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Urlaub kostenlos? Aber hallo!

Man glaubt ja nicht, wie viele Freunde man plötzlich hat, wenn man sich ein Häuschen am Lago Maggiore zulegt. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber die Menschen im grauen Deutschland sind plötzlich viel netter zu einem und es melden sich auch viele alte Freunde nach Jahren wieder. Und selbst die Hemmschwelle bei reinen Online-Bekanntschaften, mein Gästezimmer zu akzeptieren, wenn sie „zufällig mal eben in der Nähe“ sind und ganz unschuldig nach „nem günstigen Hotelzimmer oder so“ fragen, ist viel geringer als wenn ich, sagen wir, in Bottrop wohnte. Nichts gegen Bottrop! Im Gegenzug habe ich mir auf diese Weise für die meisten deutschen Großstädte eine Schlafcouch gesichert. Im Prinzip hat sich um altravita und ein paar andere Websites, auf denen ich aktiv bin, herum eine klitzekleine Solidargemeinschaft aus echten Freunden und lockeren Bekanntschaften gebildet, die sich ab und zu gern besucht. So lerne ich immer wieder nette Leute kennen, kann den Touristenführer spielen, gemeinsam Fußballspiele schauen oder in netten Restaurants essen – und im Gegenzug weiß ich immer, wo ich bleiben kann, wenn es mich nach Deutschland verschlägt.

Nun, belodged.com erweitert das Prinzip zum echten „die Welt zuhause bei Freunden“: eine weltweite Community von Leuten, die sich gegenseitig Schlafgelegenheiten bieten. Mithin kann ich meine Idee auf Länder erweitern, in denen ich tatsächlich auch Urlaub machen will. Kostenlos, einfach aus Freude, neue Leute kennenzulernen, Reiseführer zu spielen und im Gegenzug den eigenen Trip aufzuwerten. Ich meine, ein Flug für mich nach Barcelona kostet vielleicht 40 Euro, Zimmer kosten auch nicht die Welt, aber wieviel spannender wäre es, nicht mit dem Reiseführer in der Hand die Rambla auf und ab zu wandern, sondern mit ’nem Trupp Spanier das echte Nachtleben unsicher zu machen? Oder hier am Lago Maggiore, wie viele gelangweilte Touristen hab ich in meinem Stammrestaurant schon kennengelernt, die nachdem sie die Borromäischen Inseln und die Villa Taranto gesehen hatten, einfach nicht mehr wussten, was sie noch machen sollten. Woher sollten sie denn auch das beste Music-Pub am Lago kennen oder wo man ein Segelboot mieten kann, ohne über den Tisch gezogen zu werden? Von mir natürlich.

Wenn euch nun der Gedanke, langhaarige Gestalten könnten nachts aus Versehen eure Gartenzwerge umschubsen, Angst macht, dann ist belodged.com nichts für euch. Muss es ja auch nicht, es gibt ja genug Hotels, Pensionen, Reiseführer und Busunternehmen. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Altstadtbummel mit ein paar Düsseldorfern, ein Besuch in Mailand mit einer Gruppe Mailänder und ein nächtlicher Umzug in Berlin mit Berlinern einfach etwas ganz anderes ist, als wenn ich versuche, mir das allein zu erarbeiten. Eine kostenlose Schlafgelegenheit ist dabei für mich eigentlich nur willkommene Beigabe. In der Selbstbeschreibung klingt das freilich anders: „Es funktioniert nach dem Prinzip „gegenseitig Freunde besuchen“. Du registrierst Dich hier auf der Website und wirst Mitglied bei belodged.com. Als Gastgeber bietest Du anderen Mitgliedern auf Anfrage eine kostenfreie Schlafcouch an. Da ALLE das Gleiche machen, darfst Du auch bei ALLEN ANDEREN eine Unterkunft anfragen – wo und wann auch immer, privat und kostenlos.“

Schaut doch einfach mal rein, ich finde die Idee gut. Es gibt ein Punktesystem und ein Gästebuch, so dass man sich auch vorher informieren kann, was andere über die angepeilte Unterkunft so denken, ansonsten funktioniert alles nach dem Solidarprinzip. Und wenn ich ehrlich bin, rennen die damit bei mir offene Türen ein – ich weiß jedenfalls schon, wo ich beim nächsten Auswärtsspiel übernachte. Alles funktioniert anonym, nicht einmal die eigene Email-Adresse wird angezeigt und übernachtet wird erst, wenn man angefragt hat, sympatisch ist und vom Gastgeber bestätigt wurde – alles sehr höflich also, keine Angst vor unangemeldeten Horden!

