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AC Milan an die Scheichs?

Wenn nicht gerade ausgemachte Wunder geschehen, wird der AC Milan auch dieses Jahr ohne Titel beenden. Für besonderen Unmut unter den zahlreichen Fans der Rossoneri sorgt seit Jahren die mangelhafte Einkaufspolitik. Während sich der Stadtrivale Inter zum – zumindest in der Liga – unschlagbaren Maß aller Dinge aufrüstet und auch die alte Dame Juve mit der Verpflichtung von Diego und einem eigenen Stadion sich für die Zukunft aufstellt, spielt Milan praktisch mit der Formation von 2005 (+ Pato). Die Gründe für die fehlende Intervention auf dem Transfermarkt sind vielfältig, entscheidender Punkt ist sicher die Doppelposition des Clubeigners und Regierungschefs Silvio Berlusconi: Einerseits kann SB in Zeiten der Krise, wachsender Arbeitslosigkeit und Parolen des „Gürtel enger schnallens“ nicht mal eben 150 Millionen in sein „Spielzeug“ schieben, andererseits hat er in Zeiten unangefochtener Regierungsmehrheit den AC Milan als Wahlkampfhilfe und Imageschleuder auch gar nicht mehr nötig. Außerdem hat seine Frau Veronica vor 2 Wochen die Scheidung eingereicht, neben den drohenden finanziellen Auswirkungen dieses Umstands passt das mediale Begleitfeuerwerk eines zu erwartenden Rosenkriegs überhaupt nicht in Berlusconis Konzept. Er kann sich also eigentlich die notwendigen Investitionen aus Imagegründen nicht leisten, aus denselben Imagegründen kann er sich allerdings einen Absturz seines Vereins in die Mittelklasse nun aber auch nicht erlauben. Wo wäre denn dann das Bild des strahlenden und potenten Siegertypen auf allen Ebenen?

Fakt ist allerdings auch, dass man die Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von über 30 Jahren nun auch nicht beliebig unverändert in die Zukunft fortschreiben kann. Zu Saisonende wird Milan-Legende Paolo Maldini (der morgen in Udine sein 900. Spiel für die Rotschwarzen bestreitet) mit 41 Jahren die Töppen an den Nagel hängen, Emerson hatte seinen Vertrag schon im Frühjahr aufgelöst, die Zukunft des 36-jährigen Innenverteidigers Giuseppe Favalli steht in den Sternen und Erfolgstrainer Carlo Ancelotti wird wohl Ende der Saison seine Sachen packen und zu Chelsea wechseln. Es ist freundlich ausgedrückt, wenn man sagt, dass das Herz des Mittelfelds um Gattuso, Dida, Seedorf und Pirlo seinen Zenit schon überschritten hat – die Verteidigung ist hingegen komplett zu erneuern. Als prominente Neuzugänge werden die Namen Mexes (Innenverteidigung, AS Rom) und Adebayor (Sturm, Arsenal) gehandelt. Dazu muss Kakà gehalten werden, dessen Verkauf die Fans der Rossoneri ernsthaft auf die Barrikaden treiben würde. Es muss also investiert werden, und wenn möglich auf hohem Niveau. Da der eigene Nachwuchs seit gut 10 Jahren schwer vernachlässigt wurde, ist auch von dort (im Gegensatz zu Inter und besonders Juventus) keine Hilfe zu erwarten. Was tun? Wie die bereits vernehmlich grummelnde Fangemeinde ruhigstellen?

Bereits vor dieser Saison verdichteten sich die Stiummen um eine Übernahme oder zumindest einen Einstieg der „Araber“ beim AC Milan. Gegen Ende der aktuellen Saison mehren sich die Gerüchte wieder, befeuert durch einen Besuch von eines Sohns von Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Premierminister und Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate beim Spiel gegen Palermo. Die Al Maktoum-Familie steht praktisch als Hauptsponsor ab 2010 fest, ab dann sollte auch das von Arsenal bekannte „Fly Emirates“ den bisherigen Trikotsponsor bwin ablösen. Die Zahlen für diesen Deal bewegen sich zwischen 20 und 30 Millionen Euro pro Saison. Das wird nicht reichen, um den Klub, der im abgelaufenen Geschäftsjahr 67 Millionen Euro Verlust schrieb, kurzfristig wieder nach ganz oben zu führen und womöglich wird ein solches eher symbolisches Engagement auch den Scheichs aus den VAE nicht genügen.

Die Gerüchte verdichten sich, dass Silvio Berlusconi mittlerweile dem Drängen seiner Kinder Piersilvio und Marina, die Chefs seines Imperiums Fininvest, die seit jeher die jährlichen Millionenverluste des AC Milan äußerst kritisch betrachten, nachgeben könnte und mittlerweile zumindest eine teilweise Veräußerung von Anteilen des Clubs akzeptieren könnte. Und frisches Kapital könnte in der Tat aus den VAE kommen, genauer gesagt von der Abu Dhabi United Group (ADUG), noch genauer gesagt mit sofortiger Wirkung 500 Millionen Euro für 35 % der Anteile, in der Summe abgesichert durch eine Bürgschaft der PNB Paribas.

Es ist zu erwarten, dass die „Scheichs“ ein derartiges Investment nicht für eine dauerhafte Minderheitsbeteiligung eingehen würden. Und so taucht in den einschlägigen Diskussionen immer wieder der Hinweis auf eine mögliche „Put Option“ auf, also eine Option auf die vollen 100 % AC Milan in 2 Jahren zu einem bereits jetzt festzulegenden Preis. Berlusconi würde also das Recht erwerben, sich in 2 Jahren vom Rest seiner Anteile zu trennen, es besteht keinesfalls die Pflicht hierzu, mithin ein Geschäft ohne – finanzielle – Risiken für den smarten Silvio. Der Vereinsinhaber bräuchte also im Moment keinerlei Investitionen tätigen, könnte sich in 2 Jahren aber immer noch frei entscheiden, was er mit seinem „Spielzeug“ anstellen will. Ohne frisches Kapital würde ihm diese Entscheidung bereits nach Ablauf der jetzigen Saison aufgenötigt – sein erbärmlicher Versuch, Trainer Ancelotti die Alleinschuld für die jetzige Saison aufzudrücken, wurde ja von mehr als 72 % der Teilnehmer einer Online-Umfrage bei der Gazzetta dello Sport brüsk zurückgewiesen. Und in der treuen Curva Sud des San Siro finden sich mittlerweile regelmäßig riesige Spruchbanner, die Berlusconi zum Verkauf des Clubs auffordern.

