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Interview mit Autor und Verleger des Buchs „Der Fall Speziale“

Das T-Shirt „Speziale libero“ und entsprechende Spruchbanner haben während und nach dem italienischen Pokalfinale in Rom für einiges an medialer Aufmerksamkeit gesorgt, auch außerhalb Italiens. Wie auch im Heimatland Speziales gab es in der deutschen Presse völlig unterschiedliche Bewertungen dieser Forderung seitens der veröffentlichten Meinung auf der einen Seite und der in Fußballstadien oder im Internet diskutierten Meinung auf der anderen. Nicht alle waren dabei so interessiert und abgewogen wie die von RWE-Präsident Michael Welling. So interpretierte beispielsweise die Süddeutsche Zeitung derartige Forderungen nach einer Freilassung Speziales als von der Mafia manipuliertes, unkritisches Feiern eines Polizistenmörders, während dutzende in weltweiten Stadien aufgetauchte Spruchbänder von den dafür Verantwortlichen als Kritik an einem ihrer Meinung nach zweifelhaften Rechtsgeschehen mit vielen offenen Fragen verstanden wissen wollen. Altravita verfolgt den Fall seit 2007, ich habe mit Speziale und seiner Gruppe gesprochen, eine Unzahl von Presseartikeln und weite Teile der Prozessakten gelesen, oft mit Speziales Strafverteidiger Giuseppe Lipera gesprochen, an einem Dokumentarfilm mitgewirkt, in dem der Fall zur Sprache kommt und nicht zuletzt das Buch „Il Caso Speziale“/“Der Fall Speziale“ zum Thema gelesen. Im Folgenden habe ich mir erlaubt, dessen Autor Simone Nastasi und den Herausgeber, Verlagsschef Salvo Bonfirraro mit ein paar hoffentlich interessanten Fragen zum Thema zu konfrontieren:

Zunächst möchte ich euch für das Buch „Der Fall Speziale“ danken, das dem Leser die Möglichkeit gibt, sich über das Prozessgeschehen zu informieren, das in der Verurteilung des zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Antonio Speziale mündete. Noch mehr als sonst scheint das Publikum geteilt in die Welt der Kurven auf der einen Seite, die aus der ganzen Welt Signale der Solidarität senden, und der öffentlichen Meinung auf der anderen Seite, die Speziale scheinbar schon vor der ersten Instanz verurteilt hatte.

Salvo Bonfirraro, im Folgenden „Herausgeber“: Am Anfang von allem steht das Wissen und Information muss objektiv und darf nicht parteiisch sein, wie hier in Italien. Deswegen weiß man in unserem Land nie genau, was passiert. Natürlich ist die öffentliche Meinung geteilt, weil sie keine Kenntnis vom Geschehen hat, außer durch Hörensagen. Ein Buch wie unseres ist also sehr willkommen, das mit Mut und Objektivität einen der bedeutendsten Justizfälle aus der Fußballwelt zur Diskussion stellt.

Wie ist die Idee geboren worden, ein Buch zu diesem heiklen Thema zu machen? Frage an den Autor: Haben Sie vorher Kontakt zu anderen Verlagen wie z.B. Mondadori oder Feltrinelli aufgenommen, ob die am Manuskript interessiert wären? Wenn ja, was war die Antwort?

Herausgeber: Ich habe von der Idee für dieses Buch von meinem Sohn Alberto erfahren, der für die Autorenwerbung zuständig ist, weil er – als guter Marketingverantwortlicher – verstanden hat, dass das ein sehr gutes Buchprojekt sein könnte, dass es auf medialer Ebene korrekte Informationen zum FALL SPEZIALE ergeben würde.

Simone Nastasi, im Folgenden „Autor“: Nein. Ich habe keine anderen Verlage kontaktiert, weil der Vorschlag direkt von Bonfiorraro Editore an mich herangetragen wurde.

Spruchbänder, T-Shirts und Gesänge für Speziale sind von der überwiegenden Mehrheit der „offiziellen“ Presse zensiert worden, mit schönen Grüßen an den Artikel 21 der italienischen Verfassung. An den Verleger: Haben Sie Druck erfahren oder womöglich unerwünschte Ratschläge, dass das Buch nicht erscheint?