So funktioniert das Prinzip.
Die häufigsten Fragen an belodged.com im Überblick.
Das Belodged-Blog

Ist alles noch ein bisschen neu, nicht alle Regionen sind gleichermaßen gut mit Unterkünften abgedeckt, manche Einträge stammen von Idioten, aber die Seite wurde im Winter 2007 neugestartet und je mehr Leute mitmachen, um so mehr Spaß macht es.
Ich bin im übrigen altravita und, nö, die bezahlen mich nicht. 😉

15 Antworten auf „Urlaub kostenlos? Aber hallo!“

Deinen Werbelink hab ich einfach mal rausgenommen, lieber „Ulle“. Sieht doch irgendwie Scheiße aus, wenn eurer drittklassiges Urlaubsportal in den Verdacht geriete, qua Kommentarspam Blogs vollzumüllen. Dafür muß man halt ab und zu mal den Namen wechseln, dann klappts auch mit dem „viral marketing“, nich? Und nur mal so nebenbei: WordPress Blogs entwerten Links in Kommentaren durch ein automatisch gesetztes rel=“nofollow“, PR gibts da also nicht mehr für. Außerdem ist es wenig zielführend, auf den Namen des drittklassigen Urlaubsportals selbst zu optimieren, weil er dann besonders hoch bei Google erscheint, wenn jemand nach dem Namen des drittklassigen Urlaubsportals sucht. Klingt bekloppt? Ist es auch!

Soviel zu „System nicht verstanden“…Amateure!

ich verstehe das Problem gar nicht… Ich bin auf diese Seite gestoßen, weil wir gerade unseren Urlaub planen und schon die ein oder andere Unterkunft angesehen haben… Ich finde die Idee von belodged.com gar nicht so blöd. Dass das nicht die Heilsarmee ist, ist wohl jedem klar und wer denkt, er bekommt irgendwo was ohne Hintergedanken geschenkt, der hat das System nicht verstanden… ?!

So, ich will und kann diese Diskussion, welche vom eigentlichen Thema meiner Meinung nach total abgedriftet ist, nicht fortführen. Vielmehr versuche ich hier mal meine Solidarität nahezu allen Volksgruppen gegenüber zu offenbaren (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob der Webmaster was dagegen haben könnte)!
Biete eine kostenloseBauernhof- Unterkunft in einem serbischen Dorf (Poljana, 80km von Belgrad entfernt) in den Sommermonaten an! Eine nahezu autarke Versorgung ist möglich, jedoch unter der Voraussetzung, dass man keine Berührungsängste mit Hühnern und Co. hat und sich auch nicht scheut mal die Axt in die Hand zu nehmen.
Kostenlose Weinbergführung und mehr sind selbstverständlich.
MfG stefano

na dann sind wa ja wieder auf ner ebene angekommen, die mir näher iss. ich meine das bier natürlich…. der ganze adorno, foucoult (oder wie der auch heisst), hakim bey… es geht schließlich um solidarität. und wir leben alle im kapitalismus jeder muss selbst entscheiden. argumente gibts für alle seiten. das internet wurde übrigens von militärs entwickelt & zunächst von denen auch genutzt. das daraus ein schon beinah anarchistisch orgasnisiertes web entsteht hääten die potenziellen mörder wahrscheinlich nicht gedacht…

:-))
Tucc el mond a l’è paes e semm d’accord!

Wir müssen auf jeden Fall einen trinken gehen!
Die Hütte ist übrigens bei Brissago, aber angeblich schon auf italienischer Seite…? Das sollte direkt bei Dir um die Ecke sein. Man lasse sich also überraschen!

(ma Milan, l’è on gran Milan!)