Wir bewegen uns immer im Bereich von Spekulationen, allerdings erfordert die Situation tatsächlich ein schnelles Handeln. Weitere Spielzeiten ohne Titel, besonders angesichts der englischen Übermacht in der Champions League, der eigentlichen Spielwiese des „meistdekorierten Clubs der Welt“, dürfen sich nicht erlaubt werden und mindern den Wert der Marke „AC Milan“. Die Zahl, die für den Gesamtverkauf des AC Milan im Raum steht, ist sicherlich absurd hoch, allerdings darf man in die Gedankenspiele einbeziehen, dass es bei einer solchen Aktion sicherlich nicht nur um einen Fußballklub und dessen neues Stadion geht (Galliani hat sich diese Saison regelmäßig zur Notwendigkeit der Stadioneigentums geäußert, Juve, Milan und AS Rom haben entsprechende Pläne schon im Schubfach), sondern um einen generellen Einstieg der Vereinigten Arabischen Emirate in die italienische Wirtschaft. Peanuts werden hier also mit Sicherheit nicht den Besitzer wechseln. Und wenn könnte man mit einer solchen Summe sinnvoller freundlich stimmen als den „Chef von det Janze“ Silvio Berlusconi? Einstweilen wurde Maktoum selbst in Arcore gesichtet. Im Haus von Berlusconi.

Sulaiman Al Fahim, Finanzchef der „Hydra Pro­perties“ wäre für Vertrag und Investitionen verantwortlich und wir sollten auch nicht vergessen, dass die Abu Dhabi Investment Authority bereits mit mehr als 2 % an Berlusconis Medienimperium Mediaset beteiligt ist – ein Fakt, der den Blätterwald bereits im Winter rauschen ließ, als der Transfer von Mittelfeldstar Ricardo Kakà zu den Scheichs von Manchester City für 120 Millionen Euro den Markt erschütterte. Pfiffige Beobachter dachten hier an ein Investment „von der linken in die rechte Tasche“. Die Sun bemerkte seinerzeit, dass Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan, seines Zeichens Vater vom jetzigen City-Inhaber Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan, langjähriger Geschäftspartner von Berlusconi war. Nach seinem Tod 2004 übernahm Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan, also der Bruder von Mansour, die Anteile an Berluscas Medienimperium. Die Abu Dhabi Royal Investment Fund hält über 2 % an Berlusconis Mediengiganten Mediaset selbst und 16 % an der Barclays Bank – Barclays wiederum hält ihrerseits mehr als 5 % an Mediaset und ist damit nach Berlusconi grösster einzelner Anteilseigner.

Und vor diesem Hintergrund hatte der Besuchs eines der Söhne des Emirs beim Palermo-Spiel vielleicht doch eine Bedeutung. Immerhin verbrachte er den Tag an der Seite des Interims-Präsidenten Adriano Galliani, besuchte die Mannschaft und hatte genügend Gelegenheit, das altehrwürdige Stadion San Siro zu betrachten. Bis auf weiteres Spielstätte des AC Milan.

Es bewegt sich irgendetwas hinter verschlossenen Türen und die derzeitig die Gazzetten faszinierende Debatte, wer denn eim nächsten Jahr auf der Trainerbank sitzen wird ist nicht mehr als ein Schutzschild für möglicherweise viel tiefgreifendere Veränderungen beim Mailänder Traditionsklub. Es dürfte spannend werden, bis Ende Mai werden wir uns noch gedulden müssen. Einstweilen können wir ja über den künftigen Trainer spekulieren.

PS: Der AC Milan widerspricht selbstverständlich aufs kategorischste und energischste den obigen Spekulationen! 😉

27 Antworten auf „AC Milan an die Scheichs?“

Ich denke auch, dass man sich Emirates als Sponsor durchaus leisten können sollte. Die zeigen doch einen beachtlichen Einsatz im Fußball in den letzten Jahren und ich bin fest davon überzeugt, dass von deren Geldern auch einiges langfristig dem Fußball zugute kommt und nicht nur einen schnellen Imagegewinn für das Unternehmen bedeutet. Ob nun Emirates oder irgendjemand anders. Sponsoring ist doch wirklich nicht gleich Pakt mit dem Teufel.

Nun ja, beim Thema „moderner Fußball“ scheiden sich halt die Geister und der Einstieg eines Investors bei einem Fußballteam sorgt natürlich dafür, dass man an Heuschrecken denkt und eben nicht an so Werte wie „Tradition“, „Ehre“ oder „Treue“ und was die Fans sonst so mit einem Fußballclub verbinden. Ich seh das pragmatisch – der AC Milan wurde genau durch so eine Investitionen zum erfolgreichsten Verein der Welt und der Wechsel von einem zum anderen Sponsor macht das Drama nun auch nicht schlimmer.

[…] Einfach mal ein paar Worte zum Strategiewechsel, zum neuen Projekt, zur zukünftigen Vereinspolitik und eine objektive Ankündigung, dass uns Jahre ohne Titel bevorstehen, anstatt diese Dauerdisco vom “club più titolato al mondo”, der nächstes Inter deklassiert. Weil ich seit 3 Jahren komplett für dumm verkauft werde. Und an dem Punkt bevorzuge ich die Scheichs. […]

Interessantes zwischen den Zeilen von Ernesto Bronzetti Ernesto Bronzetti, unserem Transfermarktbeauftragten für Spanien.

Der hatte sich ja am 27.05. noch geäußert, dass Kakà bei Milan bleibt. Nun der Knaller:

„die Hoffnung, dass der Brasilianer bei Milan bleiben könnte, war aus einer besonderen Situation in diesem Moment geboren (…) die dem Verein frisches Kapital hätte garantieren können.“
(„la speranza che il brasiliano potesse restare nel Milan nasceva da una situazione in quel momento (…) che avrebbe potuto garantire nuovi capitali alla società rossonera.“)

Scheint so, als hätte SB die Verhandlungen mit den Scheichs am 27.05. abgebrochen und zu dem Zeitpunkt entschieden, sich stattdessen von Kakà zu trennen.

[…] Einfach mal ein paar Worte zum Strategiewechsel, zum neuen Projekt, zur zukünftigen Vereinspolitik und eine objektive Ankündigung, dass uns Jahre ohne Titel bevorstehen, anstatt diese Dauerdisco vom “club più titolato al mondo”, der nächstes Inter deklassiert. Weil ich seit 3 Jahren komplett für dumm verkauft werde. Und an dem Punkt bevorzuge ich die Scheichs. […]

Madu, vielen Dank für die Blumen ersma. Ich sehe es ähnlich und erwarte auch gar keinen Applaus von irgendwem, wenn man hier mal den Finger in die Wunde legt.