Herausgeber: Aufgrund meiner Natur und meiner Geschichte als Verleger – frei von politischen und anderen Zwängen und keiner Lobby unterworfen – habe ich den großen Vorteil, das zu publizieren, von dem ich glaube, dass es richtig ist, wenn es das Publikum über meine Bücher erfährt, ohne dass ich mich über Zensur oder Rache Gedanken mache. Ich habe, bis heute, keinerlei Druck erfahren. Noch viel weniger habe ich selbst Druck auf den Autor ausgeübt, ein parteiisches Buch zu schreiben. Ich habe von Nastasi etwas Einzigartiges gefordert und erhalten, weil es ihm gelungen ist, eine hässliche Geschichte in ein lesenswertes Buch zu transformieren, mit dem jeder von uns sich in die Lage des Richters versetzen und über Schuld oder Unschuld entscheiden kann, nachdem wir die Prozessakten gelesen haben, die im Buch von Simone Nastasi akribisch studiert und auf großartige Weise aufbereitet wurden. Ich bin äußerst zufrieden, weil wir auch in der Rechtsliteratur einen Präzedenzfall geschaffen haben. Eine Publikation wie die unsere gab es nicht und heute dient sie auch vielen Anwälten als Informationsquelle.

Ich möchte den Autoren auch nach seiner Meinung fragen, warum die verschiedenen „Speziale libero“-Äußerungen von den Medien ausnahmslos als Beschmutzung des Andenkens an den verstorbenen Filippo Raciti interpretiert werden und nicht einfach als Kritik an einer Gerichtsentscheidung mit sehr vielen Grauzonen.

Autor: Das ist eine gute Frage, die man aber denen stellen müsste, die ein T-Shirt auf diese Art interpretieren. Das gesagt muss es klar sein, dass in Bezug auf den Inspektor Raciti und seine Familie höchster Respekt bewahrt werden muss. Und ganz besonders ist es mir wichtig, dass mein Buch auf keine Weise instrumentalisiert wird oder auf eine Art verbreitet wird, die die Intentionen derjenigen, die es geschrieben und herausgegeben haben, hintergehen.

Italien ist eine Nation der medialen Prozesse, die oft in Fernsehstudios abgehalten werden, an denen dort vermeintlich allwissende Experten teilnehmen, die oft genug schon vor dem Gericht selbst zu einem Urteil kommen. Glaube Sie, dass das Medieninteresse am Fall Speziale Einfluss auf die Richter ausgeübt hat, die die Verurteilung ausgesprochen haben und falls ja, in welchem Maß?

Herausgeber: Die Medienaufmerksamkeit, von der Sie sprechen, wurde von Journalisten aufgebaut, die nur parteilich und wenig objektiv berichten können, was bis heute keine Formulierung einer Gegenposition erlaubt, um wieder eine ausgeglichene Informationswelt herzustellen. Damit Menschen, die das Prozessgeschehen verfolgen, überhaupt die Chance haben, sich eine eigene Meinung zu bilden, nachdem sie sowohl die eine als auch die andere Seite gehört haben.

Autor: Die mediale Aufmerksamkeit für die Gerichtsverfahren gegen Antonino Speziale hatte unterschiedliche Phasen. Am Anfang, ausgehend vom Rummel um die Nachricht eines im Stadion verstorbenen Polizisten, wurde in den ersten Tagen und Wochen nach den Vorfällen sehr viel über die Angelegenheit berichtet. Danach ist diese Aufmerksamkeit Zug um Zug weniger geworden. Bis hin zu dem, was dieses Jahr passiert ist und was ich für paradox halte: Als der Kassationsgerichtshof per Urteil vom 6. Februar dem Berufungsgericht Messina aufgetragen hat, den Prozess neu zu bewerten (auch wenn nur wegen eines Formfehlers), haben nur sehr wenige Zeitungen darüber berichtet. Als hingegen vor wenigen Wochen ein Fan von Napoli mit einem T-Shirt, das die Freilassung Speziales forderte im Fernsehen zu sehen war, ist auf medialer Ebene das Jüngste Gericht ausgebrochen. Also, nur um das zu einmal festzuhalten, ein T-Shirt ist eine Nachricht, ein Gerichtsentscheid nicht?

