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Kakà bleibt!

In einer wirklich hollywoodreifen Inszenierung hat sich Milans Ausnahmekönner Riccardo Kakà gestern zu seinem Verein bekannt. Nichts Abschiedsspiel also! Nachdem bereits der gestrige Tag gefüllt war mit Berichten über die Fanproteste vor dem Vereinssitz in der Via Turati und dutzenden Spekulationen über die Wechselmodalitäten zum neureichen Club Manchester City. Erste Anzeichen über eine Richtung der Verhandlungen gab es gegen 20.00 Uhr, als sich Ricky mit einem rot-schwarzen Trikot den vor seinem Haus versammelten Fans zeigte und sich dreimal aufs Herz klopfte und ihnen für die Lieder und Sprechchöre dankte.

Gegen 22.00 Uhr rasten dann Gerüchte wie ein Lauffeuer durch das Web: Kakà und die Vereine hätten sich geeinigt, in Kürze würde der Wechsel offiziell verkündet: 130 Millionen Euro netto an den AC Milan, 19 Millionen netto im Jahr für Kakà plus Ausstiegsklausel im Fall sportlichen Mißerfolgs oder fehlender Brillianz des zusammengekauften Kaders.

22.45 Uhr dann eine telefonisches Interview mit Silvio Berlusconi live im TV: „Kakà resta al Milan“ – Kakà bleibt bei Milan!

„È una vittoria di Kakà. È stato lui che ha resistito ed io sono felice che il Milan abbia l’onore di schierare tra gli uomini migliori un uomo come lui. Io sono veramente felice di averlo mantenuto in rossonero perché Kakà non è soltanto un grande campione ma anche un grande uomo che ha rinunciato all’offerta del Manchester City dicendo che i soldi non sono tutto, privilegiando la sua volontà di stare al Milan, per l’amore per la sua maglia, per i suoi compagni. Lui si sente rossonero in mezzo all’affetto travolgente di tanti tifosi, preferendo restare la bandiera del Milan“
Es ist ein Sieg für Kakà. Es war er, der widerstanden hat und ich bin glücklich dass Milan die Ehre hat, gemeinsam mit den besten Männern jemanden wie ihn auflaufen zu lassen. Ich bin wirklich glücklich, ihn in den rot-schwarzen Farben gehalten zu haben, weil Kakà nicht nur ein großer Champion ist, sondern auch ein großartiger Mensch, der auf das Angebot von Manchester City verzichtet hat und sagt, dass Geld nicht alles sei, der seinem Wunsch bei Milan zu bleiben den Vorzug gegeben hat, für die Liebe zum Trikot, für seine Begleiter. Er fühlt sich rot-schwarz inmitten der mitreißenden Passion der vielen Fans und bleibt lieber eine Leitfigur von Milan.

Nun, die gestrige Nacht war ein wirklich anstrengendes Programm für die Fans des AC Milan, zwischen Meldungen zum bereits erfolgten Vertragsabschluss über Hoffnungszeiten bis zur Nachricht, unsere Nummer 22 hätte das Angebot abgelehnt, vergingen nur Minuten. Auf dem Höhepunkt der Begeisterungswelle lässt sich Berlusconi tragen, der sich – auch – in der medialen Inszenierung der letzten Wochen in ein hervorragendes Licht gesetzt hat. Es ist er, Silvio Berlusconi, dessen Klub so viel Ansehen besitzt, dass einer der 3 besten Spieler der Welt lieber für die Hälfte des Gehalts in rot-schwarz aufläuft, es ist er, Silvio Berlusconi, der auf eine Einnahme verzichtet, die es ihm erlaubt hätte, die Bilanzen zu sanieren und sich halb Bayern München dazuzukaufen.

Kakà unterschreibt nur hier!
Kakà unterschreibt nur hier!