Marco, ich sehe das mit dem Respekt vor dem politisch Andersdenkenden doch ähnlich wie Du. Genau deswegen nervt es mich aber umso mehr, wenn mir hier irgendwelche linksradikalen Antifa-PC-Brillen aufgesetzt werden, die ich gar nicht trage. Ich weiß längst und nicht erst seit gestern, dass in Rostock nicht nur Nazis zum Fußball gehen. Umgekehrt wäre es klischeemäßig mal an der Zeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass bei St. Pauli nicht nur schwarz maskierte Autonome und Gutmenschen-Hippies rumlaufen. Ich wette zum Beispiel, dass ich mit mehr hinsichtlich ihrer Ausdrucksweise fragwürdigen Working Class Oi-Skins abhänge als Du!

Und was benutzte und nicht benutzte Wörter angeht: „Tschinks“ gehört für mich definitiv in diese Reihe, genau wie „Schlitzi“ oder „FitschI“ und Du wirst auch kaum einen deutschsprachigen Asiaten treffen, der das anders sieht. Von daher benutz was Du willst, aber lass mir die Freiheit, das scheiße zu finden. Davon abgesehen ging es mir auch nicht um irgend eine PC-Debatte (die Du dann aufgemacht hast), sondern darum, dass man mit Kamelscheich-Vergleichen nicht weiterkommt.

Wir sehen die Welt des modernen Fußballs doch in ihren Phänomenen durchaus ähnlich, nur betrachten wir Ursachen und Wirkungen halt manchmal von zwei verschiedenen Planeten. Mir geht es da genau wie Madu: Da mir das Ganze ohnehin nicht gefällt, bin ich en detail offen wie ein Scheunentor: Mir ist Berlusca weder als Mensch noch politisch noch sonstwie nahe. Es könnte theoretisch durchaus sein, dass mir der ein oder andere weltoffene „Scheich“, der die westliche Kultur in Form von Musik, Kunst und Universitäten nach Dubai holt und religiösen Hass bekämpft, näher steht, als unser kleines Chauvi-Schweinderl Silvio. Trotzdem halte ich ihn selbstverständlich für den besten Präsidenten, den der Verein ja hatte, alles andere wäre ja auch absurd.

Aber, wenn die Zukunft auf einem anderen Blatt steht, werde ich mir das angucken, bevor ich bereits wegen der Herkunft des Papiers (symbolisch gesprochen) sage, das geht auf keinen Fall. “Lieber Serie C als Scheich“ ist für mich pauschal totaler Quatsch, da bleibe ich bei. Für mich wird die Seele erst dann verkauft, wenn man gezwungen wird, sich „Red Bull Salzburg“ zu nennen. Und, um bei diesem traurigen Beispiel zu bleiben: Das waren einheimische Investoren! Mit dem Scheich hat das nix zu tun.

Also ich finds erstmal klasse, dass hier so angeregt und erhitzt diskutiert wird, dazu ist das ja da. Es geht ja auch überhaupt nicht darum, einer Meinung zu sein, sondern Meinungen auszutauschen. Dass es in der Hitze des Gefechts unter – in erster Linie – Fußballfans auch mal ein bissel deutlicher wird, liegt in der Natur der Sache. Insofern: Weiter so! Ist mir 100 x lieber als eine Serie von Links zu goal.com, wo dann steht, dass Kakà weggeht und wir dafür Tevez, Ibrahimovic, Messi und Carsten Jancker verpflichten.

Spannend finde ich aber, dass der „Linke“ die Auswirkungen der Marktwirtschaft auf das System Fußball für nachvollziehbarer hält als der „weniger Linke“. Und womöglich erwächst hieraus auch die Auflösung des Knotens, die ich i.ü. in meinem Beitrag schon versucht habe, zu skizzieren: Es gibt in der logischen Diskursanalyse den Begriff des Kategorienfehlers, der – kurz gesagt – bedeutet, dass man nicht auf ein Argument mit einem Gegenargument aus einem anderen Bereich antworten kann. Fußball ist aber nun kein abgeschlossenes System, sondern gerade ein Spannungsfeld aus allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen (das ist ja grad das geile).

Einerseits sind Fußballvereine knallharte Wirtschaftsunternehmen und müssen als solche geführt und bewertet werden. Andererseits geht es aber auch (und genauso wichtig, sonst wäre der wirtschaftliche Wert knapp über dem von Eisstockschießen) um so Dinge wie „Tradition“ und „Emotion“, die sich nicht so einfach in Zahlen fassen lassen. In einem Klub spielen natürlich grundsätzlich beide Felder eine Rolle, sie werden aber je nach Beobachterstandort unterschiedlich bewertet. Während die Vereinsführung für die wirtschaftlichen Geschicke eines Vereins zuständig ist, leben die Fans eben für die „Farben“, also Tradition und Emotion. Dass es Schnittmengen gibt, also der wirtschaftliche Erfolg direkten Einfluss auf die sportliche Leistung hat und umgekehrt, ist unstrittig. Genauso unstrittig ist auch, das SB und Galliani neben ihrer Position als Vereinsobere eben auch Fans sind – in welchem prozentualen Verhältnis, darüber können wir wieder streiten.

Während SiamoNoi richtigerweise (und ziehen wir mal die Polemik ab) darauf hinweist, dass ein ACM natürlich ein turbokapitalistisches und globalisiertes Unternehmen ist (und ich erinnere gern wieder daran, dass wir den calcio moderno erfunden haben), weist Marco auf die Bedeutung der „weichen“ Aspekte wie Treue, Ehre, Tradition und Begeisterung für uns Fans hin.

Beides ist natürlich richtig, nur kann man nicht mit dem einen Argument auf das andere antworten. Fast alle von uns sind in der Ära Berlusconi Fans geworden, als unser Presidenntissimo a suon di milliardi sich ein sportlich unschlagbares Super-Milan zusammengekauft hat. Ohne familiäre Verbundenheit oder sonstige Zufälle wäre hier niemand Fan eines AC Milan geworden, der sich in der 3. Liga mit Poggibonsi misst. Was nicht heißt, dass wir (ich wiederhole mich hier) dem verein den Rücken zukehren, wenn er wieder in der Versenkung verschwindet (abzüglich Erfolgsfans). Auf der anderen Seite hat SB aber vor einigen Jahren die Zahlungen praktisch eingestellt und den Verein – wirtschaftlich – sich selbst überlassen. Mit den sportlichen Ergebnissen, die wir gerade sehen.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass auch ein SB den Verein nicht als Herzensangelegenheit gekauft hat, sondern in gewisser Weise als „Investitionsobjekt“. Wenn auch nicht wirtschaftlicher Natur, Fußballclubs verdienen kein Geld. Er hat sein Interesse in dem Moment verloren, als er die Rendite aus seinen Investitionen (Image, mediale Aufmerksamkeit) nicht mehr brauchte. Und genau dasselbe haben die Scheichs vor: Sie erwerben womöglich die Marke ACM, weil sie sich an anderer Stelle einen return of investment versprechen. Genau wie SB. Insofern ist es mir persönlich völlig schnuppe – ich halte SB für einen guten Präsidenten, weil er ne Menge Kohle in den Club gepumpt hat.