Wenn wir uns die Geschichte Italiens anschauen, könnte man den Eindruck bekommen, dass man in Fällen „medialen Notstands“ ein Bauernopfer finden muss, einen Schuldigen, dessen Verurteilung wieder Frieden einkehren lässt. Glauben Sie, dass die Tatsache, dass sich das berüchtigte sizilianische Derby nur kurz nach dem Calciopoli-Skandal zugetragen hat und die weltweite Presse immer noch auf das Image des italienischen Fußballs gerichtet war, irgendeinen Einfluss auf das Urteil im Fall Speziale gehabt haben könnte?

Herausgeber: Ich verfolge den Fußball kaum, nach dem Buch interessiere ich mich aber mehr dafür. Aber sicher kann es passieren, wie in der Vergangenheit schon mehrfach geschehen, dass für den Seelenfrieden einer bestimmten Klasse ein Sündenbock gefunden wird, um die Sache abzuschließen. Diesmal hat man aber, meiner Meinung nach, die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Man hat Speziales Verteidiger unterschätzt…und das macht diesmal den Unterschied aus.

Autor: Ich glaube nicht, dass der Calciopoli-Skandal auf diesen Fall Einfluss genommen hat. Ich glaube hingegen, dass wie schon in früheren Fällen der italienischen Rechtsgeschichte der emotionale Faktor eine große Rolle gespielt hat. Man musste einen Schuldigen finden, weil der für sich genommen schon sehr schwerwiegende Vorfall dies forderte. Der Punkt ist, zu verstehen ob dieser Schuldige wirklich gefunden wurde.

Während der Anhörung am 18.12.2008 lieferte der Polizist Lazzaro (a.d.R.: Racitis Fahrer) eine Version, die seinen Aussagen während der ersten Vernehmungen im Februar 2007 widerspricht. Deswegen wurde er von der Mutter des Verurteilten sogar wegen Falschaussage angezeigt. Könnte man davon ausgehen, dass die Aussagen der ersten Zeugenvernehmung, wenn sie während der Verhandlung aufrechterhalten worden wären, die Ermittlungen und den Prozess in eine komplett alternative Richtung hätten bewegen und auch die Sachverständigengutachten angreifen können – basierend eben auch auf der Glaubwürdigkeit eines Amtsträgers? Entspringt auch die Zeugenaussage Lazzaros der Notwendigkeit, ein Urteil über einen Schuldigen zu fällen, das neben Speziale auch die gesamte Welt der Ultràs trifft, indem es den Boden für die Einführung der Fankarte Tessera del Tifoso bereitet?

Herausgeber: Italien wird dann zu einer funktionierenden Zivilgesellschaft, wenn man endlich auf allen Ebenen den Mut aufbringt, eigene Schuld einzugestehen und dafür auch harte Strafen zu akzeptieren. Gerade in diesen Tagen erleben wir die peinliche Situation in Venetien, die unser Land wieder einmal vor den Augen der Welt in den Dreck zieht. Manchmal aber passieren einfach Unfälle… und wenn das geschieht, muss man ebenso den Mut haben, das zuzugeben und darf sich nicht verstecken und abtarnen. Ich bin mir sicher, dass Lazzaro ein Gewissen hat, das ihn seit diesem Tag nicht schlafen lässt.

Autor: Das ist einer der undurchsichtigen Aspekte dieses Falles. Faktisch hat der Polizist Lazzaro zwei verschiedene Versionen des Geschehens ausgesagt, die beide im Protokoll niedergelegt sind. Wenn die Version aus der ersten Vernehmung während der Ermittlungen auch in der Verhandlung aufrechterhalten worden wäre, hätte dieses Gerichtsverfahren möglicherweise einen ganz anderen Verlauf genommen.

Das Kriminaltechnische Institut RIS Parma hat in seinem vom Gericht selbst in Auftrag gegebenen Gutachten festgestellt, dass mehr dagegen spricht als dafür, dass die Schnittspuren auf Racitis Uniformjacke auf die Waschbeckenverkleidung aus Blech zurückzuführen sind. Wie erklärt man sich, dass dieses Gutachten, auf dessen Basis die Ermittlungsrichter des Jugendgerichts in Catania Speziales zwischenzeitliche Haftentlassung entschieden hatten (dann von zwei aufeinanderfolgenden Entscheidungen des höchsten Gerichts bestätigt) während der Verhandlung dann sowohl vom Gericht, als auch vom Berufungsgericht und von den beigezogenen Gutachtern nicht anerkannt wurde, obwohl das durchgeführte Untersuchungsverfahren keinerlei neuen Indizien zur Schuldfrage beisteuerte, die vom Angeklagten nicht schon in der Untersuchungshaft eingeräumt worden waren?