@SiamoNoi: Ey kann ma hier nichma irjendwat bequatschen ohne det dit janze sofort und unaufhörlich ins Niveau abdriftet? Reiss dir ma zusamm‘, Mann! Ich schreib bei Gelegenheit mal AGB für altravita.com, dann verwerte ich eure brillianten Kommentare für meinen nächsten Bestseller. 😉

Teddy Adorno fand im Osten nicht statt, man war dort sehr puristisch und schon allein die Tatsache, dass die Frankfurter Schule in Frankfurt lehren durfte war Beweis, dass es sich um reaktionäre und revanchistische Kräfte handeln musste. Denn wahrhaft systemdestabilisierende Kräfte (vulgo Betonkommunismus) hätte das Kapital natürlich nicht auf die eigene Jugend losgelassen – auch die Tatsache, dass Arbeiterkinder im Westen studieren durften, musste ja ausgeblendet werden, sonst gäbs ja kein stimmiges Bild. Das macht aber nichts, in schönster hegelscher Dialektik haben auch wir ja diese von klein auf verinnerlichten Denkstrukturen selbst durchaus kritisch angewandt: Wenn eine Band auf Amiga veröffentlichen durfte, dann war das kommunistisch gleichgeschalteter Staatsrundfunk und insofern unhörbar – echte Mugge wurde auf Kassetten getauscht. Womöglich war unsere Denkweise genauso falsch wie die der Oberen, aber auch im Nachgang kann ich nur feststellen, dass mir seinerzeit maximal City’s „Am Fenster“ entgangen ist. Kann ich unterm Strich mit leben.

Deine Lesart von Adorno ist völlig korrekt und schon wieder hast Du mich der billigen Polemik überführt. Natürlich war das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen und leicht verwunden wieder eingesetzt um ganz billig meiner Replik die Würze zu geben. Entgegen Deinen mutmaßlichen Mutmaßungen bin ich philosophisch vergleichsweise französisch sozialisiert (Derrida, Foucault, Baudrillard, Lacan, Deleuze, Guattari und selbstverständlich Nietzsche) – also weit entfernt von der kritischen Theorie. Mittlerweile tot und aus nem anderen Blickwinkel wird mir Teddy aber meinen Zitatmißbrauch verzeihen, er war ja selbst mitunter polteriger Polemik nicht völlig abgeneigt (vgl. Jazz). Außerdem mag ich Rhetorik – besonders, wenn ich damit nicht durchkomme.

Ich möchte also nochmal präzisieren: Ich glaube nicht, dass mir irgendetwas geschenkt wird. Jedes nennenswerte Projekt, Internetseiten nur als Beispiel du jour, jede Geste, jede Handlung, jede Arbeitsstelle, natürlich auch jede Verweigerung einer solchen sind Bestandteil der bestehenden gesellschaftlichen verhältnisse und gehen als solche in sie ein, formieren sie, beeinflussen sie, werden deren Bestandteil. Jetzt nimm mal eine Internetseite, deren AGB dir übel aufstoßen (belodged.com ist jetzt in der Tat ein schlechtes Beispiel, weil so schlimm finde ich deren Ansatz immer noch nicht; mit dem Solidargedanken zu werben ist auch nichts anderes, als den Leuten zu erzählen Nestle LC1 würde irgendeinen Einfluss auf Deinen Gesundheitszustand haben). Ist es besser, ein solches Projekt zu ignorieren und die Dummen dort allein zu lassen oder darf man solche Seiten nicht sogar für seine eigenen Zwecke nutzbar machen? Denn wie Du schon richtig sagst wird die Welt keine schlechtere, wenn Leute anderen Leuten ne kostenlose Couch und ein bissel Kommunikation anbieten. Ich bin natürlich der Meinung, dass das denkende Subjekt geradezu gezwungen ist, sich Räume zu schaffen, die eigenen moralischen Grundsätze zu leben, sich „richtig“ zu verhalten, verantwortliche Entscheidungen zu treffen und ergo die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und manchmal geht das nur mit einer guten Portion Pragmatismus, Kompromissen also.

Es gibt bekanntlich keine „Maschine der Freiheit“ aber das Internet, eigentlich urkapitalistisch, hat ein enormes subversives, unbeherrschbares und chaotisches Potential. Ich selbst hatte 88/89 mit ein paar Freunden den Plan, in die SED einzutreten, um den Laden von innen heraus zu verändern. Immer noch keine dumme Idee, letztlich wird ja jede Organisation von den Menschen bestimmt, die daran teilnehmen – aber glaubst Du, mir hätten deren „AGB“ gefallen? Nö, aber das war die geronnene Struktur der bestehenden Herrschaftsverhältnisse, mithin die Superstrada zu deren Veränderung. Um beim Beispiel zu bleiben: Ich sehe lieber tausend anarchistische Profile auf myspace als eine allgemeine Ankündigung, solche kapitalistischen Schweineseiten zu ignorieren und stattdessen in irgendwelchen Nischen des Internets unter Ausschluss der Öffentlichkeit intellektuelle Selbstgespräche zu führen. Insofern bin ich viel näher an Deiner Adorno-Lesart, als es zunächst den Anschein machte. Und alle bisher hier geschriebenen Kommentare – ablehnende wie zustimmende – sind persönliche Haltungen, geboren aus einer ernsthaften Beschäftigung mit und Reflektion über das Thema. Keiner hier hat sich in irgendeiner Weise unkritisch vereinnahmen lassen. Ich glaube, im Grunde hätte das Adorno gefallen.