Und auch die Scheichs werden intelligent genug sein, dass sie den Wert der „Marke“ ACM hochhalten müssen, wenn sie sich von ihrem Investment einen Imagegewinn versprechen. Der horrend teure Kauf einer Marke ACM, dessen Wert sich gerade aus der Tradition des Vereins ergibt, kann sich nur rechnen, wenn diese Marke weiterhin stark gehalten wird. Kein Araber wird sich CocaCola kaufen, um die dann in „Super-Cola“ umzubenennen und mit Apfelsaft zu befüllen.

Ergo: Mir ist ein langjähriger Präsident SB, der investiert, am liebsten. Wenn er – warum auch immer – nicht mehr investiert, soll er abtreten. Denn wäre denn mit SB als Vereinspräsident aus dem ACM geworden, wenn wir die Millioneninvestitionen abziehen? Nicht viel. Und weil mich mit SB sonst wenig verbindet außer dass sein Geld willkommen ist, halte ich auch nicht in unverbrüchlicher Treue zu SB ohne Geld.

Meinung. 😉

Wunderschönen guten Morgen! Ich habe mir schon gedacht, daß ich heute gleich eine nette Antwort finden würde, bist ja pünktlich wie die Maurer! Was ich besonders schön finde ist, dass Du Dich so schön in Rage hochschaukeln kannst!

OK, also zu Punkt 1:
Ich habe nicht gesagt, Du disst Fans kleinerer Vereine. Ich finde es einfach unfair zu unterstellen Leute würden nicht zur Serie C gehen und das es generell keine Fans kleinerer Vereine gibt, die, wie wir, aus dem Ausland ebenfalls zu Spielen fahren. Übrigens wurde beim Cupfinale 89 in Barcelona die Idee MFB geboren, Fan war ich schon vorher und hatte, zwar sehr wenige, aber immerhin einige Spiele hinter mir.
Ich habe keine Linkenparanoia, denn sonst würde ich ja kaum mit Dir so einen extensiven E-mailverkehr betreiben. Ja, wir haben verschiedene Meinungen, aber Du „zelebrierst“ Deine Seite genauso wie ich die meine!
Mannomann, Du tust ja so als wärst Du gerade gekreuzigt worden, du übertreibst es etwas mit dem „persönlich nehmen“…..

2.
K***ke“ und N***er konnte ich in meinem Text jetzt nicht finden…, weil ich diese Worte auch nicht benutzt habe (und wir auf dieser Mauer bekanntermaßen so was auch zu verhindern versuchen!), daher unterstellst DU mir jetzt etwas…
Und ist es nicht eher bekannt, dass Großinverstoren(die Abramovichs und Glazers dieser Welt) doch ziemlich wenig vom Fußball, von Fans und Tradition eines Vereines verstehen? Und DAS regt mich so auf! Dass die Seele des Traditionsfußballs so verkauft wird!

3.
Mir ist es eben NICHT egal, woher die Knete für den Verein kommt…und woher willst Du denn wissen dass es sich, wie Du sagst, um ein SERIÖSES Engagement handelt? Und woher willst Du wissen wo die Grenzen liegen zwischen einer Investition und der Umkrempelung eines Vereines? Wenn Mateschitz bei R*dB*ll nicht die Farben gewechselt hätte und den Namen, wäre er besser gewesen? Wo fängt es an? Wo hört es auf? Wenn jetzt (PC für Dich: ein Milaneigner mit was-weiß-ich-für-einen-Hintergrund) sagt, ich kaufe den Verein AC Milan…und wir spielen ab heute in orange-grün. Es heißt ab jetzt FC Mediaset Mediolanum. Wie willst Du Leuten verbieten, die ne Menge Geld hinlegen, mit dem was sie gekauft haben das zu tun, was sie wollen? Übrigens für diesen eventuellen neuen Verein würde ich NICHT in die Serie C gehen! Natürlich hat Madu Recht wenn er sagt ein Fußballverein IST ein Wirtschaftunternehmen! Aber ich kann mich doch dagegen wehren, wenn’s auch aussichtslos erscheint!
Und zu guter letzt: wenn ich wirklich so einen „paranoiden Linkenhass“ hätte, so wie Du ihn meinst, dann würde ich dir wohl nicht antworten, oder? Man muß sich politisch nicht mögen, aber man kann sich respektieren…auch als politisch Andersdenkend!

@Marco:
Ganz ehrlich Marco, mach mich bitte nicht zur Zielscheibe Deiner komischen Linkenparanoia, nur weil ich wir uns kennen und ich zu St. Pauli gehe. Erstens geht mir das sonst wo vorbei, ich mache das ja schließlich nicht seit gestern, sondern seit 1995 und ich habe schon ganz andere Hassvögel erlebt. Zweitens bespielen wir im Grunde zwei Seiten einer Medaille, die sich Konflikte und Widersprüche des modernen Fußballs nennt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich bin der Letzte, der Dir Deine Milan-Leidenschaft abspricht oder da irgendwas dran nicht respektiert. But, having said that:

1.) Ausgerechnet mir jetzt zu unterstellen, ich würde die Fans kleinerer Vereine dissen, ist ja wohl ein ganz erbärmlich starkes Stück. Für Dich zum Mitschreiben: Ich respektiere fußballtechnisch jeden Irren, der mit Lok in die 8. Liga gegangen ist und jeden, der mit Hellas auswärts fährt und jeden, der zu Oberliga-Zeiten bei Hertha war und so weiter und zwar jederzeit und völlig unabhängig von irgendwelchem Polit-Scheiss. Aber auch Du bist anlässlich eines Europacup-Finales Milan-Fan geworden, wie wir alle wissen und auch, wenn ich Dir persönlich jederzeit abnehmen würde, dass Du mit Milan in die Serie C gehen würdest, weißt Du auch, dass das 99% derjenigen, die hier im Internet diesbezüglich die Schnauze aufreißen, das nicht tun würden. Mehr habe ich nicht behauptet und da bleibe ich bei und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe im Gegensatz zu vielen „Erfolgsfans“ erst kürzlich vier Jahre Regionalliga erlebt und weiß, wie das ist, gegen Leverkusen II zu spielen. Von daher, komm mir bitte nicht so!

