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96, 72, 2014 – Wichtig ist auf dem Platz

Und dann war da noch Joseph Maria Minala, talentierter Mittelfeldspieler aus der Primavera von Lazio. „Aus Afrika in die Serie A“ lautet sein Traum und Sonntag beim Derby gegen AS Roma war er ihm so nah wie nie, als Trainer Edy Reja den 17-jährigen Kameruner in die Männermannschaft berufen hatte. Zum Einsatz kam er zwar nicht, aber es ist für jede Nachwuchshoffnung natürlich ein Traum zum Spielerkreis für ein Derby zu gehören. Gut, er sieht vielleicht älter aus als 17, aber wer weiß, was er schon alles erlebt hat. „Er ist physisch sehr stark, er wurde angefeindet, aber sein Alter steht ja auf dem Personalausweis“ sagte Vito Trobiani, Manager von Vitor Perconti. Bei diesem Römer Amateurverein hatte der am 24 August 1996 in Yaoundè geborene Spieler seine fußballerische Laufbahn nach den Stationen Città dei Ragazzi und Città di Fiumicino ernsthaft durchgestartet. „Unsere Scouts haben uns auf ihn hingewiesen, als sie ihn spielen gesehen haben. Nur weil er ein Farbiger ist, glaubt man, dass sein Alter nicht stimmt.“ so Trobiani weiter.

Udinese, Napoli, Spezia und Inter buhlten um das junge Talent, den Zuschlag erhielt schließlich Lazio, auch weil er seine Heimatstadt Rom nicht verlassen wollte. Mit der Primavera von Lazio erzielt er – als Mittelfeldspieler – 5 Tore in 8 Spielen. Die Stimmen um sein tatsächliches Alter rissen aber nicht ab und nahmen ihren Weg durchs Internet, zunächst auf Webseiten, die sich dem afrikanischen Fußball widmen, sehr schnell aber auch nach Italien übergreifend. Fälle wie Eriberto, Martins oder Taribo West, Spieler die allesamt deutlich älter waren als ihr Verein dachte, haben das Land sensibilisiert. So sehr, dass auch auf den Hartplätzen des Kinder- und Jugendspielbetriebs einer der häufigsten – schlechten – Sprüche gegenüber schwarzen Spielern lautet: „’99 geboren? ’99 ist der vielleicht aus dem Gummiboot gestiegen.“

Sein Spielerberater, Diego Tavano, wischt sofort jeden Zweifel vom Tisch: „Das sind Unterstellungen. Wenn man mit ihm spricht, merkt man sofort, dass er minderjährig ist.“ Aus der Serie: Wer solche Berater hat, braucht keine Feinde mehr. Lazio jedenfalls glaubt an ihn und gab ihm einen Vertrag bis 2016. Minala äußert sich auf Twitter philosophisch zu den Gerüchten: „Neid ist die Schwäche der armen Seelen“

Nun legt das senegalesische Portal senego.net nach. Ihnen gegenüber hätte der Spieler sich offenbart: „In Wirklichkeit bin ich keine 17 Jahre alt, ich habe den Vertrag unterschrieben, damit ich sofort Geld an meine Familie schicken kann, die im Senegal geblieben ist. Im August feiere ich meinen 42. Geburtstag und ich hoffe, das Lazio weiter an mir festhält.“ Das hoffe ich auch. Endlich wieder ist die Serie A um eine spaßige Anekdote angereichert worden, man darf raten, sich streiten und schmunzeln. Die Geschichte wird weiter die Gemüter bewegen, afrikanische Einwohnermeldeämter sind erfahrungsgemäß etwas weniger pingelig als deutsche und man kann dem armen Mann ja auch nicht einfach ein Bein absägen, um die Jahresringe zu zählen. Ob er nun 17, 42 oder irgendwas dazwischen ist: Wichtig ist aufm Platz! Aber eine Pflegecreme sollte er vielleicht trotzdem in Erwägung ziegen.

Peter Pan
Peter Pan

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