@wurde belodged:
Nun ja, gegen AGBs an sich ist ja nichts zu sagen. Nur, warum müssen da solche Passagen rein:

㤠8
Rechteeinräumung an Inhalten durch den Nutzer

(1) Der Nutzer räumt belodged.com das umfassende, unentgeltliche Recht ein, von ihm auf die Website eingestellte Inhalte (mit Ausnahme seiner e-mail-Adresse) für die Erbringung der auf der Website abrufbaren Leistungen zu nutzen. Dieses Nutzungsrecht beinhaltet insbesondere das Recht, die Inhalte über die Website oder gegebenenfalls andere Medien weltweit öffentlich zugänglich zu machen, sie zu vervielfältigen, zu verbreiten und das entsprechende Recht auf Dritte zu übertragen.
(…)
(3) Der Nutzer willigt darin ein, dass belodged.com im Umfeld zu den zugänglich gemachten Inhalten sowie unter ihrer Verwendung Werbung schaltet und / oder andere Promotionmaßnahmen durchführt (mit Ausnahme seiner e-mail-Adresse).
(…)
(5) Die Rechteeinräumung besteht auch nach Beendigung des Vertragsverhältnisses fort.“

Ähh, das sind Nutzungsrechte, die ich niemandem an meinen Texten so einräumen würde, solche AGBs gibt’s echt nur bei kommerziellen Web 2.0 Angeboten, das passt perfekt in die Reihe StudiVZ, etc.pp.

Gegenbeispiel? Remember the Milk, ein ebenfalls grundsätzlich kommerzieller Service, mit dem man sich Termine und anderes wunderbar merken und abrufen kann. Deren AGBs zum selben Thema:

Intellectual Property Rights.
(…)
Your Intellectual Property Rights:
Remember The Milk does not claim any ownership in any of the content that you upload, transmit or store in your Remember The Milk account. We will not use any of your content for any purpose except to provide you with the Service.

So stelle ich mir das vor. Im Falle „Belodged“ könnte es bspw. sein, dass Du eine ganz wunderbare Beschreibung der besten Hotspots Deiner Stadt verfasst, die so gut ist, dass sie für Reiseführer etc. taugt. Dann können die Deinen Text nehmen und an Merian verkaufen. Einfach so.

Egal, ob dieses Beispiel auf die Schnelle jetzt besonders toll oder realistisch ist…: Das muss ich doch nicht unterschreiben wollen, oder?

HA!

Dass ich als geborener West-Berliner mir jetzt von einem „alten Zoni“ Adorno-Zitate um die Ohren hauen lassen muss, das ist ja wohl der Gipfel des Ost-West-Konflikts 😉

Und ich dachte immer, Adorno wäre als Rechts- oder Linksabweichler im Osten doch eher verpönt gewesen…?

So oder so, so billig ist er nicht zu haben:
Adornos Diktum taugt nämlich gerade nicht dazu, sich auf die Ausrede zurückzuziehen, man könne nichts machen, so lange das große Ganze nicht abgeschafft ist. Diese Deutung, die Du da verlinkt hast, hat nur halbrecht (um eines Deiner gelungensten Bonmots aufzugreifen) und das fängt schon mit dem beliebten wie falschen Fehler an, im falschen groß zu schreiben, statt klein wie im Original. Klein ist es im Original deshalb geschrieben, weil nicht das Falsche (als großes, übles Ganzes) gemeint ist, sondern das falsche Leben. Gemeint ist, „Es gibt kein richtiges Leben im falschen Leben“, deswegen klein.

Adorno ist ja eben gerade negativer Utopist und bestreitet folglich die Möglichkeit, sich mit der Unerträglichkeit der unerträglichen Zustände abzufinden oder sich in ihnen einzurichten.