2.) Ich habe überhaupt keinen Nazi-Kram gewittert, aber wenn Du unbedingt mit idiotischen rassistischen Zuschreibungen um Dich werfen musst, wo „Scheichs“ Kamele nicht von Torpfosten unterscheiden können, p-l-e-a-s-e!, worüber regst Du Dich dann künstlich auf? Der Dubai-Vergleich war ausschließlich so gemeint: Wenn man sich anguckt, was die dahin gestellt haben, ist es einfach schwer verblödet, wenn man weiterhin so tut, als seien das alles Kameltreiber. Niemand verbietet Dir den Mund, ich schon mal als allerletztes. Aber beschwer Du Dich nicht hinterher, wenn jemand das mal beim Namen nennt. Was willst Du eigentlich? „Bolschwik“, „Tschink“, „Kanake“ und „Nigger“ sagen dürfen, ohne dass das jemand scheiße finden darf? Meinungsfreiheit nur für Dich oder wat?

3.) Mir gefällt das Ganze (Calcio Moderno, Fußballkommerzialisierung, Turbokapitalismus, nenn es wie Du willst) ja nicht so Recht, aber wenn schon, dann geht’s mir wie Madu, dann ist es mir relativ wumpe, woher die Kohle kommt, wenn es ein seriöses Investment ist und man nicht aufgefordert wird, die Vereinsidentität an der Sponsorentür abzugeben. Du hingegen hast doch selber genau das Fußballromantik-Syndrom, dass Du vermeintlich analysieren willst: Du bezeichnest Dich als wirtschaftsliberalen Kapitalisten, hast einen völlig paranoiden Linkenhass, willst aber gleichzeitig irgendwelche Auswüchse des Kommerzes bekämpfen? Deine Widersprüche sind doch noch so offensichtlich hundertmal heftiger als meine, was soll man denn dazu noch sagen?

@SiamoNoi
Mein lieber Siamo Noi……wie ich es erwartet habe hängst Du Dich in Deiner gewohnten Revoluzzer und Gutmenschmanier an meinem Scheich-Geschreibe auf und polterst gleich los!(Übrigens waren da noch die Bolsheviken und die Chinesischen Buchmacher…auch alles Gauner!)

Einige haben über das Thema „Ausländischen Milan Eigner“ (also PC für Dich jetzt: ein Milaneigner mit Migrationshintergrund) die gleiche Meinung, nur sie drücken es etwas diplomatischer aus (melman, rossoneri)ich hab’s damit nicht so. Auch ihnen ist Tradition wichtiger als das – vermeintliche- große Geld.
Mal ganz davon abgesehen, ob es realistisch ist(auf das Geld zu verzichten und die Tradition zu erhalten ist es doch etwas unglaubwürdig von Dir, einerseits einen gewissen Protektionismus zu kritisieren und andrerseits ( wie in Beitrag [15618] ….wenn man sich mal anschaut, was die Jungs da in Dubai bspw. so hingestellt haben….) die grenzenlose Ausbeutung von Immigranten, die unter un-wür-dig-sten-Arbeitsbedingungen und ohne jedes Recht dort leben, sowie die grenzenlose Verschwendung von Umweltressourcen in Form von Disneylands, Wüsten-Skipisten, künstlich aufgefüllten Inseln/Hotels in Weltkugelform sowie babylonisch hohen Türmen zu akzeptieren!
Oder was für Sachen meinst Du „…die sie so hingestellt haben…“, die Jungs/Sklaven? Das sind wohl die vielen unfertigen Bauwerke, die jetzt wegen der Krise in der Wüste vor sich hin schimmeln…die „Jungs“ ,die daran gebaut haben sind übrigens schön längst entlassen!!!

Wohlgemerkt, mir persönlich ist es egal was da passiert(ich habe es mir aber vor Ort angesehen und finde keine beneidenswerten „hingestellten Sachen“), aber Du bist doch immer der Erste, wenn die Rechtlosen und die Parias gebeutelt werden.
Wo bleibt in diesem Fall Dein Sozialverständnis? Und läutet nicht bei Begriffen wie „Erhaltung von Tradition“ usw. nicht auch noch Deine AntiFa Glocke? Witterst Du nicht überall Rassisten und Rechtsradikale um Dich herum, bei diesen Worten?
Hallo? Komm mal ‚runter! So was ist doch Verschwörungstheorie! Das dazu, wollte es nur mal auf den Punkt bringen.

Zum anderen finde ich es unfair, wenn Du den Leuten hier auf der Mauer ungenügende bzw. mangelnde Leidenschaft unterstellst. Es gäbe also keinen von uns als Zuschauer in der Serie C? Soso, gut dass Du das so gut weißt…keiner von uns würde sich Crotone – Milan anschauen? Klar, aus Deutschland, Österreich oder Schweiz (und aus den anderen Ländern, wo viele Milan Fans sitzen) ist es eine sehr weite Anreise! Aber was ist denn der Unterschied, nach Madrid zu fahren oder nach Cittadella, mal ganz pragmatisch gefragt…
Es geht doch darum zu supporten, presente zu sein, oder? Natürlich gibt es außer von den „großen“ Mannschaften keine Auslandsfanbasis…aber liegt es daran, dass die kleinen Vereine der Serie C vielleicht nicht so einen geilen Webzauberer haben wie wir? Oder nicht genügend engagierte Leute, die sich Nächte um die Ohren hauen, um Fotos, Berichte und Mauern zu entwickeln? Oder sich die Leute nur (noch) nicht kennen?
Ist ein Fan von Portosummaga in seinem Fan-Dasein weniger wert als ein Fan von Milan oder Juve, und das unabhängig davon wo er auf dieser Welt lebt? NEIN!
Die großen Mannschaften haben eine Geschichte in Europa und eine Geschichte des nationalen (Achtung, wieder so ein böses Wort!)Erfolges, die kleinere Mannschaften nicht haben, das, da hast Du Recht, zieht natürlich Scharen von Trittbrett fahrenden „Fans“ nach sich.
Aber wenn ich mich da umschaue und Venezia, Spal, Cremonese sehe (alles Mannschaften die einst in der Serie A spielten)…und ich finde keine Spal-Fans-Barcelona oder Cremonese-Fans-Sydney…na und? Deiner Meinung nach sind wir hier ja alle „Erfolgsfans“ einer sehr erfolgreichen Mannschaft, oder? Wenn Leute hier auf der Mauer schreiben dass sie wegen des guten Spiels zu Milan kamen, oder weil Savicevic dort spielte oder weil sie Milan einfach sympathisch, geil, schön oder was weiß ich fanden…..dann ist dies EHRLICH und EHRENWERT! Sind sie deswegen weniger „Fans“ als ich, der seit Jahrzehnten Fan ist und in Italien aufgewachsen ist? Nein! Und warum unterstellst Du denn ebendiesen Leuten, dass sie NICHT zu einem Serie C Spiel gegen Cremonese fahren würden? Vielleicht würden sie es ja doch tun, obwohl es ne Menge Geld kostet? Hier hat NIEMAND gesagt: ich bin Milan Fan weil wir n ganzen Sack Champions League Pokale gewonnen haben! Und nur weil es MFB gibt heißt es nicht, dass es nicht irgendwo auf der Welt Leute gibt, die genauso leidenschaftlich für eine andere Mannschaft sind und sich organisieren, egal in welcher Serie sie spielt!
Nochmal, im Ernst und in Worten: jawohl, ich würde wohl zum Milan Spiel fahren, wenn es in der Serie C wäre! Und nicht nur weil ich von Erfolgen vergangener Tage zehre, sondern weil ich meine Farben liebe! Und weil ich meine Farben liebe möchte ich sie nicht an irgendwelche Typen verkaufen, die keine Ahnung davon haben und sich Null damit identifizieren!