Nun, wir wissen es nicht wie es war. Unser Präsident hätte natürlich die 130 Millionen sowieso aus der Portokasse bezahlen können, insofern hätte es eines einzigen klaren Neins von Seiten des Vorstands bedurft, um den Mann für unverkäuflich zu erklären. Jetzt aber, nach Wochen, Tagen und zuletzt einer Nacht Hoffen und Bangens, nachdem selbst die heißesten Fans sich mit dem Gedanken abgefunden hatten, ihren Liebling zu verlieren, hat die Nachricht aber eine viel größere Sprengkraft – ein Beben, das die europäischen Medien noch monatelang stärker durchschütteln wird, als die derzeitige sportliche Situation des Vereins.

Trotzdem bleibt festzuhalten, dass Kakà bei uns bleibt und dass Berlusconi (dem wirtschaftlich irrationales Verhalten wirklich nicht nachgesagt werden kann) auf eine unglaubliche Einnahme verzichtet hat. Dafür darf er sich gern in der Begeisterung der Millionen Rossoneri sonnen, auch als erfolgreichster Vereinspräsident in der Geschichte des Fußballs, Präsident des meistdekorierten Klubs der Welt.

Und auch Kakà selbst verhielt sich ungewöhnlich für einen Angestellten des vielgehassten modernen Fußballs:

Tutti i messaggi che mi arrivavano dicevano di scegliere con il cuore e penso che alla fine questa scelta è stata così. Non è assolutamente economica.“ – Alle Nachrichten, die mich erreichten sagten aus, dass ich mit dem herzen entscheiden solle und ich glaube dass ich letztendlich genau so entschieden habe. Keineswegs aus ökonomischen Erwägungen.

Und ein sehr erhellender Satz:

Il Milan è casa mia, nemmeno per trenta secondi ho pensato di andare al Manchester City.“ – Milan ist mein Haus, nicht einmal für 30 Sekunden habe ich daran gedacht, zu Manchester City zu wechseln.

Nun, wenn er niemals wechseln wollte und der AC Milan ihn nicht verkaufen wollte, dann hätte man die ganzen Spekulationen der letzten Zeit natürlich auch arg verkürzen können. Auch Kakà hätte durchaus mitteilen dürfen, dass er „niemals daran gedacht“ habe, Milan zu verlassen. Wir werden die Wahrheit hinter den Vorgängen der letzten Zeit wohl auch nie erfahren, aber rein medial war der Deal genial eingefädelt und präzise ausgeführt: Kakà wird unsterblicher Held in der an Helden wahrlich nicht armen Ruhmeshalle des AC Milan. Die Fans behalten den Glauben daran, dass Werte wie Treue und Liebe auch im modernen Fußball noch zählen. Berlusconi ist nicht nur erfolgreichster Clubchef von allen, sondern ab sofort auch der Mann, der mehr Fan ist als Vereinsvorsitzender und für den auch Millionen nichts bedeuten. Und darüber kann ich, dann doch sehr gerne feiern!

„La nostra squadra punta sempre a vincere: vinceremo anche quest’anno. Abbraccio tutte le persone, chiunque abbia mandato un messaggio per me: sono cose emozionanti che si possono capire solo dopo averle provate, grazie a tutti.“ – Unsere Mannschaft wird immer auf Sieg spielen: auch dieses Jahr werden wir gewinnen. Ich umarme alle Personen, alle die mir ihre Dedanken haben zukommen lassen: das sind bewegende Dinge, deren Bedeutung man erst versteht, wenn man sie wirklich erlebt hat, Danke an alle!

Forza Milan! Kakà uno di noi!