Herausgeber: Auf diese Frage könnte man antworten, indem man einfach dazu einlädt, sich ein paar amerikanische, aber heute auch italienische, Fernsehserien anzuschauen, wo solche Szenen gezeigt werden, weil die Drehbuchautoren einfach alltägliches Geschehen aufschreiben, manchmal mit ein bisschen blühender Phantasie garniert. Man kann leider einfach zur falschen Zeit am falschen Ort unter falschen Umständen sein und sich daraufhin in einer Situation wiederfinden, aus der man nur sehr schwer wieder heraus kommt.

Autor: Noch vor dem Gericht und dem Berufungsgericht, und die berufenen Gutachter einmal außer Acht lassend – die zwar technische Gutachter waren, aber eben auch Polizisten der Kriminaltechnik, also Kollegen des Beamten Raciti und als solche nicht unbefangen -, ist die Frage in Bezug auf die Richter einerseits deutlich komplexer, andererseits umso interessanter. Wenn wirklich wie in der Frage geschrieben, die Richter der ersten, zweiten und dritten Instanz die Schuld Speziales feststellten, haben sie faktisch die Ergebnisse des RIS nicht anerkannt. Aber vor ihnen haben andere Kollegen, Ermittlungsrichter und selbst  Richter vom selben Kassationsgerichtshof, die Konklusionen der Kriminaltechniker vom RIS Parma hingegen vollauf anerkannt. Also haben verschiedene Richter in derselben Angelegenheit unterschiedliche Auslegungen niedergeschrieben; manche in die eine, andere in eine andere Richtung, während die Anklage praktisch die ganze Zeit über weitgehend dieselbe geblieben ist. Man müsste also den Gründen für diese unterschiedlichen Auslegungen nachforschen.

War es jemals Anlass zur Diskussion, dass genau Racitis eigene Abteilung die Ermittlungen durchführte? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, andere Kollegen damit zu beauftragen?

Herausgeber: Wir sind in Italien. Dieses Szenario wird dann möglich sein, wenn wir endlich ein zivilisiertes Land sind, wo der Spruch, der in jedem Gerichtssaal hängt, VOR DEM GESETZ SIND ALLE GLEICH, wirklich Gültigkeit besitzt.

Autor: Auf diese Frage kann ich leider nicht antworten.

Ich habe mitbekommen, das viele italienische Kurven Lesungen und Diskussionen zu diesem Buch organisiert haben. Kann man es auch als Auflagenerfolg bewerten?

Herausgeber: Ich muss sagen, dass man was die Auflage angeht, durchaus von einem Erfolg sprechen kann. Auch wenn wir generell mit kleinen Auflagen arbeiten, sind wir schon bei der zweiten. Aber dieses ist ein Buch, das sich noch viel besser verkaufen könnte, jedoch ist das nicht so. Das hängt vor allem von der in eine Richtung gezielten Informationspolitik ab, die keinen Widerspruch erlaubt und die für ein solches Buch keinen Platz in TV-Debatten oder Zeitungsseiten findet, weil das behandelte Thema unbequem ist und man STARKEN KRÄFTEN nicht widersprechen kann. Wenn dieses Buch bei Fazio besprochen worden wäre (a.d.R.: TV-Kommentator) – genau wie andere genau dorthin gehen, weil sie Autoren des „Apparats“ sind, weil sie zum System gehören oder der politischen Strömung, die Fazio an seinem Platz hält -, dann hätten wir Eingang in die öffentliche Meinung gefunden, auch unter Fazios Publikum. Ich habe Fazio erwähnt, aber ich könnte viele andere Namen nennen. Solange man nicht unvoreingenommen ist, wird man einem Buch wie DER FALL SPEZIALE niemals Platz einräumen, genauso wenig wie einem weiteren unserer Bücher mit dem schon sehr unbequemen Titel DIE PARTEI DER RICHTER von Mauro Mellini. Das ist mein einziges Bedauern. Wenn wir dieselben Voraussetzungen wie andere hätten, wäre unser Buch erfolgreicher gewesen. Ich muss aber trotzdem sagen, dass man viel unabhängige Information mittlerweile im Netz findet, wie bei euch, die uns wohlwollend aufgenommen haben und ein paar Zeitungen haben sich auch mit dem Buch beschäftigt, wie z.B. IL FATTO QUOTIDIANO. Nicht zuletzt haben sich auch die Journalisten von SERVIZIO PUBBLICO für das Buch interessiert. Wir haben Anrufe von mindestens vier Journalisten aus der Redaktion erhalten und Simone Nastasi war auch bei LA7, weil man dort daran interessiert war, einen Bericht zum Fall Raciti zu bringen. Aber seitdem ist fast ein Monat vergangen und wir haben nichts mehr davon gehört… hoffentlich hat da niemand interveniert und alles gestoppt.