Nah, i glaub a ned, dass ihr euch widasprecht. Natürlich sind wir hier alle Milan-Fans, weil der Verein europäisch sichtbar ist (war). Das heisst doch aber nicht, dass man, einmal angefixt, als Fan mit dem Verein nicht in die Serie C (jaja, Lega Pro) gehen würde: einmal Fan, immer Fan. Natürlich gibt es Erfolgsfans, deren Enthusiasmus nachlässt, wenn der Club nicht mehr erfolgreich ist und natürlich gibt es in Deutschland kaum Cavese-Fans. Aber man kann nicht aus der Tatsache, dass wir zu Zeiten des Erfolgs auf den Club geeicht wurden nicht schließen, dass wir den Verein verlassen, wenn es mit dem Erfolg hapert. Insofern berühren sich doch eure Meinungen überhaupt nicht.

Natürlich kenne ich Angelina Jolie nur, weil sie ständig in irgendwelchen Filmen mitspielt und im wahren Leben hätte ich kaum Gelegenheit, ein genauso hübsches Exemplar in irgendeiner Dorfdisko in Posemuckl wahrzunehmen. Das heißt doch aber nicht, dass ich Angelina Jolie nicht auch in der Posemuckler Dorfdisko stalken würde, nur weil sie nicht mehr in Hollywood-Filmen mitspielt. Per intenderci…

@LaVedova:
Ich geb Gas, ich hab Spaß!

Ich sehe Deinen Punkt, bzw. die Widersprüche überhaupt nicht. Alles, was Du schreibst, würde ich unterschreiben. Mir ging es auch nicht darum, in In- und Auslandsfans zu trennen, sondern einfach darauf hinzuweisen, dass das eine Tatsache ist: Außer Milan, Inter, Juve, der Roma, Napoli und hier und da ein paar versprengten Doriani, Viola-Fans oder Laziali gibt es einfach keine ital. Vereine mit einer Auslands-Fanbasis.

Das ist einfach die Realität, dass selbst hier auf der Mauer außer ein paar vollkommen unzurechnungsfähig durchgeknallten Irren (so wie ich einer bin ) wohl kaum jemand auch nur drei aktuelle Serie C Vereine aufgezählt bekommt.

Bestes Beispiel ist Hellas Verona. Die waren 1985 noch italienischer Meister und spielen heute in der Serie C. Da gehen zwar immer noch ein paar alte Männer und 150 Auswärts-Hardcore-Skins hin, aber das war es dann auch. Da kannst Du lange nach einer „Hellas-Fans-Berlin“-Seite suchen. Oder ist hier irgendwer, der Milan-Fan gewesen wäre, als man etwa zum gleichen Zeitpunkt in der Serie B im San Siro gegen Cavese verloren hat? Anyone?

Von daher bleibe ich dabei: Hier auf der Mauer zu schreiben, man würde mit Milan „in die Serie C“ gehen, ist lächerlich. Das machst Du höchstens da, wo Du wohnst mit Deinem lokalen Verein. Siehe Salzburg oder die Loksche oder vier Jahre Regionalliga auf St. Pauli.

@SiamoNoi
Na aber Hallo, Du bist heut wohl a bissl sehr furioso unterwegs!
Zu Deinen Ergüssen hinsichtlich Auslandsfans: Natürlich sind viele hier (mich eingeschlossen) Milan-Fans geworden, weil die Mannschaft auf den internationalen Bühnen präsent war. Das ist sowohl logisch als auch natürlich! Du wirst ja auch nicht grad in österreichischen Kellern auf Brautschau gehen, sonder eher auf Ladies anspringen, die auf halbwegs unkomplizierte Art und Weise Deine Aufmerksamkeit erregen. So isses auch im Fußball – eine Mannschaft fängt Deine Aufmerksamkeit ein, dann beschäftigst Du Dich näher mit dem Verein und wenn Dich dann immer mehr „Kriterien“ ansprechen, bist Du irgendwann voll ihn seinen Bann gezogen. Wenns mit einem Verein bergab geht, dann verliert dieser nur die Erfolgssitzklatscher – die ernstzunehmenden Fans werden den Farben die Treue halten. Das hat dann auch nix mit Auslands- oder Inlandsfans zu tun.
Nachdem ich in Deinem post die Unwörter „Red Bull“ entdeckt habe, kann ich Dir dazu sagen, dass es auch in diesem Fall durchaus Anhänger gibt, die den Farben treu geblieben sind und sich die Spiele jetzt auf irgendwelchen abgefuckten Fußballplätzen in Kuhdörfern ansehen.
Dass einem als Milan-Fan ein italienischer Geldgeber lieber ist, als ein ausländischer ist wohl auch natürlich. Eine wirkliche Identifikation eines Bewohners der Vereinigten Arabischen Emirate mit dem AC Milan ist weniger leicht vorzustellen, als die eines italienischen Staatsbürgers. Ich bin bei Gott kein Berlusca-Fan, aber wenn es etwas positives über ihn zu berichten gibt, dann ist es doch wohl die Tatsache, dass er in der Vergangenheit nicht NUR aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, sondern auch als Milan-Fan agiert hat.

In diesem Sinne: herzliche Grüße nach Hamburg und: oba vom Gas!

Ja, aber Fußballfans hin oder her – es geht den Scheichs um knallharte Geschäftsinteressen und zwar nicht im arabischen Raum, sondern in Europa. Hintergrund des ganzen Deals wären ja die kolportierten 10 Milliarden Euro. Und die gelten mit Sicherheit nicht für Milan, sondern für Mediaset komplett, also Medienmacht in Europa – die Scheichs wollen Mediaset und Berlusconi wollte seinerzeit nicht an Murdoch verkaufen.

