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Cilento – Monte Gelbison

Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich unglaublich langweile, wenn ich länger als eine Gazzetta dello Sport lang am Strand liegen muss? Zumal bei Temperaturen um die 40 Grad? Freundlicherweise ist das Cilento ein bergige Gegend und vom Badezimmerfenster aus gesehen ging die Sonne um 5.37 Uhr direkt über dem schönsten von allen auf: Monte Gelbison. Der vierthöchste Berg des Parco nazionale del Cilento e Vallo di Diano erreicht immerhin 1.705 Höhenmeter und ist auch von der Küste schnell zu erreichen. Das riesige Metallkreuz der Madonna del Monte Sacro sieht man auch von unserem Basislager, dem Elios in Ascea aus, vor allem wenn es nachts spektakulär beleuchtet wird. Eigentlich brauchte es die absolute Empfehlung unseres Herbergsvaters also gar nicht, den Berg hätte ich mir sowieso nicht entgehen lassen.

Also habe ich an einem mindestens wieder 40 Grad versprechenden Tag Nörgelzwerg und Fotoapparat eingepackt und in Richtung Novi Velia, der letzten Ortschaft vor dem Gipfel aufgebrochen. Selbstverständlich habe ich für den Weg nicht die bequeme Schnellstraße über Vallo della Lucania gewählt, sondern erstbeste Feldwege – das Ziel sieht man ja und das Auto hat noch Garantie. In Novi Velia folgt man dann einfach der Beschilderung zum „Santuario“. Die zum Gipfel führende Straße wechselt dichte Wälder mit teils spektakulären Ausblicken ab, manchmal muss man eine Herde Ziege vorbeilassen, manchmal kann man kristallklares Wasser aus den direkt am Straßenrand zu findenden Quellen abfüllen.

Für nur 3 Euro erkauft man sich das Recht, sein Gefährt unterhalb des Gipfels abstellen zu dürfen. Ich empfehle, den Berg nicht an einem Wochenende zu besuchen, das Kloster ist stark besucht und am Wochenende riskiert man einen längeren Anstieg, weil man sein Auto ein paar hundert Meter weiter unten abstellen muss.

Der Gipfel selbst bietet das Kloster „Santuario della Madonna del Monte“ (siehe Fotostrecke), das auf den Überresten einer heidnischen Kultstätte errichtet wurde. Und in der Tat bedeutet Gelbison „Götzenberg“. Ich bin ja heidnischen Dingen immer durchaus zugeneigt, christlichere Seelen als ich finden sicher Gefallen an den zahlreichen Kirchen, Kapellen, Glockentürmen und Restaurants. Ich finde, dass allein der spektakuläre Ausblick die halbe Stunde Fahrt (Pilger gehen gefälligst zu Fuß!) rechtfertigt: der Blick über das gesamte Cilento ist atemberaubend und stolze Cilentani werden berichten, dass man von dort an klaren Tagen sowohl Capri als auch die Adria-Küste und Sizilien sehen könnte…Ich habe dies nicht vermocht.

Es empfiehlt sich, genügend Münzen mitzunehmen: Einem uralten heidnischen Brauch zufolge (vermutlich beschäftigt sich heute die „Madonna del Monte“ mit derlei Profanitäten) kehrt Geld zurück, das man auf eine an der Nordseite des Plateaus befindliche Steinsäule so wirft, dass es liegen bleibt. Das ist leichter getan, als es klingt und von zweifelhaftem Erfolg (die Autobahngebühr wurde während meines Urlaubs mal wieder erhöht), aber durchaus unterhaltsam.

Am Fuß des Berges, kurz bevor man wieder Novi Velia erreicht, empfiehlt sich das kleine Restaurant „La Montanara“, in dem cilentanische Spezialitäten gereicht werden. Die Preise sind moderat, das Essen durchaus erstaunlich gut und die Temperaturen auch auf der schattigen Terrasse erfrischend erträglich. Als Alternative hat es direkt auf der anderen Straßenseite ein wunderschönes Picknick-Gebiet am Fluß.

Bilder: