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Como Calcio geht in den Amateurfußball

Como Calcio wurde 1907 gegründet, am 25. Mai feierten die blau-weißen aus der Lombardei den 110. Geburtstag. 13 Jahre davon spielte Como in der höchsten Spielklasse, 34 Spielzeiten immerhin noch in der Serie B. Besonders in den 80er und 90er Jahren durchliefen eine Reihe bekannter Spieler die Reihen des Traditionsklubs, von Borgonovo bis Zambrotta, von Matteoli bis Vierchowod.

Für Auswärtsfans war das Stadio Giuseppe Sinigaglia mit seinen charakteristischen Tribünen und dem Ausblick auf das Panorama des Comer Sees immer eine gern mitgenommene Tour. Auch oder gerade weil die heimische Fanszene sich im Laufe der Zeit einigen Respekt erarbeitete. Die 1990 aufgelöste „Fossa Lariana“ war italienweit berüchtigt und wurde von den „Ultras Como“ abgelöst, bis man sich unter dem Titel „Blue Fans Como“ zusammenschloss (Auflösung 2002). Heute geben die „Lariani“ und die „Estrema Fazione“ den Ton an.

Nachdam man bereits 2004 einmal pleite gegangen war, folgte im Juli letzten Jahres ein erneuter Konkurs. Unter der Führung des Konkursverwalters spielte Como Calcio trotzdem eine sehr gute Saison, die mit der Teilnahme an den PlayOff der Lega Pro abgeschlossen wurde. Die U17 hat in der gerade beendeten Saison sogar die Meisterschaft errungen, Beweis dass der Jugendsektor weiterhin eine Stärke der Lariani ist.

Dreimal wurde letztes Jahr vergeblich versucht, den Verein in einer Auktion zu verkaufen. Erst im vierten Versuch schlug zum Preis von 237.000 Euro ein Käufer zu: Akosua Puni, die Frau von Michael Essien, erwarb den Club am 16. März 2016. Endlich wurden die Spielergehälter wieder gezahlt, von einem baldigen Aufstieg in die Serie B gesprochen und ganz generell schien die Zukunft des Vereins gelöst. Noch im Mai stellte man mit Ex-Juve Mark Iuliano den Trainer für die neue Saison vor.

Seitdem gab es wenig zu hören von Frau Essien, die spätestens im März diesen Jahres abgetaucht ist und erst vor wenigen Tagen ihren Statthalter benannt hat. Spielergehälter wurden seit März nicht mehr bezahlt, ebenso Steuern und Abgaben, die notwendige Bürgschaft für die Einschreibung in die nächste Saison fehlt ebenso. Und so hat am 30. Juni 2017 der Fußballverband FIGC entschieden, den sportlichen Titel der Konkurs gegangenen Como Calcio S.r.l. nicht auf die neuen Eigentümer zu übertragen. Damit existiert der Club nach 110 Jahren offiziell nicht mehr, alle Spieler sind ab sofort ohne Vertrag.

In Como hofft man, dass in irgendeiner Amateurliga wieder Fußball gespielt wird, im Moment ist das aber alles noch offen.

3 Antworten auf „Como Calcio geht in den Amateurfußball“

Wenn ich das lese, leide ich! Als Schweizer konnte ich in den 80er Jahren vor der „Haustüre“ Serie A Fussball live schauen gehen. So sah ich 1984 mein erstes Spiel in Italien Como v. Viola. Es hat mich damals gepackt was in den Kurven abging. So habe ich dann Hochs und Tiefs mit dem Como Calcio S.r.l. miterlebt. Und wie du schreibst, die Lage des Stadio war so einmalig, dass es einfach Spass machte dort am See flanieren zu gehen und dann in die Kurve zu stehen. Einfach nur schade, schade …

was ich so problematisch finde ist, dass selbst vereine aus finanziell ganz gut dastehenden norditalienischen städten an der schweizer grenze nicht genug kraft haben, sich selbst zu tragen. nachhaltiger fußball ist unterhalb der serie b wohl im moment nicht möglich.

seit jahren wird diskutiert, die zahl der profivereine zu verringern, eben weil die italienische wirtschaft das nicht trägt. seit jahren wird das aber nicht gemacht. mit dem effekt, dass so eine serie a eben auch schon im winter entschieden ist, dass viele clubs ihre saison im januar schon abschließen, dass spieler und offizielle sich kohle am wettmarkt beschaffen usw. usf. die auswirkungen dieser politik sind an jeder ecke zu sehen, aber niemand entschließt sich für eine verringerung der teilnehmerzahlen der profi-ligen -> für mich das erstmal einzige instrument, aus der geschichte rauszukommen. im gegenteil: kontrollen und normen werden jedes jahr stärker aufgeweicht, damit man die ligen irgendwie mit irgendwas vollbekommt. und so passieren eben so geschichten wie parma, como, demnächst ancona und palermo… bitte gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen…