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Boca Juniors gegen AC Milan, Worldcup Finale

Milan gewinnt das Finale des Fifa-Worldcups völlig verdient mit 4:2 gegen den Südamerika-Meister Boca Juniors nach einer brillianten zweiten Halbzeit. Die Mannschaft um den absoluten Weltklasse-Offensivspieler Kakà, der gemeinsam mit Seedorf und Inzaghi die Argentinier fast im Alleingang erledigte zeigt endlich wieder eine überzeugende Leistung in diesem Prestige-Duell und gewinnt das packende, hochklassige Spiel nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit in der zweiten Halbzeit hochüberlegen und holt sich den Schwung für die zweite Hälfte der italienischen Meisterschaft. Ein technisch hochklassiges Spiel beider Mannschaften, die ganz klar hier keinen Zentimeter Boden verschenken wollten, wird letztlich durch die größere individuelle Klasse entschieden gegen tapfer kämpfende, in der zweiten Halbzeit aber gnadenlos überrannte Argentinier. Milan war wieder einmal in einem entscheidenden Spiel hellwach, gut organisiert und mit der angsteinflößenden mentalen Stärke, die sie in der Vergangenheit so oft ausmachte.

Boca Juniors starten unerwartet offensiv in die erste Halbzeit und zeigen gutes Pressing in den ersten 4 Minuten bevor die italienischen Giganten sich etwas befreien können und besser ins Spiel kommen, einen Eckball von Rodriguez kann Dida klären, ein schöner Versuch von rechts durch Cardozo endet kurz über der Querlatte. In der 5. zeigt sich dann Inzaghi erstmals, der sich im Strafraum rechts schön durchsetzt und aus 7 m abzieht – der Ball zieht flach knapp am linken Pfosten vorbei. Schade! Im weiteren deutlich besseres Offensivspiel von Milan, die langsam ins Spiel kommen und mit langen Steilpässen immer wieder Inzaghi suchen. In der 21. zeigt er aber wieder das, was wir von Superpippo gewohnt sind – Kakà beschleunigt links in den Strafraum, sein Schussversuch wird abgewehrt, landet aber wieder bei ihm und er passt flach quer zu Inzaghi, der aus 5 m keine Mühe hat, ins leere Tor einzuschieben. Blindes Verständnis und technische Brillianz von Kakà. Leider führt die frühe Führung zu absoluter Sorglosigkeit beim nächsten Eckball von Boca Juniors, der gegen 4 Verteidiger freistehende Palacio nickt einen Eckball aus 4 m frei ein. Das darf einfach nicht passieren in einem Weltpokal-Finale. Im weiteren sehen wir ein technisch hervorragendes, packendes, schnelles Spiel mit guten Gelegenheiten für beide Seiten, ein Schuss von Kakà von der Strafraumgrenze in Minute 41 wird zum Eckball abgewehrt, ein sehr schöner Fernschuss vom gut aufgelegten Seedorf landet in den Beinen der vielbeinigen Boca Juniors-Abwehr. Palacio taucht in der 45. nochmals freistehend vor Dida auf, doch der Linienrichter hebt die Fahne und sorgt für Aufatmen bei Milanfans weltweit. Eine großartige erste Halbzeit, geprägt von aggressivem Mittelfeldspiel beider Teams und gute Werbung für diese umstrittene Veranstaltung. In dem physisch starken Spiel schenken sich beide Teams nicht, Ambrosini und Ibarra gehen mit gelben Karten in die Umkleide.

Milan kommt aber hellwach aus der Kabine, ein für Seedorf gegebener Freistoss wird von Pirlo von rechts in den Strafraum getreten, Ambrosini kommt nicht richtig zum Schuss aber der aufgerückte Innenverteidiger Allessandro Nesta steht genau richtig und hämmert den Ball von der Strafraumgrenze unhaltbar unter die Latte (50.‘). Ein toller Start für Milan, die endlich den unbändigen Willen zeigen, der diese Mannschaft in allen entscheidenden Spielen immer auszeichnete. In den folgenden Minuten presst Milan weiter nach vorn – wohl wissend um ihre Schwächen in der Verteidigung rund um den wieder leicht unsicher wirkenden Dida. Boca zeigt sich sichtlich geschockt, die Fehlpässe häufen sich bis Ibarra ein Lebenszeichen setzt und von der Strafraumgrenze scharf abzieht und von rechts den linken Pfosten trifft – eine hervorragende Chance und eine rechtzeitige Erinnerung, die Argentinier immer im Auge zu behalten. Glück gehabt! Fast im Gegenzug zeigt Europas Fußballer des Jahres aber seine ganze Klasse – ins Spiel gebracht von Gattuso setzt er sich auf der linken Seite durch, zieht an der Verteidigung vorbei, zieht gegen zwei Verteidiger nach innen und lässt dem Boca-Torwart mit einem Schuß von der 5-Meter-Grenze keine Chance: 3:1, 61. Minute! Der Mann ist mit Geld nicht zu bezahlen.