„Adornos Grundüberzeugung überhaupt, vor allem aber in „Minima Moralia“ lautet: Der Faschismus musste nicht Macht über die Menschen gewinnen, weil er längst Habitus, alltägliches Denken und Handeln breiter Bevölkerungsschichten geworden war.

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ heißt in diesem Zusammenhang: Wer es sich in unerträglichen Zuständen gemütlich machen will, der befördert die unerträglichen Zustände und bestreitet ihre Unerträglichkeit.“
(http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/928510.html)

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ bildet die abschließende Sentenz eines über zwei Seiten langen Aphorismus, der den Schwierigkeiten gewidmet ist, sich in modernen Zeiten irgendwo häuslich einzurichten. Für bare Münze genommen, wäre das ein rein zynischer Satz.

Er liefe auf die Ausrede hinaus, da die Möglichkeit richtigen Lebens nun einmal verstellt sei, sei es ganz gleichgültig, wie man sein Leben gestalte. Adorno aber meint das Gegenteil. Anstatt sie aufzuheben, bekräftigt er die Differenz von richtig und falsch.

Auch wenn ein im Ganzen richtiges Leben unmöglich ist, so ist es für ein unverblendetes Dasein äußerst wichtig, sich denn Sinn für das Richtige nicht abkaufen zu lassen. Immer wieder überlegt Adorno, wie es am besten wäre, sich in schwieriger Lage zu verhalten.

Adorno ist gewiss fixiert auf die destruktiven Tendenzen der Moderne, aber er gibt darüber den „Traum eines Daseins ohne Schande“ nicht auf.“
(http://images.zeit.de/text/2001/19/200119_ka-philo-.xml)

Was das alles mit belodged zu tun hat? Gar nix, ich wollte es nur mal gesagt haben. Wenn alle Leute anfangen, andere Leute umsonst bei sich pennen zu lassen, wird die Welt sicher nicht schlechter.

Spannend, spannend, mega spannend.

Ich stimme „admin“ zu, dass eine Community ab einer bestimmten Grösse und Professionalität und vor allem Sicherheit für die User nicht mehr privat finanziert werden kann? (z.B. hängt Wikipedia mit 2 Millionen Ihrer Spendensuche hinterher). Es gibt andere Portale wie belodged.com, die es weiterhin mit dem „Wir sind eine heile Welt Community“ probieren. Aber warum wollen die mein vollständiges Geburtstdatum (zwangseingabe) etc. wissen? So detaillierte Profile wie bei diesen Communities haben eine Wert von bis zu 5 Euro. 200’0000 Mitglieder = Datenbank im Wert von 1’000’000 Euro. So – und jetzt versuch mal rauszufinden, WER das Ding WO hostet oder WAS mit den Daten gemacht werden darf.

Richtig ist: Ob AGB’s notwendig sind oder nicht – darüber streiten sich die Rechtsanwälte. Vor allem, da das Angebot kostenlos ist. Aber wer als webmaster international tätig ist, der weiss, wie schnell man ein paar Anwälte am Hals hat, die einem dem Spass verderben. Und spätestens, wenn ein Arschloch Nazi-Bilder hochlädt und die Community nächste Woche damit in der Zeitung steht, wäre man froh, AGB’s gehabt zu haben.

Community: Das Portal bietet die Möglichkeit, auf neue Art und Weise die Welt kennen zu lernen. Ohne die Solidarität funktioniert dies aber nicht. Also sollte es „Marketing-Texter“ hin oder her – auch so erwähnt werden. „mit User-Daten“ Asche machen. Wie „admin“ schon erwähnt hat, die machen genau das Gegenteil in dem Portal – so anonym wie möglich (wenn sie dafür mal nicht verklagt werden!!) und das gefällt mir im Gegensatz zu vielen anderen.

Finanzierung: auf belodged.com ist klar ausgewiesen, dass man auch mit Partnern zusammen arbeiten will. http://www.belodged.com/7020_Partner/7020_1000_Travel_Partner_de.asp Ich bin inzwischen soweit (auch ein alter Zoni), dass nichts kostenlos zu haben ist. Ausser hier vielleicht der Kerngedanke des Portales „Solidarität und kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten“. Aber wie wir wissen, muss auch das bezahlt werden. UND: Was spricht dagegen, ein Logo einer Airline zu sehen, welches allen Mitglieder 15% auf die WorldaroundTickets gibt?? Mann muss sich ja nicht anmelden.

