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Kommuniqué Curva Sud Milano und Associazione Italiana Milan Clubs zur Super League

Die Curva Sud von Milan hat gemeinsam mit dem Verband der Fanclubs ein Kommuniqué herausgegeben, mit dem sie Stellung beziehen zum Projekt der Super League, insbesondere aber auch zu den Reaktionen darauf. Ich habe es übersetzt, das Original findet sich auf curvasudmilano.it

Die Curva Sud von Milan hat gemeinsam mit dem Verband der Fanclubs ein Kommuniué herausgegeben, mit dem sie Stellung beziehen zum Projekt der Super League, insbesondere aber auch zu den Reaktionen darauf. Ich habe es übersetzt, das Original findet sich auf curvasudmilano.it

Während die Fußballsaison ihrem Ende zugeht, ist ein Unwetter namens Super League über die Welt des Ballsports hereingebrochen, ein von den nobelsten europäischen Clubs gewünschter Wettbewerb in offenem Kontrast zur Politik der UEFA. Ein wahrhaftiges Erdbeben im Fußballumfeld, der uns zwangsläufig betrifft, weil unser Milan zu dem Dutzend abspalterischen Vereine gehört, die diesen neuen europäischen Wettbewerb ins Leben rufen wollen.

Ebenso schnell wie erwartbar und oberflächlich kam die Reaktion der verschiedenen Intitutionen des Fußballs, aber auch von Politik, Regierungschefs, Spitzen der nationalen und internationalen Verbände und Vereinspräsidenten aus ganz Europa, die keine Zeit verloren haben, sich vehement gegen die Mitglieder dieser neuen Liga aufzustellen und unter dem Ruf „Der Fußball gehört den Fans“ schwerwiegende Sanktionen anzudrohen. Ganz ehrlich, dass diese ganzen Herren aus den Machtzentren jetzt die Fans an die erste Stelle setzen bringt uns doch sehr zum Lachen.

Diese Super League ist nur das Letzte der unzähligen Manöver, die seit Jahrzehnten dazu geführt haben, den Fußball zu einem Business zu machen. Selbstverständlich wäre die Geburt dieses neuen Wettbewerbs der x-te Tritt gegen den Fußball von Damals, der schon jetzt nicht mehr ist, als eine weit zurückliegende Erinnerung und unausweichlicherweise wird sie die Faszination und die Tradition der nationalen Ligen noch weiter verdunkeln, indem sie dem Fußball des unabdingbaren Prinzips des sportlichen Verdienstes beraubt.

Aber das, was uns noch viel mehr empört, ist die Heuchelei all derer, die dazu beigetragen haben, diesen Sport zu einem reinen Geschäft zu machen und die sich heute im Namen der Fans erheben, aber einfach, weil sie Angst haben, dass dieses so profitable Spielzeug kaputt geht, das sie für unantastbar hielten.

Der Fußball gehörte den Fans bis zum Ende der 90er Jahre, als die Champions League geboren wurde und den alten Cup der Landesmeister ablöste: seit diesem Zeitpunkt wurde der Graben zwischen den großen und den kleinen Clubs immer unüberwindbarer.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als niemand einen Finger gerührt hat, um die von einigen Präsidenten hochgetriebenen Ticketpreise einzugrenzen.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als man nichts gegen den unaufhaltsamen Aufstieg der Spielerberater machte, die die Spielergehälter in immer astronomischere Höhen trieben, die nur noch über die Fernsehgelder zu stemmen waren, genau dasselbe Fernsehen, das immer dicht gedrängtere Anstoßzeiten mit Spielen an immer unwahrscheinlicheren Tagen und Uhrzeiten durchsetzte.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als Regelungen eingeführt wurden, die jede Form von Kontakt zwischen Spielern und Fans verboten haben.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als die Supercup-Spiele in anderen Kontinenten ausgetragen wurden oder Spielansetzungen wenige Tage vor Anstoß geändert wurden; zum Nachteil der Fans, die sich vielleicht schon Tickets für Flüge oder die Bahn besorgt hatten, um im Stadion dabei zu sein.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als einige im Verband besonders einflussreiche Präsidenten offen zugegeben haben, dass es angebracht wäre, Vereine mit weniger Fans unabhängig vom sportlichen Verdienst vom Spielbetrieb der Serie A auszuschließen.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als einigen Vereinen gestattet wurde, das Financial Fair Play zu umgehen, während andere mit weniger einflussreichen Besitzern dafür bestraft wurden.

Der Fußball gehörte schon den Fans, als man mit jedem verfügbaren Mittel durchdrückte, die Weltmeisterschaft 2022 in Katar auszutragen, obwohl das bedeutete, die Spiele im November stattfinden zu lassen und dafür den Spielplan des Vereinsfußballs komplett umzukrempeln. Dasselbe Katar vor allem, das angeklagt ist, unzählige Menschenrechtsverletzungen an den Arbeitern zu begehen, die am Bau der Stadien beteiligt waren, oft unter unmenschlichen Arbeitsbedungungen, die ca. 6.500 Todesopfer gefordert haben. Nun, es ist auffällig, dass das der FIFA völlig gleichgültig war, die ja sonst sozialen Themen gegenüber sehr aufmerksam ist, auch wenn sich einem hier der Zweifel aufdrängt, dass sie das nur ist, wenn es ihr gerade in den Kram passt…

Wir könnten hier noch viel mehr Beispiele für die absolute Inkohärenz der Worte anführen, die man in diesen Stunden von den Spitzen des Fußballbetriebs vernimmt, wenn man sie mit ihrem Handeln vergleicht, das den Fußball in den letzten Jahrzehnten von einem Volkssport in ein reines Instrument des ungebremsten Business verwandelt hat.

Der Fußball musste schon seit langem vom Fundament bis hin in alle seine Ebenen, Verbände, Vereine, Manager, Spieler, umgestaltet werden.

Die Super League ist nur die x-te Schweinerei, aber wer den Fußball zu diesem Punkt fast ohne Wiederkehr geführt hat, ist keinen Deut besser, also verschont uns mit eurem lächerlichen Theater aus wohlfeiler Rhetorik und Moralität.

Jetzt, wo das Geld zuende geht, streitet euch unter euresgleichen aber wagt es nicht, das Wort Fans in den Mund zu nehmen.

SCHWEINE!

Curva Sud Milano – Associazione Italiana Milan Clubs