendetwas neues und unberechenbares aus dem Umfeld Fußball erwachsen könnte. Dazu kommt nun noch ein gewisser Hang zur Übertreibung sowohl der Yellow Press als auch der bürgerlich-konservativen Medien, die sich an den Teetrinker und Langhaarkatzenliebhaber richten. Für die ist natürlich alles evil, was nach der Dampfmaschine erfunden wurde.

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