Nun zur eigentlichen Angst, ein solcher Investor könnte die Lust an seinem Spielzeug verlieren. Uns ist genau das passiert: Berlusconi hat sich nach Erreichen seiner Ziele vor Jahren praktisch vom Transfermarkt zurückgezogen und gleicht nur jährlich die Bilanzen aus. Einkäufe werden immer aus Verkäufen finanziert. Mithin haben wir gerade die Situation, vor der es uns bei den Arabern graust. Aber: Solange Milan noch eine aktuell starke Marke ist, ein in Europa bekannter und erfolgreicher Verein, wird kein auch noch so fußballfremder Investor so schnell die Lust verlieren und falls doch, kann er den Verein jederzeit an jemand noch reicheren verkaufen. Wenn wir aber auch nur noch 5 Jahre so weiterwirtschaften wie seit 2004, dann werden sich für den AC Milan nicht mal mehr Scheichs finden.

Diese meine Position muss nicht jedem gefallen, ich bin mir – als Fan – der Kritikwürdigkeit durchaus bewusst. Aber es handelt sich bei einem Fußballklub mit 500 Mio Umsatz im Jahr immer in erster Linie um ein Wirtschaftsunternehmen. Nicht für uns, aber für diejenigen, die die Zeche bezahlen. Insofern ist es legitim, auch die wirtschaftliche Seite eines solchen Deals zu betrachten und zu analysieren. Wenn ich Porsche führe, weil ich die Karre geil finde, ist es mir egal, wie genau die Besitzverhältnisse hinter der Firma sind. Und ich führe lieber Porsche als Borgward.

Gut, „Fan“ sei, ist vielleicht übertrieben. Aber, dass Milan in der arabischen Welt ein Begriff ist und dass Fußball da auch massenweise geguckt wird (auch von Scheich Reich) steht doch wohl außer Frage. Ist mir doch egal, ob das ein Dubai-Werbe-Image-Deal oder ein WM-in-die-Emirate-Paket oder ein Scheichsteuersparmodell wird. So lange der Club nicht in Red Bull Emirates Milan umbenannt wird…

Da bin ich ganz klar Opportunist, als Milan-Fan kategorisch gegen den „calcio moderno“ zu sein ist ja eh problematisch. 😉 Mit Berlusconi verbindet nicht mehr, als dass ich ihm als Unsummen investierendem Vereinspräsidenten sehr dankbar bin – wenn er das nicht mehr kann oder will, ist mir egal, woher und warum das Geld dann kommt. Denn, ja, auch ich bin erst in der Ära Berlusconi Milan-Fan geworden und zwar nicht, weil ich den Mann so charismatisch finde, sondern weil er uns mit Millioneneinsatz eine Spitzentruppe zusammengekauft hat.

Warum auch immer. Auch Berlusca hat ja sein Geld nicht (nur) investiert, weil er so ein großer Milan-Fan war, sondern weil er sich von diesem Investment etwas versprach: Image, Aufmerksamkeit, Werbewirksamkeit. Daran ist überhaupt nichts zu beanstanden, dass jemand Geld investiert, um irgendetwas zurückzubekommen, ist die natürlichste Sache der Welt. Und wenn die Scheichs einsteigen, werden auch die das nicht aus Fantum tun, sondern weil sie sich etwas davon versprechen.

Und ein solches Investment ist niemals rein ökonomischer Natur: mit einem Fußballklub ist kein Geld zu verdienen. Kein Spitzenklub verdient Geld. Die Scheichs sind – wie Berlusconi – auf etwas anderes aus. Pecunia non olet.

Liebe „Gehe-lieber-in-die-Serie-C“-Fraktion:
SO EIN UNSINN!
Keiner von Euch „geht lieber“ in die Serie C. Es gäbe keinen von Euch in der Serie C. Warum? Nun, weil es auch keine „Benevento Fans Berlin“ und keine „Crotone Fans Berlin“ und keine „Pro Sesto Fans Berlin“ und so weiter und so weiter gibt. Die pure Tatsache der Existenz von Auslandsfans, DIE IHR SEID, steht und fällt damit, ob Milan ein „großer Klub“ bleibt oder nicht. Alle andere ist Internet-Geblubber.

Da mir aus formalen Gründen prinzipiell unklar ist, warum ein Investor aus dem arabischen Raum (wo Milan ohnehin sehr beliebt ist) nicht auch Fußballfan sein kann und darf und ich dieses „Kamel-Scheich“-Gerede ziemlich unterste Rassisten-Schublade finde, wenn man sich mal anschaut, was die Jungs da in Dubai bspw. so hingestellt haben und wie viele Fußballfans es von Marrokko bis in den Iran gibt…also mir ist eine Scheich-Variante von Berlusconi herzlich egal, bzw. absolut willkommen, so lange es sich nicht um eine reine Return-of-Investment-Spekulation handelt, sondern um ernsthaftes Engagement.