16 Antworten auf „Kakà bleibt!“

[…] Mediaset beteiligt ist – ein Fakt, der den Blätterwald bereits im Winter rauschen ließ, als der Transfer von Mittelfeldstar Ricardo Kakà zu den Scheichs von Manchester City für 120 Millionen Euro den Markt erschütterte. Pfiffige Beobachter dachten hier an ein Investment […]

So, Galliani hat nun gesagt, dass Kakà nirgendwohin geht und auch ein Anruf seines Spezis Perez von Real Madrid würde daran nichts ändern. Nun, wir wissen, dass die Halbwertszeit solcher Aussagen ziemlich genau 45 Minuten beträgt, aber in diesem emblematischen Fall ist schon denkbar, dass Berlusconi sich den imagetechnischen Unwägbarkeiten eines Kakà-Transfers wirklich nicht (noch einmal) aussetzen will. Wenn er sich diesen denn wirklich jemals ausgesetzt hat. Wie ich schon angemerkt habe, freue ich mich über sein bleiben, allerdings ist der Preis wohl etwas höher als zunächst gedacht:

Wenn Milan das im Juli festgezurrte Saisonziel, die Meisterschaft, noch erreichen will, ist ein Eingreifen im Januarmarkt zwingend notwendig. Mit der derzeitigen Mannschaft und vor allem mit der zur Verfügung stehenden Verteidigung, ist das Ziel wohl nicht zu erreichen. Nun wurden die Aussagen zum Saisonziel Nr. 1 natürlich während der Abonnementphase getätigt (und danach nie wieder), die Verpflichtung von Ronaldinho und die Erklärungen, Inter nun auch im Heimatland Paroli bieten zu wollen, sorgten für eine furiose Belebung des bis dahin agonierenden Dauerkartenverkaufs. Im Moment besteht ein solcher Anreiz zu Neuverpflichtungen nicht – lediglich sportlich wäre eine Verstärkung der Abwehr dringend geboten, rein wirtschaftlich würde eine solche Ausgabe nur die Bilanzen belasten, ohne Auswirkungen auf den Stadionbesuch oder Mediaset-Abos zu haben. Milan führt die Zuschauer-Statistiken an und ist sich dank Ronaldinho, Beckham und Kakà weltweiter Medienöffentlichkeit sicher, auch ohne dass sportlich irgendetwas gerissen worden wäre.

Was läge also näher, als einen verhinderten Abgang als größten Neuzugang zu verkaufen und das Saisonziel einfach stillschweigend abzuhaken? Ein Tor verhindert ist genauso gut wie eines geschossen und so hat man mit dem „Fall Kakà“ nun auch ein hervorragendes Instrument zur Hand, die grummelnde Fanbasis ruhigzustellen: „Ihr wollt Verstärkungen? Es tut mir leid, aber wir haben gerade auf 150 Millionen Euro verzichtet, um euer Idol zu halten!“ Die Erinnerung an nächtelanges Nägelkauen, Angst und Panik unter den Anhängern der Rossoneri angesichts des drohenden Wechsels von Kakà verbietet jegliche Kritik. Und so verbleiben wir vermutlich mit Thiago Silva, der erst in der nächsten Saison spielen darf und Mattioni, der zwar spielen dürfte, aber allem Vernehmen nach sich erst an die Liga anpassen müsse. Weitere Neuverpflichtungen verbieten sich.

Ich will nicht unterstellen, dass die ganze „Geschichte Kakà“ inszeniert ist. Aber einen bereits unter Vertrag stehenden Spieler zur „stärksten Neuverpflichtung des Januarmarkts“ zu erklären (man spricht in der Tat vom „zweiten Abenteuer Kakàs in rot-schwarz“) und so jegliche Kritik im Keim zu ersticken, das hat schon eine gewisse massenmediale Brillianz, dass muss man Berlusca lassen. In diesem Sinne: Hello Kakà, goodbye scudetto!

mahlzeit!

also wenn ich lesen muss, dass es verbindungen zwischen dem teufel un denen die einen heilige kaaba behüten dürfen, dann bin ich froh, dass ich gerade Bölls „Ansichten eines clowns“ lese…

was ist das nur für eine manipulierte suppe, da ist ja das, was oskar der blechtrommler in seiner kindheit trinken musste harmlos dagegen. che cazzo!

danke für die mehr als hintergründigen infos.
ci vediamo

Meh! Als linker AC Milan-Fan sollte man sich des Spannungsfelds dieser Passion ja sowieso bewusst sein. Im vorliegenden Fall rette ich mein Gewissen durch einen Anfall von Pragmatismus: Kakà erfreute mich bei Milan und bleibt auch dort und letztendlich ist Berlusconi für diesen Umstand zu danken. Und wenn ich ihm dafür nicht meine Seele verkaufen, sondern nur einem elenden Schmierentheater beiwohnen muss, dann nehm ich das hin. Zumal ich die Schuld viel eher bei der Journaillie sehe, die den gesamten Kokolores ebenso minutiös wie unreflektiert in der Welt verbreitet hat.

