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AC Milan ./. Cagliari 3:1 – Milan Fans Berlin auf Tour

Die Milan Fans Berlin hatten sich für das Wochenende angemeldet und angesichts meiner Erfahrungen mit Ultràs und anderen Chaoten konnte ich deren Erpressungsversuchen natürlich nichts entgegensetzen – schließlich ist mir mein eigenes Leben und das meiner Kinder lieb und man weiß nie, ob für solche kinderfressenden Rauchbombenwerfer noch irgendwelche Grenzen existieren. Der letzte Bundesligaspieltag hat uns ja wieder mal gelehrt, dass diese wahnsinnigen Pseudo-Fans doch tatsächlich Böller außerhalb der Silvesternacht werfen sollen! Das prangere ich an! Was kommt als nächstes? U-Bahn fahren ohne gültigen Fahrschein? Diesem Wahnsinn muß sofort ein Ende gesetzt werden – Herr Roth sollte sich endlich auch mal vor die Curva Sud stellen! Sonst wird da demnächst noch Marihuana geraucht oder Stromgitarre gespielt…wie bei den Hottentotten!

Am Freitagabend kam jedenfalls als erster SiamoNoi an und wir verbrachten den Abend im schönen Bergamo bei durchaus sehr ordentlichem Essen und Bier, Wein sowie Grappa (hatte ich Bier und Wein schon erwähnt?) und in einem ausnehmend hervorragenden Agriturismo („L’Angolo del Poeta“ – sehr empfehlenswert!). Weil wir aber jung und hart im nehmen sind, machte es uns überhaupt nichts aus, den Rest der Bande am nächsten morgen um 8.00 Uhr vom Flughafen abzuholen und nach Mailand aufzubrechen. Unendlich variantenreich und abenteuerlustig wie wir sind, zogen wir – wie eigentlich immer – vom Dom zum Negroni-trinken im Zucca und nach dem MilanPoint in die Osteria „La Tagliata“ zum Genuß sardischer Spezialitäten.

Nach kurzem Ausruhen in Angelinos Wohnung ging’s dann aber in der Tat noch ins Stadion, wo wir uns wieder mal als VIP-Gäste der Brigate Rossonere fühlen durften, als wir das Auto direkt vorm Stadion parkten. Leider hielt sich der Zuschauerzuspruch in Grenzen, soviel Platz zum gemütlichen Ausbreiten hatten wir in unserer Curva selten und auch in der Nordkurve verliefen sich nur wenige Cagliaritani hinter ihrem Transparent „il tuo sorriso, le tue transferte. ciao fabio“, das an einen sardischen Ultrà erinnerte. Unsere Kurve erinnerte mit einem Striscione an Matteo Bagnaresi, der am letzten Wochenende auf einem Autobahnrastplatz von einem Bus überfahren wurde.

Über das Spiel gibt es wenig zu erzählen, Cagliari hatte offenbar nach vielen guten Spielen in der Rückserie einen Streik geplant und verbrachte die ersten 45 Minuten in totaler Arbeitsverweigerung. Immer schön Abstand haltend ließen sie die Rotschwarzen mal wieder nach Herzenslust wirbeln und verschiedene Ballstaffetten ausprobieren. Nicht dass Milan diese Saison den Zauberfußball wiederentdeckt hat, aber wie Kakà meterweit durch die Abwehr spazieren durfte, bis ihm die Position gefiel und er in der 8. Minute humorlos zum 1:0 eindrosch, das hatte erweiterten Freundschaftsspielcharakter. Auch wird sich Pippo Inzaghi vermutlich nicht mehr daran erinnern, wann er wohl das letzte mal nach einer Standardsituation so frei zum Kopfball kam wie bei seinem 2:0 nach Ekce von Pirlo. Sei’s drum, 2:0. Kurzzeitige Beklemmung gab es kurz nach der Halbzeit, als Kalac – wohl vor lauter Langeweile – sich einen erbärmlichen Freistoß ohne Not selbst unter dem Körper hindurch ins Tor drückte. Der letzte Heimsieg war schon zulange her, um bei den Fans rechtes Vertrauen überwiegen zu lassen. Aber Milan fing sich recht schnell wieder und wiederum war es Inzaghi, der unnachahmlich den gegnerischen Torwart auf dem Hintern sitzend ausspielte und den eigentlich bereits versprungenen Ball mit links zwischen zwei Verteidiger hindurch zum 3:1 ins Tor hämmerte. Wenn sich nochmal jemand über die Alten bei Milan aufregt, dann werf ich dem einen Blitzknaller vor die Füße. Aber ernsthaft!

Grund zum Feiern also und das taten wir dann auch so ausgiebig, dass es gegen 4 Uhr morgens ins Bett am Lago Maggiore ging. Ich hatte die Jungs so dermaßen müde und betrunken gemacht, dass sie sich um diese Zeit über die armselige Unterkunft voller Campingbetten und anderen Improvisationen nicht mehr beschweren mochten. Am nächsten Tag gabs dann noch Frühstück mit Bier und Grappa im Dollaro, der hiesigen Festung der Milanisti in der piemontesischen Diaspora. Dessen Besitzer Marco ließ uns gemeinsam mit dem aus Mailand hinzugestoßenen Geburtstagskind Roby, Laura und Angelo sogar mitgebrachte Torte verspeisen, während wir Atalanta gegen Inter auf der Leinwand verfolgten („In Italia – Atalanta, in Europa – Atalanta, ovunque – Atalanta, per sempre Bergamasc!“). Abends noch ein Besuch im Molly Malone’s in Nebbiuno, der von allen Beteiligten als unbedingt wiederholenswert beschrieben wurde. Wenn ich mir die Hooligans nochmal ins Haus hole, machen wir das bestimmt. Nach vollkommen ausreichenden 3 Stunden Schlaf ging’s um 5 Uhr morgens wieder zurück nach Bergamo.

Ich war noch überhaupt nicht müde und verstand nicht ganz, wieso die Jungs schon wieder nach Hause mussten – aber ich hoffe, sie kommen bald wieder.

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