Schaffen Sie es nicht, wie erwähnt „die Integrität“ der Community zu wahren, wird es die gleich nicht mehr geben. Wir sind erwachsen genug, uns nicht „verarschen“ zu lassen (bsp.: studivz, google für yahoo gegen msn, xing-werbung etc.)

Wir sind gespannt ;o)

Korrekt! Aber ich muß zur Ehrenrettung anbringen, dass man bei belodged keinerlei persönliche Daten angeben muss und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, keinesfalls Klarnamen oder andere identifizierbare Daten (Telefonnummer, PLZ etc.) zu verwenden. Natürlich ist es sinnvoll, wenigstens die Stadt korrekt anzugeben, aber mehr ist für die Registrierung nicht erforderlich. Du musst nur eine korrekte Email-Adresse verwenden wegen des Bestätigungslinks (aber das ist ja Usus) alles andere gibst Du nur im direkten Kontakt mit Buchungsanfragen (bei Sympathie) heraus.

Einstweilen beantworte ich die Frage: „Darf man rein kommerziellen Unternehmungen, die zugegebenerweise den Solidargedanken zur Profitschöpfung vermarkten nicht trotzdem den Solidargedanken entlehnen?“ mit „ja“. Adorno hatte ja bekanntlich viel mehr Probleme mit dem ur-italienischen Pragmatismus. 😉

ich bin da etwas anderer meinung, von wegen der nutzung kapitalistischer funktionsweisen. bei der AG ist schon sehr auffällig, dass sie mit sehr unangenehmen, neoliberalen typen zusammearbeit, die ihre ideologie weltweit agressiv und totalitär verbreiten. es geht eben nich um ne kleine klitsch, oder ein tool. bei youtube kann ich auch fake daten angeben. das geht höchstwahrscheinlich bei den schlafgelegenheiten nicht so, oder wäre unpraktikalel. ich muss also meine echten daten angeben… ansobnsten ist in der heutigen welt natürlich immer die frage einschlägig, was gebe ich für was. nutzen / kosten rechnungen – soziale, ethische und politische – die im grunde einer kapitalistischen logik entstammen sind dem system inhärent. aber gerade im informationszeitalter sollte mensch mit seinen daten vorsichtig sein…

und von wegen atze adorno. der kannte, glaub ich, nich das internet, dass nie vergißt. er hätte dann wahrscheinlich doch etwas anders reagiert. ich bin da eher ein verfechter der gegner des spektakels, die die präsentationsgesellschaft als solche kritisieren und keine kompromisse eingehen wollten. iss natürlich eine utopische idee, aber sympatisch und in der konsequenz und stossrichtung durchaus richtig…
😉

Och, siehst Du, ich als alter Zoni stehe da voll bei Teddy Adorno, ich kann da nicht differenzieren: Adorno formuliert in den Minima Moralia: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“ – Das heißt, es kann solange für einzelne Menschen kein richtiges, gutes und gelungenes Leben geben, solange die Gesellschaft als solche falsch, solange sie nicht im Interesse der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und der Erhaltung ihrer ökologischen Lebensgrundlagen funktioniert. – entweder wir schaffen den Kapitalismus komplett ab und entwerfen eine lebenswerte Solidargemeinschaft der Menschen (keine Angst glaub ich nicht dran) oder wir leben halt im Dreckskapitalismus und versuchen – bestenfalls in zynischer Distanz – irgendwie durch die Warengesellschaft zu tapsen. Und es handelt sich immer um eine Warengesellschaft, egal wie sie sich gewandet.

Während Dein Einwurf also absolut berechtigt und fundiert ist, verteidige ich hier nur meine positive Lesart: Prinzipiell nehme ich bei allem, was ich tue am Kapitalismus teil, d.h. schlußendlich verdient irgendjemand dran. Das rufe ich mir nur nicht vor jedem Gang zum Bäcker vors geistige Auge. Dass es einen Unterschied gibt zwischen ehrlicher und verlogener Werbung, ist mir ehrlich gesagt erst jetzt bewusst geworden – ich dachte, die lügen grundsätzlich alle. 😉

Apropos: Es gibt doch diese Super-Werbung für einen Schwangerschaftstest als „Dies ist die grösste Errungenschaft der Technik, auf die ein Urinstrahl treffen kann.“ Ich würde gern einen Wettbewerb ausschreiben, diese Aussage zu falsifizieren: Die Leute sollen mir Bilder schicken, wie sie auf noch viel größere Errungenschaften urinieren als auf nen Schwangerschaftstest…jedesmal, wenn ich diesen selten dämlichen Claim höre, denke ich an Flachbildschirme, Handys, Toaster mit Mustereinsätzen, Digitalkameras, Mondlandefähren. Deren Werbetexter gehört gesteinigt!