In der 65. kommt Emerson für den heute indisponierten Gattuso, Carlos Ancellotti will mehr Stabilität ins Mittelfeld bekommen und das Soiel in ruhigere Gewässer führen. Boca bleibt gefährlich, einen scharf getretenen Freistoß von Gonzales kann Dida nur herausfausten, anonsten verlegen sich die Argentinier auf Fernschüsse gegen eine zunehmend sicher stehende Mailänder Verteidigung. Boca bringt Garcian für Cardozo, um die Offensive zu stärken aber die freiwerdenden Räume nutzt Milan mit aller Erfahrung – Seedorf kommt in einer 3 gegen 4 Situation von rechts, spielt einen exzellenten Pass auf Kakà, der keine Mühe hat, den freistehenden Inzaghi anzuspielen, der in der 65. Minute völlig problemlos zum 4:1 einschiebt. Konterspiel auf Weltklasse-Niveau. Der frustrierte Palletta senst Kakà an der Strafraumgrenze um, der amateurhaft agierende mexikanische Schiedsrichter bestraft ihn unglaublicherweise nur mit gelb, aber den folgenden Freistoß zieht Pirlo unter der hochspringenden Mauer durch und nur ganz knapp am linken Pfosten vorbei. Milan setzt nach und will ganz klar ein Fußballfest feiern und ein Zeichen setzen. In der 76. verlässt Filippo Inzaghi den Platz für Cafù unter dem Applaus des Milan-Anhangs auf den Rängen. Pippo war wieder einmal der richtige Mann für ein solches Finale.

Kaladze erhält in der 76. Minute an der Strafraumgrenze eine völlig unverständliche rote Karte, aber zum Schiedsricher habe ich mich ja schon geäußert – vielleicht denkt man mal drüber nach, auch bei der Schiedsrichterbesetzung auf eine einem Weltcup-Finale angemessene Qualität zu achten – Moreno ist mit Sicherheit der schwächste Mann auf dem Platz. Wenn hier irgendjemand eine rote Karte verdient hätte, dann der argentinische Verteidiger, der wenige Minuten vorher den frei aufs Tor zulaufenden Kakà umgemäht hat. Was soll’s, Milan nur noch mit 9 Feldspielern, aber in den letzten 10 Minuten sollte hier nichts mehr passieren. Die in ihrem Stolz verletzten Boca Juniors versuchen, Durck aufzubauen und erarbeiten sich Chancen, jedoch ohne die allerletzte Konsequenz – Milan bleibt selbst zu zehnt bei Kontern immer brandgefährlich, spielt das Finale jetzt aber ruhig herunter. In der 85. fängt sich Milan dann noch das 4:2, nach einer Ecke bekommt die dezimierte Milan-Verteidigung den Ball den Ball nicht weg, zunächst kann Dida noch parieren, den Nachschuss von Ledesma fälscht Ambrosini unhaltbar ins eigene Tor ab. Im Gegenzug spielt wieder Kakà Seedorf frei, der sich aber knapp im Abseits befindet. Der starke Niederländer muss daraufhin Platz machen für Brocchi (87.‘). Natürlich will auch Schiedsrichter Morino sich noch einen Platz in den Nachrichten sichern und schickt den Torschützen Ledesma für ein Allerweltsfoul mit rot vom Platz – die letzte alberne (Konzessions-)Entscheidung von diesem Clown, der sicher in der mexikanischen 3. Liga besser aufgehoben scheint. Was soll’s, in den 3 Minuten Nachspielzeit soll bis auf einen schönen Schuß vom überragenden Kakà nichts mehr passieren und europas Überflieger AC Milan retten die bisher sehr durchwachsene Saison, sichern sich das erklärte Saisonziel und versöhnen die Fans!