Es gibt ein paar wenige Dinge, die ich gegenüber meinem Leben in Berlin dann doch vermisse…Schwarzbrot (gibts als Backmischung zum Selbermachen bei Esselunga), Leberwurst (kann man sich bei Lidl oder Penny besorgen) und Konzerte. Konzerte sind allerdings ein Problem hier auf dem Dorf und umso schöner war es, dass Davide van de Sfroos hier in Verbania spielte. Davide van de Sfroos ist unumschränkter Herrscher über mein Autoradio und unbedingter Liebling meines Siebenjährigen.
Der nun in der Tat holländisch anmutende Van de Sfroos heisst in anderen Zusammenhängen Davide Bernasconi und singt und schreibt im Dialekt des Lago di Como, präziser „laghée„, einer für halb-eingemeindete Deutsche komplett unverständlichen Variante des Italienischen, freundlicherweise finden sich auf den CDs und im Internet. Musikalisch trifft der Mann allerdings bei mir voll ins Schwarze. Beeinflusst von Punk und besonders in jüngerer Zeit von Spielarten des Blues und Jazz beschleunigt er und seine exzellente Band traditionelle Motive der alpinen Volksmusik. Keine Angst, das ganze klingt dann nicht nach Randfichten oder Herzbuben sondern deutlicher nach den Pogues. Und das wäre dann auch das grösste Kompliment, das ich einer Liveband aussprechen könnte.
Van de Sfroos, der auch schreibt und Autor verschiedener Geschichten- und Gedichtbände ist, beginnt das Konzert mit einem spartanisch instrumentalisierten Acoustic-Set (Gitarre, Akkordeon, Fiddle), herrlich untermalt von einer auf zwei Leinwände projizierten Show seiner Fotografien vom Lago di Como. Nach ca. einer halben Stunde wird der Rest der vielköpfigen Band dazugerufen, damit die Fans auch was zum Hüpfen haben. Irgendjemand hat ihm die Idee eingeflüstert, Leute auf die Bühne zu holen, um die jeweiligen Songs darzustellen. Was besonders nett ist, weil sich dort Schmuggler, Huren, Carabinieri und andere zwielichtige Gesellen nur so tummeln.
Das Ganze hat unglaublich viel Spaß gemacht, van de Sfroos verbreitet eine seltene Bühnenpräsenz; Italienischkenntnisse sind sehr hilfreich, um seine Witze und Geschichten zwischen den Liedern zu verstehen, die machen die Hälfte des Spasses aus. Und Bands, die trotz einiger Berühmtheit immer noch für 10 Euro fast 3 Stunden lang die Fetzen fliegen lassen, müssen sowieso und unbedingt unterstützt werden.Hier ein paar interessante Fakten von Wiki (italienisch) http://it.wikipedia.org/wiki/Davide_Van_De_Sfroos und seine Seite: http://www.davidevandesfroos.com/ Klickt auf „Tour“ für die Konzertdaten und geht hin.
Und hier noch 2 qualitativ armselige Videos von meinem Handy:
14 Antworten auf „Davide van de Sfroos“
ninacorda Ich habe den Eindruck, die Curiera ist eh das Highlight bei jedem Konzert. Vermutlich, weil „tett“ drin vorkommt. 😉
mein alltimefavourite: la curiera! der dialekt ist zum glueck nicht so weit entfernt vom bacinese… und beim mitsingen ist es eh egal, es muss sich nur aehnlich anhoeren 😉
[…] Alle Jahre wieder besucht der gute Davide van de Sfroos meine Wahlheimat und alle Jahre wieder muss man da einfach hingehen. Diesmal spielte sogar das Wetter mit und die Arena direkt am Seeufer war auch angemessen gut gefüllt. Trotz oder wegen akuten Biermangels (Fässer waren genug da, nur verkauft wurden sie nicht), war der gute Davide wieder gewohnt gut drauf und ließ sich auch wieder zu Abstechern in ungewohnte Stilrichtingen verleiten (Bob Marley “3 little birds”, Jimi Hendrix “Hey Joe” to name but a few). Mir gefällt’s! […]
[…] waren? Kettkar? Und wieso kommt eigentlich keine der bisher von mir hier vorgestellten Bands wie “Davide van des Sfroos“, “Sud Sound System“, Marco Masini, die “Modena City Ramblers” oder […]
Da bin ich ja beruhigt, hab‘ schon geglaubt, mein Italienisch hätte mich verlassen ;-). Werde mich mal schlau machen auf seiner HP, herzlichen Dank für den Hinweis.