Korrekt, aber YouTube war am Anfang ’ne kleine Butze, die dann schön gegoogelt wurde, während ich mich hier einfach ganz nebenbei nach dem Geschäftsmodell frage?

Wenn ich als Agentur hauptsächlich für McDo und Großbanken und so weiter tätig bin, wie soll denn da die Kohle bei so ’nem Projekt reinkommen? Durch Werbung? Oder doch dadurch, dass man (zu einem späteren Zeitpunkt?) versucht, die Nutzerdaten irgendwie zu verwerten?

Ich find’s halt immer komisch, wenn Leute, die Business machen, mit PR- und Werbesprech an meine „Solidarität“ appellieren und ich im nächsten Schritt einen Vertrag mit einer AG zu nicht nur vorteilhaften AGBs abschließen soll.

Warum können sie nicht dazu stehen (wie YouTube seinerzeit) und sagen: „Das und das ist unsere Geschäftsidee und die ist super und damit wollen wir Geld verdienen und zwar, indem wir….“ Warum wird blöd getan und auf die vermeintliche „Solidarität“ abgehoben?

Nur dagegen (nicht gegen das Geld verdienen) habe ich eine grundsätzliche Abneigung, gegen dieses Versteckspielen, kommerzielle Absichten hinter geradezu sozialistischen Wörtern tarnen, da fühle ich mich von Werbern verarscht. Und das ist echt die letzte Spezies, von der ich mich verarschen lasse, denn schließlich bin ich…

selber…

Marketing-Texter! 😉

Nun jut, ja, aber das ist doch eh klar. Welche irgendwie geartete Community einer gewissen Größe ist denn wirklich und wahrhaftig eigenverantwortlich, selbstorganisiert und absolut non-profit. Ich hab mich da eher vom Nutzen und Mehrwert leiten lassen und nicht jeder kennt ja jemanden am Lago Maggiore, dessen Häuschen er hüten darf. 😉

Es handelt sich bei den Betreibern von belodged also keinesfalls um eine selbstlose Solidargemeinschaft, es steht aber jedem Nutzer frei, belodged.com als eine solche zu nutzen bzw. sie zu einer solchen zu machen. Mit anderen Worten: Zwar ist Youtube ist Teil der größten kapitalistischen Geldscheffelmaschine und Spielplatz sämtlichen viralen Marketings seit 2006 aber ich finde es praktisch, dass ich meine Videos dort hosten kann, ohne meine eigenen Servergebühren zu strapazieren.

Hmm,

klingt natürlich erst einmal nicht so schlecht. Ich will hier jetzt auch nicht den Don Alphonso spielen, aber dennoch bleiben einige Fragen offen. Zum Beispiel ist der hinter „belodged“ stehende Betreiber, mit dem per AGB ein Vertrag abgeschlossen werden muss, der diesem umfangreiche Nutzungsrechte an den eigenen Inhalten einräumt, die PanUnique AG (http://www.panunique.com) in Zürich.

Nun ist die PanUnique AG kein Wohltätigkeitsverein oder ein Zusammenschluss von Backpackern, sondern nomen est omen eine Aktiengesellschaft.

Und zwar mit handfesten Businesszielen: http://www.panunique.com/home/home_2.asp
http://www.panunique.com/home/default.asp

Und auch mit sehr namhaften (und bisweilen unappetitlichen) Kunden:
http://www.panunique.com/Referenzen/default.asp

Also, die wollen für ihre Big Business Kunden via Internet-Plattformen „virales Marketing“ und andere Web 2.0.-Geschäftsideen realisieren. Und das machen sie auch. Sie bauen Communities auf, um mit Hilfe der User-Daten, Asche zu machen.

Das muss man zwar nicht per se verwerflich finden, aber ich finde, das ist schon was ganz anderes, als so zu tun, als baue man da selbstlos eine „Solidargemeinschaft“ auf.