Wie dem auch sei, ein gewisser bayrischer Würstchenfabrikant verhält sich so anders nicht und als Fan kriege ich dafür aber am Ende Podolski und van Bommel…auch keine Alternative. Saluti!

Und Manchester Citys Aussagen sind nach der Watschn zwar sicher mit Vorsicht zu genießen, deuten aber eher darauf hin, dass es der Verein war, der zunächst einem Verkauf nicht völlig ablehnend gegenüberstand:

„He clearly was for sale but we never got to meet with the player, the behaviour of AC Milan got in the way.

But Cook says „political“ issues led to Milan changing their stance on Kaka’s proposed transfer.

„We met with the football club and they made it quite clear that Kaka was for sale and we made it quite clear that we wanted to bring him to Manchester City Football Club,“ Cook told 5 live Breakfast.

The political pressure they came under and the public space that they were trying to live this negotiation through maybe changed the conditions. And again, like I say, I think they bottled it.

Quelle: BBC Sport

Ich entnehme gerade der Sun, dass Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan, seines Zeichens Vater vomk jetzigen City-Inhaber Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan, langjähriger Geschäftspartner von Berlusca war. Nach seinem Tod 2004 übernahm Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan, also der Bruder von Mansour, die Anteile an Berluscas Medienimperium. Die Abu Dhabi Royal Investment Fund hält über 2 % an Berlusconis Mediengiganten Mediaset selbst und 16 % an der Barclays Bank – Barclays wiederum hält ihrerseits mehr als 5 % an Mediaset und ist damit nach berlusca grösster einzelner Anteilseigner. Tja, wenn man mal so drüber nachdenkt…

Glückwunsch, freut mich wirklich.

Auf die Stimmen der Profis gebe ich aber nicht allzuviel. Einerseits habe er keine 30 Sekunden darüber nachgedacht, andererseits habe er aber eine Entscheidung des Herzens getroffen. Nunja, ein paar Euro werden sicher auch für ihn dabei rumgesprungen sein.

Wir werden es erst wissen, wenn City im Sommer 300 Millionen und 30 Mio jährlich bietet oder aber ein auch sportlich interessanter Club klopft: Real Madrid zum Beispiel. So lange bin ich der Meinung, dass Kakà nicht zu City wechseln wollte, der Verein aber sehr wohl einen Verkauf in Erwägung gezogen hatte. Allerdings nicht auf Kosten eines Imageverlustes für den Herrn Premierminister!

Ciao Mister Madunina,

hier hält nur einer die Fäden in der Hand, dafür und sein ganzes ekelhafte Getue und Gehabe wird dieser psiconano niemals meinen Beifall bekommen.

propaganda due; propaganda; propagandada.

cosi, grazie agli tutti ultra` rossoneri.

Saluti, stephan

Oder wie es der Daily Express formuliert: „But after a day of emotional and frantic negotiations, City officials found themselves caught in a tug-of-war between Kaka and his adoring fans on one side and his father and Milan on the other. In the end, Kaka and the fans have won, with Berlusconi concerned at the damage a fans’ revolt could do not only to Milan’s reputation and their hopes of regaining Champions League status, but also his popularity as Italy’s Prime Minister.“

Kakà bleibt beim AC Milan…

In einer wirklich hollywoodreifen Inszenierung hat sich Milans Ausnahmekönner Riccardo Kakà gestern zu seinem Verein bekannt. Nachdem bereits der gestrige Tag gefüllt war mit Berichten über die Fanproteste vor dem Vereinssitz in der Via Turati und …