Ciao Outback, ich hoffe, Du hast auch den anderen Bericht gelesen, der Mann war ja schon wieder mal da und diesmal sind auch die Videos besser geworden.
Mach Dir keine Sorgen, wenn Du den Dialekt nicht verstehst, das Italienisch der Südalpen mit seinen Umlauten und Verkürzungen ist sehr heikel und variiert teils von Dorf zu Dorf – bis hin zum Bergamaskischen, die sich glaub ich selber nicht mehr verstehen. 😉
Hast Du mal auf seine Website geschaut wegen der CDs? Ab 35 Euro mindestbestellwert kann man da für nur 3 Euro Versandkosten alle seine CDs bestellen. Sollte doch eigentlich funktionieren und der Vorteil ist, dass die Boooklets zu seinen CDs immer zweisprachig sind…
Hi! Bin zufällig auf deine Seite gestossen auf der Suche nach Infos zu Davide. Wollte mal schauen, was er für einen Dialekt singt, da ich bisher glaubte, ich verstehe ein wenig Italienisch, aber bei ihm … keine Chance. Habe die Alben Laiv und Pica eher zufällig gefunden, und ich kann sagen, er lässt mich nicht mehr los, besonders Pica, das ist echt tolle Musik, und so ein Konzert in Verbania … das wäre echt toll. War leider nichts letztes Jahr, als wir in Feriolo waren.
Hast du mir Internet-Adressen, wo ich weitere Alben besorgen könnte (als Schweizer und nicht EU-Mitglied ists immer etwas schwieriger)?
Gruss aus der Schweiz
Und schon wieder war der Mann in Verbania…naja, es passiert ja hier sonst nichts… 😉
[…] es war mal wieder soweit, ein Jahr nach seinem letzten Besuch hier am Lago Maggiore machte der Folk-Phantast wieder halt in meinem lauschigen Eckchen am Lago Maggiore. Nicht wie […]
[…] Bassotti oder eben die folgenden Modena City Ramblers oder auch regional verwurzelte Musiker wie Davide van de Sfroos. Und selbst kommerziell erfolgreiche Projekte müssen nicht zwingend künstlerisch wertlos […]
Na prima…und ich komm erst am 17. in Berlin an. 🙁 Betagarri lohnt sich bestimmt auch, aber Leute, schaut mal bei Oi Polloi vorbei (nein, keine Oi! Band) – die kenne ich noch aus meiner Zeit in Schottland 1992/93 (auch wenn von damals sicher niemand mehr dabei ist).
die zeitung manifesto kenn ich. hab in italien immer so getan, als ob ich sie lesen könnte. eigentlich hab ich mir vielmehr die bilder und die überschriften angekuckt. aber gekauft hab ich sie trotzdem. allein schon um die corriere und >em>gazette typen zu ärgern… letzten herbst war ich in bologna übrigens beim modena konzert. das war auch nich schlecht. und hat vor allem nur 8 EUR gekostet. die haben zwar nur circa 2 1/2 h gespielt, aber viel länger hätte es nicht sein dürfen. der iss komplett vom ersten song an gesprungen…
in berlin iss übrigens im dezember – am 14./15. – das fire & flames festival im kato am schlesischen tor. betagarri iss übrigens auch da. lohnt sich bestimmt!
Italienisch lernen ist immer eine gute Idee (schon weil man dann das Manifesto lesen kann), aber verständlich ist laghèe dann immer noch nicht. 😉 Aber dafür schreibt er ja auch Bücher… Ich mag ihn jedenfalls sehr gern, echte Volxmusik ist ja immer gut – aber Davide muss man live erleben: http://www.davidevandesfroos.com/ „Tour“
die myspace seite von ihm iss auch nicht schlecht. macht echt nette musik. ich werd wohl doch mal italienisch lernen müssen…