Tja…..der Ultra, Fan und Idealist, welcher seit dem ich 5 Jahre alt bin, in mir steckt sagt, daß es mir fuckegal ist wer das Geld investiert (Scheich(bäh), Tschink oder Bolshevik(doppelbäh)…aber lieber gehe ich in die Serie C Milanschauen, als einen Mäzen zu haben der sich(wie weiter unten gut beschrieben) nicht mit den Farben, der Stadt und der Mannschaft identifiziert, geschweige denn überhaupt die gleiche Sprache spricht.
Der Realist in mir aber sieht, daß es -zumindest langfristig- leider ohne eine gewaltige Finanzspritze nicht gehen wird.
Zu den Anderen:
Juve – die Familie Agnelli (und die diversen in deren Besitz befindlichen Konzerne FIAT usw.) haben Milliarden in Juve gepumpt..aber sowohl Umberto als auch Gianni Agnelli waren in erster Linie FAN.
Milan – Berlusconi (man mag von ihm halten was man will) hat auch viel Geld investiert…und war/ist auch FAN
Inter – Moratti und seine Ölquellen haben ebenfalls die Knete ‚rausgeholt und sind (auch von denen kann man halten was man will)ebenfalls FANS
Fiorentina – Cecchi Gori hatte die Millionen die er mit den Filmgesellschaften gemacht hat auch in Fiorentina hineingepumpt (mit bescheidenem Erfolg)aber auch diese Familie war/ist(so chaotisch sie auch sein mag) FANS!
Na merkt ihr was?
Die Menschen, die diesen Konzernen vorstehen sind erst mal Italiener und Fußballfans. Sie scheuen sich nicht, wichtige Meetings zu verschieben, um im Stadion zu sein.
Die Firmen sind es (zumindest traditionsgemäß) auch.
Das ist eine Basis auf der ich – persönlich(!) – stehe.
Ich finde es schrecklich und unvorstellbar widerlich, wenn der zukünftige Besitzer meiner (oder auch anderer) Mannschaften einen Torpfosten nicht von einem Kamelhöcker unterscheiden kann, denkt, daß man aus Sibirien eine Mannschaft managen kann, oder nur eine Mannschaft kauft, um bessere Chancen in den Wettbüros von Hong Kong oder Macau hat.
Ja das ist Campanilismo, ja das mag auch protektionistisch klingen, ist es auch.
Und idealistisch ist es auch……
Wir Fußballfans sind die ersten „Opfer“ der Globalisierung….da kommen Leute, die nur Bilanzen im Kopf haben und nicht wissen, was Tradition ist. Die unser geliebtes San Siro abreißen wollen, weil sie einen Tempel des Kommerzes mit gewinngeschwängerten VIPlogen bauen wollen….aber die haben die Knete…..und die Vereine haben in den letzten Jahren so gewirtschaftet, daß sie, um im internationalen Geschäft mithalten zu können, ne Menge Geld ausgeben müssen, um neue Stars zu kaufen, das sie nicht haben und eben auf diese „neuen“ Geldgeber angewiesen sind. Leider, und nochmal: LEIDER kommen die Geldgeber eben NICHT aus Europa…..und das kotzt-mich-an!
Es wird keine Spieler und Trainer mehr geben, die aus Verbundenheit, Liebe zu den Farben, einem gegebenen Ehrenwort oder Freundschaft bei einem Verein bleiben. Solche Werte verschwinden proportional zu der Erhöhung der Preise, die Gezahlt werden. Das ist einfach die Realität, so weh es tut….
Maldini, F Baresi, Rivera, Gattuso bei Milan
Mazzola, Boninsegna, Zanetti, Bergomi und B Baresi bei Inter
Del Piero bei Juve
Das sind die letzten ihrer Art…ab jetzt wird das Gehalt und die Ablöse und nicht irgendwelches bekritzelte Papier (auch Vertrag genannt) entscheiden, wer wann wo spielen wird…
Und dies ist nicht zuletzt die Schuld der Vereine selber, die weit mehr abgebissen haben, als sie kauen können! Deren Gier von gestern erzeugt unseren Unmut von morgen!
Das Ganze nur um es mal wieder auf den Punkt zu bringen…..
Scheichs hin oder her…..es wird ein spannender Sommer!

das lieber ist eben echt schwierig. mit sponsoren kann der verin auch mächtig auf die fresse fliegen. bei den DYNAMOS aus berlin sind es zum teil rechtsoffene bis rechtsextreme sponsoren. der verinen ist deshalb aber auch nicht weiter oben mit drin. wäre er in einer der DFB ligen sähe das anders aus.

ich bin ghegenüber den sponsoren relativ gleichgültig beschimpfen werd‘ ich sie im zweifel trotzdem. loben eher nich‘. dafür machen sie nur ihren job und wollen ja in erster linie geld verdienen…

also, voll ultrà sponsoren nich‘ loben. immer hoch den verein. und sonst nix 😉

ich sehe finazielle investoren äähnlich dialektisch. solange sie die klappe halten und sich nicht in die sportlichen belange einmischen, den verein und seine arbeit nicht gefährden und einfach brav blechen, hab ich mit denen kein problem. oder besser, ein kleineres, als wenn sie alles obige tun würden. die frage bleibt natürlich, wer investiert. die GLS bank, als ethisches und ökologisches unternehemen wäre mir persönlich am liebsten. allerdings kufe ich nie club-trikots mit den sponsoren. deshlab wär mir der aufdruck scheiß egal…

aber, was ganz anderes. maldini ist echt der hammer. 900 spiele für milan. bei ihm kann mensch getrost von töppen sprechen. den hightech-boots von heute traut er bestimmt nich‘ 😆

Entweder, man ist – nachvollziehbar – komplett gegen den „calcio moderno“, dann kann man konsequenterweise nicht Fan des AC Milan sein, sondern muss sich Cavese oder Poggibonsi zuwenden. Oder ich schlucke die Kröte und akzeptiere den „calcio moderno“. Aber dann ist auch egal, von wem das Geld kommt. Und da man sich sein Fansein ja bekanntlich nicht aussuchen kann, bin ich bei der Wahl der Geldgeber pragmatisch – Berlusconi ist ja auch sonst nicht mein Traum, ich müsste aber lügen, wenn ich sagen will, dass er ein schlechter Vereinspräsident ist.

Meine Idee von Fußballvereinen stammt noch irgendwo aus den 70ern. Ich musste mich mit den jetzigen Verhältnissen arrangieren. Berlusconi oder Araber ist mir vor dem Hintergrund relativ gleichgültig (auch wenn mir Berlusconi, der für den Verein Geld investiert noch immer die liebere Lösung wäre).

Und zu Maldini gibt’s nochmal einen Extra-Bericht, den hat er sich verdient.

Sorry falls ich es überlesen habe, aber ich habe jetzt nicht ganz verstanden, ob du selber einen Einstieg der Scheichs positiv sehen würdest… bei ManCity ist er ja nun nicht so richtig geglückt.
Würde mich interessieren.

Da gab’s nicht zu überlesen, ich hab keine Meinung geäußert, denn ich bin selbst zu 100% unentschieden. Die Alternativen lauten ja wie folgt: 1. Wir verkaufen Kakà und versuchen, ein paar Spieler zu kaufen. 2. Wir halten Kakà und machen so weiter wie bisher. 3. Die Scheichs steigen ein und plötzlich ist Kohle da. Die Frage, ob mir die Scheichs oder Berlusconi unsympathischer sind, ist nicht einfach zu beantworten.

Aber ich glaube, die Lage bei ManCity war anders. Das Projekt, sich eine „leere Vereinshülle“ zu kaufen und mit Spielern zu befüllen, ist fehlgeschlagen. Sich den AC Milan zu kaufen und dann zu verstärken ist aufgrund des Images sicherlich erfolgversprechender.

Kurzum: Wenn ich komplett gegen den „Calcio Moderno“ bin, dann darf ich gar kein Milan-Fan sein. Wenn ich aber Milan-Fan bin, sehe ich lieber einen erfolgreichen Verein als einen ausgelutschten. Vor diesem Hintergrund sehe ich den Einstieg der Scheichs nicht unproblematisch aber wenigstens als spannende Option. Was nicht heisst, dass es mir kein Magendrücken bereitet, denn Berlusconi ist ja wenigstens – auch – Fan und nicht nur Investor…