Zwei dieser Events sind von Casa Pound organisiert worden, was in Deutschland zu Diskussionen führte. Können Sie uns diese Zusammenarbeit erklären?

Herausgeber: Weiter oben habe ich eine Frage damit beantwortet, dass ich ein nicht beeinflusster, freier Verleger bin. Geschweige denn überhaupt beeinflussbar. Die von Casa Pound haben uns für eine Buchvorstellung eingeladen und zum Wohl des Buches waren wir, angesichts des an der Thematik gezeigten Interesses, deren Gast. Genauso froh wären wir über Einladungen seitens politisch linker Organisationen gewesen. Wir machen keine Politik. Wie produzieren Kultur und Information und diese beiden Dinge müssen, damit sie gut funktionieren, einen fundamentalen Bestandteil haben: FREIHEIT. KULTUR IST FREIHEIT und sie befreit uns. Das sind wir und wir stehen jedem zur Verfügung, der uns einlädt, um dieses oder ein anderes Buch zu präsentieren – ohne dass dafür irgendetwas instrumentalisiert oder sich etwas Fremdes angeeignet wird. Die Wahrheit ist ein allgemeines Gut und wenn aus Deutschland – wo es wie ich weiß ein lebhaftes Interesse für den FALL SPEZIALE gibt und auch das Buch selbst bekannt ist – Einladungen kämen das Buch auch dort vorzustellen, wären wir sehr froh, diese anzunehmen. Es gibt übrigens eine Idee, das Buch auch auf Englisch zu übersetzen, um auch Nicht-Italienern die Möglichkeit zu geben, es zu lesen.

Autor: Das kann man nicht Zusammenarbeit nennen, diese Definition ist falsch. Zur Aufgabe des Verlagshauses gehört auch das Treffen von Übereinkünften für Buchpräsentationen, ohne dabei politische Überlegungen anzustellen. Weder ich noch der Verlag machen Politik. Casa Pound hat Interesse am Buch gezeigt und wenn dasselbe Interesse aus der radikalen Linken oder irgendeiner anderen politischen Ecke gekommen wäre, hätten wir auch diese Einladungen sehr gern akzeptiert, ohne irgendein Problem. Das wäre ja auch noch schöner.

Kommen wir zum Kern: ich hätte gern eine persönliche Einschätzung, eine Meinung, wer hat für Sie Raciti getötet?

Herausgeber: Dafür muss man nur das Buch lesen.

Autor: Diese Frage müsste man den Ermittlern stellen. Ich, als Journalist, habe mich darauf beschränkt, eine Prozessangelegenheit wiederzugeben, aus der viele Zweifel entstanden sind. Rein technisch muss man heute – nach der letztinstanzlichen Verurteilung und ohne eine Prozessrevision – sagen, dass die gerichtliche Wahrheit lautet, dass es Antonino Speziale war, der den Inspektor Raciti umgebracht hat, wenn auch durch Körperverletzung mit Todesfolge. Der Punkt ist, zu verstehen ob die gerichtliche Wahrheit und die historische, also die sich aus den Fakten ergebende Wahrheit, übereinstimmen können.

Nachtrag: Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass das Buch auf deutsch übersetzt wird. Die Frage ist, ob ein Buch über ein solches Nischenthema die entstehenden Kosten tragen kann.

2 Antworten auf „Interview mit Autor und Verleger des Buchs „Der Fall Speziale““