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Juventus-Kurve gesperrt gegen AS Roma

Am 23. Januar wird das Spiel Juventus gegen den AS Roma stattfinden. Weil die Juve-Fans bereits in der Vergangenheit durch rassistische Sprechchöre gegen den Inter-Spieler Mario Balotelli aufgefallen waren, kommt es nun nach erneuten Vorfällen beim Pokalspiel gegen Napoli am Mittwochabend zu einer Sanktion durch die Sportgerichtsbarkeit. Angedroht und ausgeführt. Rassismus und Ignoranz gehören immer bestraft, umso mehr als es sich um Vorfälle handelt, bei denen der angegriffene Spieler nicht einmal auf dem Platz stand, um durch eventuelle Provokationen den Dumpfbirnen eine irgendwie geartete Begründung zu bieten.

Aber Italien wäre nicht Italien, wenn man selbst gutgemeinte Ideen nicht doch noch irgendwie so anwenden könnte, dass am Ende etwas noch Schlimmeres dabei herauskommt. Und so erlässt der zuständige Richter Signor Tosel ein Dekret, demzufolge der Ausrichter verpflichtet ist, „das Spiel ohne die Anwenheit von Zuschauern im Sektor Curva Sud auszutragen“. So weit so gut. Nur hätte jemand den guten Herrn Tosel vielleicht darüber aufklären sollen, dass im Turiner Interims-Spielort „Olimpico“ beide Kurven von Juventus-Ultràs bevölkert sind:

In der „Curva Sud“ stehen die „Drughi“, in der Curva Nord stehen die „Viking“. Beide Gruppierungen sind sich – gelinde gesagt – nicht eben freundschaftlich verbunden. Leider hat sich her Tosel nicht dazu geäußert, wie man zu verhindern gedenkt, dass die ausgesperrten „Drughi“ sich es nicht in der Nordkurve gemütlich machen – in dem Fall hätte man zwei durchaus verfeindete Ultrà-Gruppen im selben, angesichts der Umstände und der Stadionkapazität, sicherlich proppenvollen Sektor zu stehen. Die Digos beschäftigt sich gerade damit, das Problem in irgendeiner Weise abzuwenden, aber solange man beim Kauf von Eintrittskarten noch nicht die Zugehörigkeit zu einer Ultrà-Gruppe angeben muss, wüsste ich nicht, wie man das anstellen sollte. Außerdem schafft man es in Italien halt immer noch, auch aus einer guten Idee eine katastrophale Umsetzung…ok, das hatten wir schon.

Noch viel schöner ist aber der Umstand, dass der komprimierte Gästesektor nun direkt an die Nordkurve grenzt. Direkt in Wurfweite für diverse Pyrotechnik also, wie wir es letzten Sonntag bei der Heimniederlage gegen den AC Milan bewundern durften:

http://www.youtube.com/watch?v=ZN-ePgecFys

Ich denke, wir dürfen uns am 23. freuen auf ein schön volles Stadion, eine übervolle Kurve, einen Gästeblock voller verhasster Roma-Ultràs gleich nebenan, vehemente Proteste gegen die Juventus-Vereinsführung und sicherlich ganz viele rassistische Sprechchöre. Bravo. Bravissimo.

10 Antworten auf „Juventus-Kurve gesperrt gegen AS Roma“

widerliche scheiße. allerdings auch eine (ekelhafte) bestand ueber den zustand der italienische kurven. vielleicht kommt ja mal ein. „ballotelli, uno di noi“ zurueck.

war eigentlich wieder balotelli das ziel? wahrscheinlich! scheiß rassist_innen.

der artikel beweist im grunde, dass die herren richter schon lange nicht mehr in einer kurve waren, keine ahnung über die fanszenen haben und zu oft auf die einflüsterungen der vereins- und medienoffiziellen hören.

gegen rassismus & faschismus!

non vogliamo questa la curva!

Ja, Balotelli war das "Ziel". Wobei sich das mittlerweile verselbständigt hat, es geht ja immer und bei jedem beliebigen Spiel gegen Balotelli. Gerade weil Gesänge gegen den jungen Mann mittlerweile so ein schönes Echo hervorrufen.

Die Strafen drücken doch gleichzeitig auch das Budget für Spielereinkäufe, ist das den Ultras nicht klar? Und sollten nicht das Wohl und der Erfolg des Vereins im Vordergrund stehen, nicht der Hass gegen das Präsidium? Aber jegliche Art der Selbstreflexion ist schon viel früher eingestellt worden, in diesem Stadium des Problems kann man verantwortungsbewusstes Handeln leider nicht mehr erwarten. Schade für den Fußball, der ja eigentlich im Mittelpunkt stehen solte.

Sehr richtig. Allerdins geht es viele Juve-Ultras um eine Ablösung des als inkompetent betrachteten Präsidiums, Geldverlust wird deshalb als Mittel zum Zweck betrachtet, hinter dem andere Interessen zurückstehen sollten. Damit sind sie nicht die einzigen, es ist schon länger Usus, Geldstrafen gegen den Verein als Druckmittel einzusetzen. Genau deshalb hast du wohl recht, auch wenn die involvierten Ultras natürlich argumentieren würden, es stünde ja gerade das Wohl des Vereins im Vordergrund.

Einen klitzekleine Anmerkung hätte ich zu dieser an sich äußerst gelungene Eloge vorzubringen: Hätte es das Konfliktpotential in irgend einer Weise gemindert, wenn der Herr Richter beide Kurven dichtgemacht hätte? Dann hätte man sich halt um die Geraden und den Kuchenblock geprügelt. Was also wäre die implizite Forderung des Artikels? Ein komplettes Geisterspiel Juve vs. Roma? Das würde den Rassisten zwar gerade Recht geschehen, wäre aber im Hinblick auf das restliche Publikum und die Problematik insgesamt auch nicht zwangsläufig eine deeskalierende Maßnahme, um es vorsichtig zu formulieren.

Och, die Regeln sind ja klar: Wenn rassistischer Unfug, dann Spielunterbrechung, wenn Unfug weitergeht, dann nächstes mal Geisterspiel. Dieser symbolische Unfug wie einen einzelnen Block zu schließen, ist doch albern. Das Problem ist aber noch ein anderes: Es geht den Juventini ja nicht wirklich um Balotelli, sondern man will den Verein qua Strafzahlungen und Einnahmeverluste unter Druck setzen (vedesi Commandos Tigre vs. Galliani in Mailand). Umso höher die Strafe ausfällt, umso mehr Hebel gibt man denen also.

Meine Forderung ist ganz einfach: Dass die vermeintlich nicht rassistische Mehrheit und die Mannschaft solches Verhalten nicht toleriert. Chöre müssen mit Pfiffen bedeckt werden, der Schiri und/oder die Mannschaft das Spiel unterbrechen. Rassismus kannste ja nicht verbieten, du kannst aber sehr wohl dafür sorgen, dass es eine lautstarke Gegenmeinung gibt. Angeblich.

wo soll denn das noch hinführen? schreibst ja jetzt schon täglich bombenartikel!

erinnert mich an die kleinigkeit in neapolis. genau die gleiche aufteilung im stadion, bloss das da noch eenn paar mehr hineinpassen.

wenn man jemanden den schwarzen peter zuschieben will….

Irgendwie müssen die Alimente ja reinkommen! 😀

Ich glaube ja nicht wirklich an Randale, aber auf jeden Fall hat man alles vorbereitet, damit welche stattfinden können. Pöhse Ultras – erst wird alles so organisiert, dass sie möglichst zahlreich aufeinandertreffen und dann schimpft man, wenn sie aufeinandertreffen.