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ASD Opti Pobà, Fußball für Integration

Nach dem desaströsen Ausscheiden der italienischen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien musste der italienische Fußballbund FIGC einen neuen Präsidenten ernennen. Die Wahl fiel auf Carlo Tavecchio, der mehrfach vorbestrafte 71-jährige steht für ein konsequentes „Wir wurschteln mal so weiter“ und wurde quasi als Antrittsgeschenk von der UEFA am 7. Oktober erst einmal für 6 Monate gesperrt. Grund war sein von ihm als lustig empfundener Satz „Wir sagen, dass Opti Pobà hierher gekommen ist, der vorher Bananen gegessen hat und jetzt Stammspieler bei Lazio ist“, Teil des „Wahlkampfes“ des damaligen Präsidenten des Amateurverbandes LND. Der europäische Fußballverband zeigte sich konsequent, gewählt wurde Tavecchio trotzdem.

Praktisch als Kollateralschaden der ganzen Geschichte wurde der fiktive Spieler „Opti Pobà“ zum geflügelten Wort einer wenig nachhaltigen und eher lauwarmen medialen Empörungswelle. Eine Gruppe junger Menschen aus Potenza in der süditalienischen Region Basilikata hatte wenig übrig für die übliche Erregungsdynamik und arbeitete an etwas Konkretem: Sie gründeten den Fußballclub „ASD Opti Pobà„, der am Amateurspielbetrieb teilnehmen wird. Der Verein steht politisch Verfolgten offen, erklärtes Ziel ist die Förderung der Integration von Migranten in die Gesellschaft. Präsident Francesco Giuzio schreibt auf der Facebook-Seite des Vereins, dass das Projekt mit dem Ziel gegründet wurde, „die Integration von Migranten in ein soziales Netz zu fördern, das italienische, das sie viel zu oft zwar aufnimmt, aber sie nicht im schönsten Sinn des Wortes Willkommen heißt“. Vizepräsident und Mitgründer ist Giuseppe Lolaico, Kapitän des FC Potenza.

Zwar geht man beim ASD Opti Pobà davon aus, dass der Fußball eine gemeinsame, universelle Sprache ist, man möchte sein Engagement aber nicht auf den Fußball beschränken. So bietet der Verein auch Italienischkurse oder Berufsvorbereitungskurse an oder Hilfe bei der Jobsuche. „Damit diese Personen sich eine Zukunft aufbauen können“. Der italienische Trainerverband AIAC und der regionale Ableger FIGC Lucana unterstützen das Projekt, die Antirassismusbeauftragte des FIGC, Fiona May, ist zumindest in Kenntnis gesetzt. Mittelfristiger Plan ist, die Idee auch auf andere italienische Städte auszuweiten.

Das Alles in der festen Überzeugung, dass das einzig Wichtige ist, Mensch zu sein und nicht das Land, wo man herkommt, die Sprache, die man spricht oder der Gott, den man anbetet.

Nun werden solche Initiativen nicht kurzfristig die gesellschaftliche Stimmungslage im Land sensibilisieren. Erst am Wochenende meinte ein Reporter der Nachrichtensendung „TG5“ während der Berichterstattung aus dem überschwemmten Genua verkünden zu müssen, dass er „keine Ausländer gesehen hat, die beim Aufräumen helfen“, obwohl dutzende Bilder genau dieses zeigen. Aber ich mag sehr, dass es sich um eine praktische Initiative handelt, ein konkretes Projekt, und sich sehr wohltuend vom Empörungsdiskurs der Medienlandschaft oder Stammtische abhebt. Empörungsdiskurs, der überhaupt nur losgetreten wurde, weil die Meldung von Tavecchios „Ausrutscher“ die Landesgrenzen überschritten hatte und Italien einmal mehr schlecht dastehen ließ. Wahlspruch des ASD Opti Pobà ist „Solidarität ist die einzige Investition, die nie fehlschlägt“.

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