Pierluigi Spagnolo ist der Autor von „I ribelli degli stadi“, ein Buch über die ilatienische Ultras-Bewegung, was 2017 in Italien erschienen ist. Seitdem steht es in diversen Bestseller-Listen italienischer Verkaufsrankings. Wir sprachen mit dem Autor über sein Werk, was von Kai Tippmann ins Deutsche übersetzt wurde und in Kürze in Deutschand erscheinen wird.
Hallo Pierluigi. Stell dich doch bitte zunächst kurz vor, damit die Leser wissen, mit wem sie es zu tun haben.
„Ich bin 42 Jahre alt, in Bari geboren und ich lebe und arbeite seit 2012 in Mailand. Ich bin Journalist und arbeite für die Gazzetta dello Sport, die wichtigste italienische Sporttageszeitung, eine der ältesten Europas (die Gazzetta wurde vor 123 Jahren gegründet). Ich habe als Kind angefangen, ins Stadion zu gehen, mit 7-8 Jahren, mit 12-14 Jahren bin ich dann allein in die Kurve gegangen. Ich habe nie aufgehört, die Kurve meines Vereins zu besuchen, die Ccurva Nord von Bari. Auch heute noch folge ich, wenn es meine beruflichen Verpflichtungen zulassen, der Mannschaft auswärts (nach der Pleite im Sommer 2018 spielt Bari aktuell in der Serie C) oder gehe zu den Spielen im Stadio San Nicola von Bari.“
Du kommst aus Bari und lebst heute in Mailand. Hast du noch eine Bindung zu dem Fußball und der Ultras-Bewegung in Bari?
„Wie gesagt, so oft ich kann, verfolge ich mein Team als Fan in der Kurve. In den letzten Jahren habe ich viele Auswärtsspiele im Norden Italiens besucht, als Bari in der Serie B spielte. Ich mit den Belangen der Ultras in meiner Stadt natürlich gut vertraut, was die aktuellen Gruppen (Seguaci, Bulldog e Re David, 40+ und die anderen) und deren Capos angeht.“
Wie kam es zu der Idee, ein Buch über die italienische Bewegung zu schreiben und was macht das Buch anders, als die vielen anderen Bücher über die italienische Ultras-Bewegung?
„Am Vorabend der 50 Jahre Ultrabewegung in Italien habe ich gedacht, dass es notwendig wäre, ein ganzes Jahrhundert Fankultur im italienischen Fußball und ein halbes Jahrhundert Ultras aufzuarbeiten. Das war im Jahr 2018, 50 Jahre nach der Gründung der Fossa dei Leoni bei Milan, der absolut ersten Ultragruppe unseres Fußballs. Das wollte ich auch, um eine gewisse historische Wahrheit wieder herzustellen und die üblichen Klischees zu entkräften, die die Welt der Ultras begleiten, die von der Welt der Medien und der öffentlichen Meinung auch weit über ihre wirkliche Verantwortung und Schuld hinaus kriminalisiert wird.“
Dein Buch ist sehr erfolgreich, worin liegt der Erfolg begründet?
„Vielleicht hatte die Welt der italienischen Ultras, der sich zwei Generationen von Fans und zehntausende Personen zugehörig fühlen, wirklich ein Buch nötig, dass die Geschichte einmal ohne die üblichen Stereotypen erzählt. Das Buch wird als ein ehrlicher Text aufgenommen, ausgeglichen, objektiv, aber mit der Leidenschaft eines Menschen geschrieben, der wirklich die Kurven frequentiert hat. Jemand, der die Welt der Ultras kennt und wirklich liebt. Vielleicht steckt das Geheimnis des Erfolgs in diesem Aspekt.“
Was ist deine Lieblingsanekdote aus dem Buch?
„Was ich immer im Herzen tragen werde, sind die Nachrichten der Capos der 80er Jahre, die mir von Mailand bis Genua Komplimente für mein Werk geschickt haben. Und die Nachrichten von 14-16jährigen Jungs und Mädchen, die mir Dinge schreiben wie >>Ich war noch nie in einem Buchladen, um mir freiwillig ein Buch zu kaufen.<< Wenn ich irgendeinen Jugendlichen an Literatur und das Wissen um die Geschichte der italienischen Ultras herangeführt habe, nun, dann bin ich wirklich glücklich.“