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David Beckham zum AC Milan

Vor ein paar Jahren gab es in Madrid mal ein Team, dessen eindrucksvolle Sammlung emeritierter Fußballspieler unter dem Namen „die Galaktischen“ lief. Mit den Elementen dieser Mannschaft konnte man jede Quartettrunde gewinnen und hatte ein einfaches Kriterium, um seine Panini-Sammlung nach Relevanz zu sortieren. Leider stellte sich Real Madrid auf dem Platz dann zwar als durchaus spektakulär, aber leider nicht als unbesiegbar heraus. Nun, es scheint, als ob das Modell einen würdigen Nachfolger gefunden hat: Nach Zambrotta, Ronaldinho und Shevchenko wechselt nun eine weitere Größe aus der Hall of Fame des Weltfußballs zum AC Milan. Wohlgemerkt, um hier die bereits bestehende Kollektion von Fußballgrößen wie Riccardo Kakà, Andrea Pirlo, Clarence Seedorf, Alessandro Nesta, Paolo Maldini, Emerson, Pippo Inzaghi etc. pp. zu vervollständigen!

Das Gerücht geisterte ja schon eine Weile durch die Gazetten, zunächst ging es um Beckhams Wunsch, sich in Milanello – dem Trainingszentrum der Rossoneri – für anstehende Nationalmannschaftsaufgaben fitzuhalten, sein Keksverein in Amerika ist ja raus und hat Pause. Nun ist die Katze aus dem Sack: Ab Januar und zunächst bis zum Ende der Saison wechselt „Becks“ samt Geltubensammlung und Glamour-Püppchen. Marketingtaktisch ist die vereinbarte kostenfreie Ablöse sicherlich ein Geschäft, bei dem die Mailänder nicht verlieren können: allein der Trikotverkauf in Südostchina sollte entstehende Unkosten mehr als abdecken, Sponsoren sind mit Sicherheit hocherfreut und es ist zu erwarten, dass einige passionierte Sammler von Panini-Bildchen und schmerzbefreite Girlies sich durch Beckhams Anwesenheit auch ins Stadion locken lassen.

Spieltaktisch sehe ich einen solchen Wechsel mit einiger Fassungslosigkeit. Seit Jahren fordern Fans eine Verjüngung der Mannschaft und Raum für junge, hungrige Spieler – auch um den in die Jahre gekommenen und pokalsatten Champions-League-Superstars in der Liga Beine zu machen. Unser letzter CL-Titel ist gerade einmal 15 Monate her, in der langen und unangenehmen Liga gegen tiefstehende und hochmotivierte Gegner in der Provinz tun sich die dekorierten Superstars seit jeher schwer. Natürlich ist das auch verständlich, wer wie beispielsweise Seedorf bereits 3 4 Champions League-Titel auf dem Briefkopf stehen hat, muss seine Klasse nicht mehr dadurch beweisen, dass er sich gegen ein Catania oder Lecce 90 Minuten die Scheinbeine bearbeiten lässt. Aber kann Beckham abgesehen vom Hemdenverkauf und einem gewissen Mehrwert für die Klatschpresse auch fußballerisch irgendetwas beisteuern?

Keine Ahnung. Fußball ist ein merkwürdiger Sport, bei dem Spiele auch mal durch einen einzelnen Freistoß oder den Steilpaß eines Ausnahmetalents entschieden werden. Und einen Spieler für die rechte Außenbahn, der auch mal eine Flanke auf den Elfmeterpunkt schlagen kann, haben wir seit Serginho nicht mehr. In der Nationalmannschaft ist er in der Startelf, also ist zu vermuten, dass er körperlich so halbwegs fit ist. Und wenn er ab und zu mal in einem Spiel eine Flanke an den Torjäger bringt oder einen Freistoß so unnachahmlich um die Mauer zirkelt, dann sollte das ja für eine kostenlose Ausleihe auch erstmal ausreichen.

Was mir fehlt, ist ein Konzept für die Neustrukturierung des AC Milan. Wenn man ernsthaft die Meisterschaft in Angriff nehmen will, braucht man junge, hungrige Spieler aus der zweiten Reihe, die Lust haben, sich auch auf Provinzfußballplätzen den Hintern aufzureißen, um der in CL und UEFA-Cup geforderten ersten Mannschaft ein wenig den Rücken freizuhalten. Luca Antonini ist so einer, Flaminì hat sich so schon quasi in die Startelf gespielt und auch die Auftritte von Darmian lassen auf größeres hoffen. Aber einen hochbegabten Courcouff erst zur Verzweiflung und dann nach Bordeaux zu treiben, einen Abate (einer der besten rechten Flügelspieler überhaupt) in Torino zu parken und einen Gilardino nach Florenz zu komplimentieren (wo er denn auch flugs 6 Tore in 7 Spielen macht) und sich dafür Sammelbildchen am Karriereende ins Album zu kleben, erscheint mir arg kurzfristig gedacht. In jedem Fall besetzen solche Neuzugänge dringend notwendige Startplätze für die Jungs aus der Jugend – frisches Blut, dass der AC Milan in Zukunft noch händeringend brauchen wird. Gerade, weil man beim überdrehten Transfermarkt unter Beteiligung arabischer Scheichs nicht mitmachen kann und will.

Schaun mer mal.

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